Gymnastiktrainer soll Schützlinge missbraucht haben

Landesgericht Wien
Prozess am Straflandesgericht in Wien. Vorfälle liegen zum Teil schon mehr als 20 Jahre zurück.

Am Wiener Straflandesgericht hat sich am Mittwoch ein Gymnastiktrainer wegen schweren sexuellen Missbrauchs und Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses verantworten müssen, weil er sich seinen Schützlingen unsittlich genähert haben soll. Laut APA habe eine Gruppe von Turnerinnen 2019 angezeigt, dass der Mann sie beim Dehnen nicht adäquat berührt haben soll. Daraufhin meldeten sich auch zwei Frauen, die vor mehr als zehn bzw. 20 Jahren Ähnliches erlebt hätten.

Der Mann war in seiner Heimat in einem südosteuropäischen Land im Nationalteam und in den Wirren des Jugoslawienkrieges mit seinen Eltern nach Österreich gekommen. Seitdem arbeitet er als Trainer in Wien. Im Zuge dieser Trainings soll es 2018 zu den Übergriffen gekommen sein, wie eine fünfköpfige Gruppe von Turnerinnen anzeigte. Beim Dehnen soll er die Hüfte und das Gesäß die Mädchen sexuell berührt haben, weshalb diese das meldeten.

Alte Vorfälle tauchten auf

Im Zuge der Ermittlungen meldeten sich daraufhin zwei weitere Frauen. Eine von ihnen wurde vor mehr als 20 Jahren von dem damals 26-Jährigen zu einem Probetraining nach Wien eingeladen. Die damals 13-Jährige wurde im Sommer 1999 von dem Trainer vom Bahnhof abgeholt, allerdings war sie viel zu früh angekommen. "Sie hatte kein Geld bei sich und auch noch nichts gegessen, was vor dem Training nicht gut ist", meinte der mittlerweile 48-Jährige. Da habe er das Mädchen mit in seine Wohnung genommen, die er damals gemeinsam mit seinen Eltern bewohnte.

Die 13-Jährige habe sich "sehr innig" verhalten, immer wieder betont, wie froh sie sei, dass er sie zum Training geladen hätten. Daheim angekommen schauten sich die beiden zum Zeitüberbrücken einen Film an. "Sie hat ihren Kopf auf meine Schulter gelegt, ich habe sie angeschaut und dann haben wir geschmust", meinte der Beschuldigte. Zu mehr sei es nicht gekommen, als er im Gespräch herausgefunden habe, dass das Mädchen erst 13 sei. "Sie war viel jünger, als ich angenommen habe." Daraufhin habe er sich entschuldigt und hat "sofort aufgehört". Laut Anklage habe das Mädchen danach eine Essstörung entwickelt.

Zu einem weiteren Vorfall soll es zehn Jahre später gekommen sein. Nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt war er 2009 mit seiner damals hochschwangeren Freundin wieder nach Wien zurückgekehrt. Bei einem Besuch einer Freundin der Frau, wobei die drei gemeinsam im Bett geschlafen haben, soll es zu einem weiteren sexuellen Übergriff gekommen sein, was der 48-Jährige genauso in Abrede stellte wie alle anderen Vorwürfe.

Für die Einvernahme der betroffenen Mädchen wurde die Öffentlichkeit beim Prozess aufgeschlossen. Ein Urteil wird es am Mittwoch noch nicht geben. Am morgigen Donnerstag findet ein weiterer Verhandlungstag statt.

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