Guter Bruterfolg bei Weißstörchen trotz viel Niederschlags
Glück soll er bringen. Babys auch. Wer daran glaubt, muss zumindest in Österreich wieder eine Zeit lang warten, denn die meisten Weißstörche haben sich bereits auf den Weg Richtung Süden gemacht, wo mehr Nahrung wartet. Denn sobald der Nachwuchs flügge ist, verlassen die Tiere ihren Horst und bewohnen diese erst im März wieder.
Erste Untersuchungen der Tierschutzorganisation Birdlife Österreich zur diesjährigen Saison der wohl bekanntesten Zugvögel stimmen zufrieden. „Der heurige Bruterfolg unserer Weißstörche dürfte erfreulicherweise wieder recht gut verlaufen sein“, sagt Eva Karner-Ranner von Birdlife, denn: „In einer Zwischenbilanz mit dem Vorliegen von knapp einem Drittel aller erfassten Horstdaten – vor allem aus dem Burgenland und Niederösterreich – liegt der Wert heuer bei etwa 2,1 ausgeflogenen Jungvögeln pro besetztem Horst. Zum Glück hat die Schlechtwetterperiode im Mai und Juni zumindest in Ostösterreich nicht zu vielen Jungvögeln das Leben gekostet.“
Mehr Niederschläge
Wie viele Tiere jedes Jahr durchkommen, hängt vor allem vom Nahrungsangebot ab. Damit die Wege nicht zu weit werden, benötigen die Vögel nahrungsreiche Wiesen in der Nähe der Horste. Der zweite wichtige Punkt ist die Witterung. Und die war heuer alles andere als ideal. „Vor allem in der ersten Junihälfte, wenn die Jungvögel noch klein sind, können sich längere Schlechtwetterperioden fatal auswirken“, sagt Karner-Ranner.
„Mit nur rund 15 Prozent erfolgloser Bruten zeigt sich, dass sich wetterbedingte Verluste zumindest in Ostösterreich in Grenzen hielten. In verregneten Jahren kann der Wert deutlich ansteigen und bei rund 20 bis 25 Prozent liegen“, sagt Karner-Ranner. Wie der Bruterfolg in West- und Südösterreich ausgefallen ist, könne man erst im Herbst sagen. „Erfreulich sind Nachrichten von Neu- und Wiederbesiedlungen im Burgenland und der Steiermark, sodass wir auf einen neuerlichen Bestandszuwachs hoffen.“
In Niederösterreich zieht man zwar eine positive Bilanz, aber gerade im Frühjahr zitterte man wegen der Witterung. Andreas Pataki, Geschäftsführer des Schlosses Marchegg, wo die größte baumbrütende Weißstorch-Kolonie in Europa lebt, sagt etwa, dass es durch den kalten, nassen Mai viele tote Küken gegeben habe. Teilweise würden die Jungtiere im Horst ertrinken. Grundsätzlich sei es aber so, dass die Mortalität im ersten Lebensjahr ohnehin sehr hoch ist, „darum kriegen die Störche ja so viel Nachwuchs“.
Das Monitoring heuer zeige aber, dass es mehr als 40 belegte Horste gab und über hundert Küken. „Das ist grundsätzlich ein guter Bruterfolg“, bestätigt auch er die Zahlen von Birdlife. Auffällig sei, so Pataki, dass neue Horste in der Ortschaft näher beim Menschen gebaut werden als noch vor einigen Jahren. „Die Seeadler-Population nimmt zu, und im Ort hat der Storch mehr Ruhe vor Adlern. Er ist ein klassischer Kulturfolger, den auch der Lärm nicht stört.“
Auch andere fliegen heim
Der Weißstorch ist natürlich nicht der einzige Vogel, der momentan den Weg in südlichere Gefilde in Angriff nimmt. Der Hausrotschwanz, der mit Frühlingsbeginn im März in Österreich eintrifft, verlässt das Land erst Ende Oktober und fliegt in den Mittelmeerraum.
Der Kuckuck (siehe Bild) verlässt im Lauf des Monats August das Land in Richtung Afrika. Anders als der Storch, ist diese Vogelart selbst aber weniger mit der Aufzucht von Jungen beschäftigt. Sie legen ihre Eier in fremde Nester und lassen ihre Kuckuckskinder dort von anderen aufziehen.
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