Sportler und Politiker mit Wunschkennzeichen
Als am 2. Oktober 1989 die Registrierung startete, drängten sich vor den Kfz-Zulassungsstellen der Bezirkshauptmannschaften und Verkehrsämter die Menschenmassen. Jeder wollte seine ganz persönliche Nummerntafel bestellen. Ab Anfang 1990 prägten dann MAUSI 1 und Co erstmals das heimische Straßenbild.
Auffallen wollte der kleine Mann genauso wie manch Prominenter. Die ÖVP-Politikerin Benita Ferrero Waldner ging mit B-ENITA 1 in den Präsidentschafts-Wahlkampf. Dem Skispringer Andreas Goldberger wurde sein AM-GOLD 1 sogar gestohlen. SP-RUNG 1 zierte hingegen passenderweise das Auto des Kärntner Skisprungstars Thomas Morgenstern.
Wenig Freude mit Hanf und Bier
So manche Scherze gingen allerdings nach hinten los. S-HANF 1 hatte sich ein Salzburger Szenewirt zugelegt, der sich auf (vollkommen legales) Kochen von Hanfprodukten spezialisiert hatte. Die Folge war, dass ihn fast jede Polizeistreife aufhielt.
W-MOSE 1 hatte ein Wiener auf seinem Auto. Als er sich aber Ö-Striche auf das O malte, wurde die Behörde aber aktiv, verstand keinen Spaß und zeigte ihn wegen Urkundenfälschung an.
VB-BIER 1 hingegen wurde bereits kurz nach der Auslieferung vermutlich von einem Souvenierjäger entwendet.
Manches sorgte auch für allgemeine Erheiterung, etwa L-ULLI 1 in Oberösterreich oder W-OLFIL 8, IM-BETT 6, W-OZU 6 und MI-LECK 5. Jener Lenker, der VI-AGRA 1 wählte, brachte hingegen ratlose Blicke.
Hitler, Wehrmacht, Konzentrationslager oder SS
Immer wieder für Aufsehen sorgten auch Taferln mit NS-Bezug, denn anfänglich hatten die Bestimmungen noch Lücken - bei W-EHRM 8 war die Behörde machtlos, auch gab es oft Diskussionen mit den Lenkern. So wollte jemand W–NSDAP 1 als Kennzeichen haben. „Ich habe dem Mann erklärt, dass er sich damit der Wiederbetätigung schuldig machen würde. Der Pkw-Besitzer hat mir erklärt, das seien die Anfangsbuchstaben seiner besten Freunde“, berichtete ein Mitarbeiter vom Wiener Verkehrsamt. Die Tafel wurde dennoch nicht ausgeliefert.
Doch immer wieder rutschte auch etwas durch, in der Steiermark waren zeitweise SS 1 oder KZ 88 unterwegs, in Kufstein KU-KLUX 1. In Tirol wurde sogar irrtümlich serienmäßig das verbotene Kürzel HH (Heil Hitler) verteilt., was zu Diskussionen im Landtag führte.
Doch mittlerweile wurde da Gesetz zweimal - in den Jahren 2015 und 2024 - nachgeschärft, zahlreiche nationalsozialistische Codes wurden ebenso verboten wie Bezüge zum Islamischen Staat. Regelungen wie in Deutschland, wo auch Hinweise auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verboten wurden, gibt es hierzulande nicht.
2012 gab es Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs
Mittlerweile wurden laut Verkehrsministerium jedenfalls rund 783.000 Wunschkennzeichen ausgegeben. Waren früher vor allem Privatpersonen interessiert, so sind es mittlerweile eher Firmen, heißt es. Das hat auch damit zu tun, dass ein Antrag mittlerweile 435,30 Euro kostet. Nach einer Flaute in den 10er-Jahren mit nur noch rund 17.000 Anträgen, gab es ab 2020 wieder einen Boom mit um die 30.000 neuen Wunschkennzeichen.
Per Gesetz müssen die Einnahmen jedenfalls für Verkehrssicherheitsprojekte verwendet werden. Dass rund um das Jahr 2010 Millionen in Inserate mit Ministerfotos und an parteinahe Medienhäuser flossen, führte sogar zu Ermittlungen gegen die damalige Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ). Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren allerdings ein.
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