Er ist wieder da: Warum der Storch ein Abenteurer ist
Obwohl auf dem Bild Störche zu sehen sind, handelt es sich nicht um irgendein Dorf am Neusiedler See. Auch um keinen Schornstein mit Nestgehölz darauf. Sondern, man erkennt es unter anderem an dem Elefanten, um die afrikanische Savanne, wo unsere gefiederten Lieblingslangbeine Winterurlaub machen. Mittlerweile ist er schon erschöpft zurückgekehrt oder befindet sich noch auf dem 10.000 Kilometer langen Rückflug. Geschichten über die Vogelfamilie gibt es einige.
Fabeln und Märchen
In vielen europäischen Legenden gilt der Storch als Symbol des Glücks, er überbringt die Säuglinge in einem Korb oder lässt sie durch einen Schornstein fallen. Sitzt ein Storch auf dem Dach eines Hauses, kündigt dies die Geburt eines Kindes an. So schreiben es jedenfalls die Sagen, Fabeln und Märchengeschichten. Er (weiblich: die Störchin) ist ein Wesen, dem oft menschliche Eigenschaften zugeschrieben werden, wie Stolz und Hochmütigkeit. Aber er gilt auch als Gelehrter und Weiser. Und als Reisender, der Abenteuer erlebt. Nun wurde er wieder gesichtet, in der Storchenstadt Marchegg und am Neusiedler See.
Einmal nach Afrika und zurück
Was der Storch alles erlebt hat, um von A nach B zu kommen und wieder retour, ist kaum zu glauben: Wenn sich hierzulande der Spätsommer ankündigt, zieht es Familie Storch gen Süden. Ein beliebtes Reiseziel ist Afrika, genauer Ägypten. Rund um das fruchtbare Ackerland des Nils staksen die Langbeiner gerne im Schlamm herum auf der Suche nach kleinen Reptilien. Seit Jahrtausenden prägen Klimawechsel den inneren "Kompass" der Störche. Kälte und Futterknappheit veranlassen sie dazu ihre heimischen Gegenden zu verlassen.
Und dafür nehmen sie eine lange, anstrengende und gefährliche Flugreise auf sich: Die westliche Reiseroute führt über Gibraltar und die Sahara in die westafrikanische Sahelzone, wo sie zwischen Senegal und Tschad den Winter verbringen. Die Ostroute führt die Störche über den Bosporus bis in den Sudan, weiter nach Tansania und sogar bis nach Südafrika.
Auf afrikanischem Boden angekommen, ist der Storch, und andere Vögel auch, oft erschwerten Lebensumständen ausgesetzt. Kleine Singvögel verfangen sich in einer 700 Kilometer langen Vogelfanganlage, die sich von der Grenze zu Libyen bis zum Gaza-Streifen zieht. Große Vögel, wie der Storch, werden trotz Verbote geschossen und stehen dann sogar auf der Speisekarte der Jäger.
Warum bleiben die Störche bei all der Grausamkeit nicht einfach auf dem Ruster Schornstein im Nestgehölz sitzen?
Tatsächlich passiert das immer häufiger. Die Folgen des Klimawandels verwirren den Instinkt der Tiere, sodass manche im milden Winter bei uns bleiben. Andere wiederum machen einen Zwischenhalt in Südspanien auf ihrer Reise nach Westafrika. Dort finden sie auf Mülldeponien oft viel organische Nahrung, dass sie gar nicht weiterziehen müssen. Gefährlich wird es für sie dann, wenn bei all dem Müll spitze Gegenstände oder giftige Substanzen im Vogelkörper landen. Aber dieses Risko gehört wohl zum abenteurlichen Leben des Storches dazu.
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