Goldenes Ehrenzeichen für österreichische Nobelpreisträger

Die Nobelpreisträger mit Ehrenzeichen umringen den Bundeskanzler.
Die feierliche Verleihung in der Präsidentschaftskanzlei verlief nicht ohne Zwischenfall.

Donnerstagabend wurde in der Präsidentschaftskanzlei in Wien gefeiert. Bundespräsident Alexander Van der Bellen lud zum feierlichen Empfang. Die österreichischen Nobelpreisträger Anton Zeilinger, Peter Handke und Eric Kandel folgten und holten sich persönlich das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande ab.

Doch die Zeremonie verlief zunächst nicht ganz wie geplant. Der Sessel mit dem Physik-Nobelpreisträger aus 2022 brach vor der Verleihung beinahe zusammen. Es knackste heftig, doch Zeilinger reagierte blitzschnell.

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Der Literatur-Nobelpreisträger von 2019 verhielt sich nobel, schnell zur Stelle tätschelte Handke Zeilingers Wange.

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"Im Anschluss werden wir uns ins Schlafzimmer der Kaiserin Maria Theresia zurückziehen", sagte VdB im Spiegelsaal. Schmunzeln.

Goldenes Ehrenzeichen für österreichische Nobelpreisträger

Van der Bellen ehrt vor Publikum die Leistungen.

Doch bis es so weit war, wurde noch viel gesprochen, gelobt und gefreut.

Zunächst hob Bundespräsident hervor, dass die drei Nobelpreisträger „in unterschiedlichen Berufsfeldern“ Außerordentliches geschaffen und daher „die höchste Auszeichnung, die man sich vorstellen kann“, nämlich den Nobelpreis, erhalten haben.

Der in Ried im Innkreis (OÖ) geborene Quantenphysiker Anton Zeilinger (78) erhielt im Jahr 2022 gemeinsam mit Alain Aspect und John Clauser für Experimente mit verschränkten Photonen und allgemein verschränkten Quantenzuständen den Nobelpreis für Physik. 

Goldenes Ehrenzeichen für österreichische Nobelpreisträger

Autor Peter Handke war nicht immer unumstritten.

Der im Kärntner Griffen geborene und heute in Paris lebende Autor Peter Handke (81) bekam 2019 „für ein einflussreiches Werk, das mit sprachlichem Einfallsreichtum Randbereiche und die Spezifität menschlicher Erfahrungen ausgelotet hat“ den Literaturnobelpreis zuerkannt. 

Der in Wien geborene und 1939 mit seiner Familie in die USA geflüchtete Psychiater, Physiologe, Neurowissenschafter und Biochemiker Eric Kandel (94) bekam im Jahr 2000 für „Entdeckungen betreffend der Signalübertragung im Nervensystem“ den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin zugesprochen.

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„Drei Nobelpreisträger, eine Laudatio: schwierig“, begann der Bundespräsident im Spiegelsaal der Hofburg seine Rede vor Ehrengästen wie Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne), Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und ÖAW-Präsident Heinz Faßmann. Er überlegte: „Was haben sie gemeinsam?“ Es sei wohl „intensive Hingabe an einen Beruf oder eine Berufung, Leidenschaft, Hartnäckigkeit, Unbeirrbarkeit, Talent, Begabung, ungewöhnliche Intelligenz - früher hätte man gesagt: Genie“, das die drei Geehrten verbinde, die Neuland beschritten und dabei anfangs auch Widerstände zu überwinden gehabt hätten.

Goldenes Ehrenzeichen für österreichische Nobelpreisträger

Das Publikum unterhielt sich offensichtlich gut.

Van der Bellen wies auf die besondere „Häufigkeit der Nobelpreise in den letzten 24 Jahren, die an Menschen gingen, die in Österreich geboren wurden oder hier ihre ersten Studien gemacht haben“, hin, und nannte neben Zeilinger, Handke und Kandel noch Elfriede Jelinek (Literaturnobelpreis 2004), Martin Karplus (Chemienobelpreis 2013) und Ferenc Krausz (Physiknobelpreis 2023). Diese seien ebenfalls eingeladen gewesen, hätten jedoch leider nicht kommen können.

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Das „Große Goldene Ehrenzeichen am Bande“ sei „die höchste Auszeichnung, die unser Land vergeben kann“, sagte der Bundespräsident. „Genau deswegen haben Sie sie verdient. Dass Sie Vorbilder für die nächsten Generationen sind - damit müssen Sie leben!“ Anton Zeilinger sprach namens der Geehrten die Dankesworte und nannte die im Festsaal der ÖAW angebrachte Inschrift „Causarum Investigatio“, die „Erforschung der Ursachen“, die Gemeinsamkeit der drei an diesem Abend Ausgezeichneten.

Das „Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich“ ist nach dem nur an Staatsoberhäupter und Monarchen verliehenen „Groß-Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich“ die höchste Ehrung der Republik. 

Große Goldene Ehrenzeichen am Bande wird selten vergeben

Vorwiegend ging es bisher an Politiker und Botschafter, zuletzt u.a. etwa an den Botschafter der Republik Kosovo und die polnische Botschafterin sowie an die Ex-Bundeskanzlerin und frühere Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes Brigitte Bierlein. 

Unter den Ausgezeichneten finden sich laut dem Online-Lexikon Wikipedia neben dem heute ebenfalls anwesenden Kardinal Christoph Schönborn u.a. etwa auch Silvio Berlusconi (2002), Karl-Heinz Grasser (2003) oder Ernst Strasser (2003).

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