Grazer FPÖ gerät wegen Finanzaffären heftig ins Straucheln

Ex-FPÖ-Vizebürgermeister Mario Eustacchio
Nach Wirbel um Gagen für Stadtparteichef und Klubobmann zeigte sich nun auch der FPÖ-Finanzreferent selbst an.

Im Fasching 2017 verkleideten sich Funktionäre der Grazer FPÖ just als Sträflinge. Ein Foto davon wird derzeit vielfach in sozialen Medien geteilt: Damals habe wohl jemand der FPÖ die Frage gestellt, wo sie sich in fünf Jahren sehe, spottet eine Kommentatorin.

Weshalb dieser Schnappschuss im November 2021 plötzlich so populär ist? Weil die Grazer FPÖ gerade ziemlich strauchelt: Ihr bisheriger Obmann Mario Eustacchio und Klubchef Armin Sippel legten vor kurzem ihre politischen Ämter zurück, weil sie sich zusätzliche Gagen genehmigt haben sollen zum Teil aus Klubgeldern, die aus Steuermitteln stammen. Eustacchio war seit 2017 in der ÖVP-FPÖ-Koalition Vizebürgermeister in Graz.

Am Freitag ging zudem eine Selbstanzeige des FPÖ-Finanzreferenten bei der Justiz ein: Er soll 500.000 Euro aus der Grazer Parteikasse für sich selbst behalten oder genauer, aus Klubgeldern abgezweigt haben. Worauf wiederum der Grazer Magistratsdirektor Martin Haidvogl die Ohren spitzte: Er beauftragte die Innenrevision des Magistrats, sich doch auch die Gebarung jener Abteilung anzusehen, die der Verdächtige leitete. Derzeit gäbe es aber „keine Hinweise auf Unregelmäßigkeiten“, betonte Haidvogl.

Parteiamt wie Arbeitsplatz hat der Grazer nicht mehr, er trat auch aus der FPÖ aus. Um den Schaden vorab zu tilgen und tätige Reue zu beweisen, hat der Verdächtige auch gleich einmal mehr als 500.000 Euro auf das Konto der Staatsanwaltschaft Graz überwiesen. Diese ermittelt dennoch, und zwar wegen des Verdachts der Untreue. FPÖ-Landesparteiobmann Mario Kunasek versicherte, „Transparenz und Aufklärung“ stünden an erster Stelle: „Oberstes Ziel ist es, die Vorwürfe restlos zu klären.“

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