Grippesaison: Hürdenlauf zur nächsten Massenimpfung
Gesperrte Wartelisten, überlastete Online-Buchungssysteme und frustrierte Impfwillige, die keinen Termin bekamen: Unter dem Eindruck der Covid-Erkrankungen und Corona-Lockdowns rannten die Österreicher im vergangenen Herbst Ärzten und Apothekern die Türen ein, um Impfstoff zu bekommen - allerdings gegen Influenza.
Aus dem Ansturm des Vorjahrs haben einige Bundesländer Konsequenzen gezogen und zumindest die Kontingente für die anlaufende Saison aufgestockt.
In Oberösterreich wurden 30.000 Dosen für die Impfaktionen der Gebietskörperschaften bestellt, in der Steiermark 40.000, das ist eine Verdoppelung. Wien orderte erneut das größte Kontingent aller Länder, 400.000 Stück nämlich. Damit liegt die Bundeshauptstadt in etwa auf der Menge des Vorjahres. Niederösterreich hat im Gegensatz zu 2020 keine eigenen zusätzlichen Impfdosen - 80.000 waren dies 2020 - geordert, sondern verweist auf die Beschaffung der Apotheken.
Gerhard Kobinger, Impfexperte im Präsidium der Apothekerkammer Österreich, schätzt, das alle öffentlichen Stellen zusammen gerechnet heuer zwischen 800.000 und 900.000 Dosen bestellt haben. Dazu komme noch eine „schwache Million“, die Apotheken direkt von Produzenten beziehen.
Was allerdings noch immer fehlt, ist eine österreichweit einheitliche Strategie. Schon im Vorjahr fuhren nur vier Bundesländer Impfkampagnen. Andreas Huss, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), beklagte vor Kurzem, dass es keine bundesweite Kampagne und schon gar keine Kostenübernahme für alle Interessierten gäbe wie etwa Wien das vormacht: Zwölf Millionen Euro kostete die Gratis-Grippeimpfung für alle die Stadt im Vorjahr; auch heuer wiederholt Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) die Aktion. Österreichweit soll das erst im kommenden Jahr so weit sein.
Bis dahin muss eine große Gruppe an Impfwilligen zahlen, und zwar je nach Bundesland: So kostet eine Impfung in einer öffentlichen Impfstelle in der Steiermark 16 Euro die Grippeimpfung wird damit erheblich teurer, 2020 waren es noch 13 Euro. Für Menschen ab 65 Jahren gibt es heuer erstmals einen neu entwickelten Impfstoff; der Kostenbeitrag in der Impfstelle beträgt hier gleich 25 Euro.
Wie groß wird die Nachfrage?
Bundesweit kostenlos ist die Impfaktion gegen Influenza seit dem Vorjahr nur für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre sowie Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen. Manche Bundesländer bieten auch Gratis-Impfungen für Mitarbeiter dieser Einrichtungen oder für Lehrer an.
Ob die Nachfrage nach Grippeimpfungen aber heuer überhaupt so groß ist wie im Herbst und Winter 2020, lasse sich kaum abschätzen, betont Apotheker Kobinger. „Im Vorjahr hat es noch keinen Corona-Impfstoff gegeben, da war das Interesse natürlich groß.“
Das wirkte sich auch auf die Durchimpfungsquote aus: Sie schnellte auf 20 Prozent hinauf, zuvor dümpelte sie stets bei fünf bis acht Prozent herum. „Außerdem hat es durch Lockdown, Maskentragen und social Distancing praktisch keine Grippewelle gegeben“, überlegt Kobinger. „Da gibt es jetzt zwei Möglichkeiten: Die Leute haben gelernt und lassen sich wieder impfen. Oder sie sagen, da war eh nix, das brauchen wir nicht.“
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