Auch in Tirol gebietweise höchste Lawinenwarnstufe
Aufgrund der wieder anhaltenden Schneefälle hat sich die Lawinensituation im Nordalpenraum am Sonntag erneut verschärft. In Tirol haben die Lawinenexperten die höchste Lawinenwarnstufe 5 ausgegeben. Betroffen war der Westen des Landes. Dort können durch den Neuschneezuwachs sehr große und vereinzelt extrem große Lawinen abgehen, teilten die Experten am Sonntagabend in einer Aussendung mit. Die Spitze der Lawinenaktivität soll voraussichtlich in der zweiten Hälfte der Nacht auf Montag erreicht werden.
Lawinen können bis in Tallagen vorstoßen und exponierte Verkehrswege gefährden, warnten die Experten. Mit der Erwärmung steige die Auslösebereitschaft von spontanen trockenen Lawinen vor allem in mittleren und hohen Lagen deutlich an. Zudem seien an steilen Grashängen unterhalb von rund 2.400 Metern vermehrt mittlere bis große Gleitschneelawinen zu erwarten.
Vorsorgliche seien daher Straßensperren nötig. Die Experten appellierten, die Sperrungen unbedingt zu beachten und Sicherheitsanweisungen der Behörden zu befolgen.
Wetter
Wie gefährlich die Situation abseits der Pisten war, zeigte ein Lawinenabgang mit zumindest drei Todesopfern in Lech am Arlberg. Die Skifahrer aus Deutschland wurden im Bereich "Langer Zug" nördlich der Rüfikopf-Seilbahn von einer Lawine erfasst und verschüttet. Die Suche nach dem vierten Skifahrer musste wegen der starken Schneefälle und der Lawinengefahr vorerst abgebrochen werden.
Laut Prognosen könnten laut Manfred Bauer von der ZAMG im Bereich von den westlichen Lechtaler Alpen über den Arlberg bis hin zum Paznaun auf den Bergen bis zu eineinhalb Meter Neuschnee dazukommen. Beruhigung werde sich erst im Laufe des Dienstags einstellen. Da auch unterhalb der Schutzverbauungen viel Neuschnee dazugekommen ist, könnten sich Lawinen bilden, die teilweise den Talboden erreichen.
In Salzburg waren am Sonntag rund 6.000 Personen von der Außenwelt abgeschnitten. Davon befanden sich rund 3.000 Einwohner und 2.000 Gäste in Rauris. Die L112 war wegen einer drohenden Lawine gesperrt, die nicht abgesprengt werden konnte.
Fast im ganzen Land Salzburg herrschte große Lawinengefahr. Es galt Warnstufe 4 der fünfteiligen Skala, zudem herrschte eine heikle Triebschneesituation. "Wir raten, auf Fahrten im freien Gelände unbedingt zu verzichten", betonte Norbert Altenhofer, Leiter des Salzburger Lawinenwarndienstes.
Sieben Tage Schneefall - eine Bilanz
In den Nordalpen und den Niederen Tauern war die Lawinengefahr auch in der Steiermark erneut sehr groß. Bis zu 30 Zentimeter Neuschnee und starker Wind führten zu instabilen Triebschneeansammlungen, die als Auslöser für Schneebretter oder Lockerschneelawinen gelten. Es herrschte Lawinenwarnstufe vier, für Montag wurde wieder mit einem Anstieg der Gefahr und Erhöhung der Stufe gerechnet.
In der Obersteiermark wurde die L17, die Straße in die Radmer nach acht Tagen wieder freigegeben. Die akute Lawinengefahr konnte gebannt werden. Einige Straßen mussten gesperrt bleiben, davon waren 1.555 Personen betroffen.
In Oberösterreich blieb die Lage bei großer Lawinengefahr angespannt. Über 1.000 Einsatzkräfte arbeiteten in den Bezirken Gmunden und Kirchdorf an der Krems daran, Dächer von der Schneelast zu befreien. Durch die milden Temperaturen und den Regen werde der Schnee immer schwerer, berichtete das Bezirksfeuerwehrkommando Gmunden.
Die Verbindungen in die Steiermark - Hengstpass, Pyhrnpass, Koppenpass - waren weiterhin wie etliche Straßen im ganzen Land gesperrt, Gosau im Bezirk Gmunden wie bereits in den vergangenen Tagen nur von Salzburg aus erreichbar.
Die Lawinensituation in Niederösterreich hat sich am Sonntag ebenfalls zugespitzt. In den Ybbstaler Alpen sowie ab 1.500 Metern im Rax-Schneeberggebiet wurde die Gefahr als "groß" (Stufe 4 von 5), in den übrigen Regionen als "erheblich" (Stufe 3) eingestuft. Die Situation soll sich laut Lawinenwarndienst bis Montag noch verschärfen.
Nach einer neuen Beurteilung der Sicherheitslage durch die Lawinenkommission am Sonntagabend ist schließlich auch der Fernpass gesperrt worden. Somit war vorerst nur mehr eine großräumige Umfahrung über die Inntalautobahn (A12) möglich, teilte das Land Tirol in einer Aussendung mit. Damit war die wichtige Transitroute nach Deutschland nicht befahrbar.
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