Vier Versuche soll der 44-Jährige laut Anklageschrift 2018 unternommen haben. Zuvor sei er auch nach Paris und Marseille gereist, um nach geeigneten Anschlagszielen Ausschau zu halten. Dann brachte ihn aber ein Artikel in einem Magazin des IS auf die Idee, Züge in Deutschland zum Entgleisen zu bringen.
Am 25. Jänner soll er dazu den ersten Versuch unternommen haben: Er soll Holzkeile an den Bahngleisen in Allersberg bei Nürnberg befestigt haben. Dazu hinterließ er eine Speicherkarte mit der Rede eines IS-Sprechers. Doch der erste Versuch scheiterte. Die Konstruktion brachte den ICE nicht zum Entgleisen.
Am 15. August soll er zu einem anderen Anschlagsort gewechselt haben – und zwar zur Berliner S-Bahn-Station Karlshorst. Da soll er ein Seil mit eisernen Hakenkrallen über die Oberleitung geworfen haben – das sollte einen Personenzug entgleisen lassen. Allerdings touchierte zuvor ein Güterzug mit dem Hindernis.
Nur wenige Tage später, am 19. August, soll schon der nächste Anlauf gefolgt sein – wieder in Allersberg. Diesmal verstärkte er laut Anklage die Konstruktion an den Gleisen. Erneut schob der durchfahrende ICE das Hindernis einfach auf die Seite – ohne gröbere Schäden.
Daraufhin dürfte er seine Vorgangsweise komplett verändert – und auch seine elf Jahre jüngere Ehefrau in seine Pläne eingeweiht haben (zumindest fand sich ihre DNA auf sichergestellten Tatwerkzeugen).
Am 7. Oktober reiste der Mann erneut nach Allersberg. Diesmal soll er allerdings in einer Höhe von 1,60 Meter ein Stahlseil quer über die Gleise gespannt haben. Und tatsächlich: Um 23.19 Uhr kollidierte ein ICE mit 160 Passagieren an Bord und einer Geschwindigkeit von 204 km/h mit dem Seil – was Schäden an der Frontscheibe und am Lack verursachte.
Deutsche Polizisten klapperten im Anschluss die betroffene Bahnstrecke Meter für Meter ab und suchten nach Hinweisen zum Täter – gefunden wurden unter anderem Schriftstücke in arabischer Sprache sowie eine Flagge des IS.
Dann, so die Staatsanwaltschaft, änderte der Angeklagte seine Pläne in Richtung der deutschen Hauptstadt Berlin – dort wollte er in der Vorweihnachtszeit einen Anschlag begehen. Dazu gestaltete er auch ein Drohschreiben – was schließlich dazu führte, dass der Mann ausgeforscht wurde. Denn er vergaß in einem Copyshop am Wiener Westbahnhof ein Exemplar des Bekennerschreibens. Ein Mitarbeiter verständigte die Polizei. Ein Fingerabdruck brachte die Ermittler auf die Spur von Qaeser A. Wenig später wurde der Mann festgenommen, seither sitzen er und seine Frau in Untersuchungshaft.
Der Iraker war vorab nie als IS-Sympathisant in Erscheinung getreten. Er arbeitete in einem Supermarkt und als Sicherheitsmann in diversen Fußballstadien, lebte seit 2012 mit seiner Familie in Österreich.
Er sei kein radikaler IS-Sympathisant, habe mit Terrorismus nichts am Hut, erklärte der Verdächtige nach seiner Festnahme. Er habe nur ein Zeichen setzen wollen, weil sich Deutschland an den kriegerischen Handlungen gegen den Irak beteiligt hatte. „Töten wollte er bei den Anschlägen aber niemanden“, sagt sein damaliger – mittlerweile verstorbener – Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz. Zudem habe er nie Pläne gehabt, Anschläge in Österreich zu verüben. Er liebe das Land.
Ein Urteil soll am Donnerstag fallen.
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