Geplante Tunnels für Bahnausbau zu steil?

Geplante Tunnels für Bahnausbau zu steil?
Die Liste der Bedenken ist lang: Können nach Grubenlaufkäfer und Steinkrebs geologische Bedenken den Bau stoppen?

Ein Rückblick zeigt die gewaltige Dimension auf: Schon seit der Jahrtausendwende existieren Pläne, wie die Züge an der Westbahnstrecke durch den Flachgau Tempo gewinnen können. Die mehr als 150 Jahre alte Streckenführung bremst. Das Projekt sieht zwei Tunnels mit einer Gesamtlänge von 16,5 Kilometer vor. Einfahrt und Ausfahrt sind bei Köstendorf und Kasern geplant. Die Baustelle soll mindestens 17 Jahre dauern. Rund 2,5 Millionen Kubikmeter Tunnelausbruchmaterial fallen an. Mehrere Bürgerinitiativen kämpften massiv gegen Deponien in den betroffenen Gemeinden. Gefährdete Arten wie der Grubenlaufkäfer brachten die Planungen zu Fall. Mittlerweile kündigten die ÖBB an, dass der Tunnelaushub per Bahn aus dem Projektgebiet abtransportiert wird. Ein weiteres Zugeständnis sei, dass neuartige Bohrgeräte zum Einsatz kommen, die den Eingriff beim Tunnelostportal minimieren und einen Wald bei Haunharting verschonen.

Bedenken der Bürger

Am Mittwoch meldeten sich erneut Gegner des Jahrhundert-Projekts zu Wort. Sie orten Probleme mit dem Untergrund und zogen auch einen Geometer zurate: EU-weit sei bei neugebauten Schienenstrecken mittlerweile eine Steigung von maximal vier Promille Usus, so Thomas Neff von der Bürgerinitiative „IG Bahntunnel Flachgau“. Das aufgrund der Geologie tief verlaufende Projekt der ÖBB komme auf 15,35 Promille, was vor allem bei schweren Güterzügen auch ein Sicherheitsrisiko sei.

Die ÖBB kontern mit 185 Jahren Erfahrung im Streckenbau: „Die Steigung wird in keinem Bereich den empfohlenen Grenzwert von acht Promille überschreiten“, so Sprecherin Birgit Reitbauer.

Die Bewohner sorgen sich auch um das Grundwasser in der Region. Die schon bestehenden Bohrlöcher seien bis oben mit Wasser gefüllt, was das enorme Wasseraufkommen im Boden der Region nochmals bestätigen würde, so die Anrainer. Neff: „Man greift die Riedlwaldplatte an, rund 40.000 Menschen bekommen von hier ihr Wasser.“ Die ÖBB argumentieren, auf eine Tunnelführung unterhalb der Grundwasserleiter zu achten.

Fahrzeit sparen

Wer in Railjet & Co. die Strecke regelmäßig fährt, kennt das Gefühl: In Niederösterreich ist noch ordentlich Tempo von bis zu 230 km/h möglich. Geht es weiter Richtung Salzburg, bremst die bogenreiche Strecke die Züge. Von einem Ausbau von Köstendorf bis Salzburg-Kasern erwartet man sich eine Zeitersparnis von rund fünf Minuten. Vor allem sei dann ein dringend notwendiger Ausbau des Nahverkehrs möglich, wie auch Verkehrslandesrat Stefan Schnöll betont. Das bedeute: Besserer Takt, bessere Umsteigzeiten. Gegner pochen auf einen Ausbau der derzeit bestehenden Strecke, die aber nicht überall viergleisig möglich wäre.

Weiterer Plan

Geht es nach Wunsch der Planer, soll die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die insgesamt 21,3 Kilometer lange Strecke heuer noch abgeschlossen sein. 2024 wollen die ÖBB alle Unterlagen einreichen.

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