Gärtnern mit der Mohnblume aus der Bibliothek

Gärtnern mit der Mohnblume aus der Bibliothek
Kärntner Hobbygärtner erhalten bei der Arbeiterkammer nun gratis Blumen-Samen

Wen es in die Bibliotheken der Arbeiterkammer (AK) in Klagenfurt oder Villach verschlägt, der kann neben einem Buch ab sofort noch etwas anderes mit nach Hause nehmen: Gemüsesaatgut und Blumensamen. Denn in der Landeshauptstadt und der Alpen-Adria-Mediathek können Blumenfreunde seit Mittwoch Chili, Erdkirsche, Rattenschwanzrettich, Stoppelrüben oder Mohnblume im Rahmen der Saatgut-Bibliothek kostenlos „ausleihen“.

„Unsere Idee war, dass man nicht nur über den Garten lesen kann, sondern diesen auch in die Tat umsetzt“, sagt Roman Huditsch, Leiter der AK-Bibliotheken. Gartenfreunde und Hobbygärtner können sich deshalb gratis bis zu zwei Säckchen pro Person in den zwei Bibliotheken abholen, zu Hause im Garten oder auf dem Balkon anpflanzen und im Idealfall nach der Ernte die Samenkörner wieder zurück in die Saatgut-Bibliothek bringen.

Nachhaltigkeit und Teilen

Inspiriert wurden die Kärntner von der Idee der besonderen Bibliotheken aus dem Nachbarland Deutschland. Im Süden Österreichs kommt das Konzept heuer zum ersten Mal zum Einsatz – wenn nicht sogar in ganz Österreich. „Aus den großen Bibliotheken bei uns in Österreich ist mir nichts Vergleichbares bekannt. Es gibt zwar in Wien oder Graz Bibliotheken, wo man Alltagsgegenstände ausborgen kann, aber von Pflanzen habe ich noch nichts gehört“, erzählt Huditsch. Derzeit stellt die AK über 100 Sorten verschiedenster Blumen- und Gemüsesamen in der Saatgut-Bibliothek zur Verfügung.

„400 Säckchen sind lagernd, weitere 200 bereits vorbestellt, weil die Nachfrage so groß ist“, sagt Huditsch. Die Pflanzen-Bibliothek soll vor allem auch das Thema Nachhaltigkeit verstärkt in den Fokus rücken. Doch auch ein zweiter großer Trend taucht im Gespräch mit dem Bibliotheksleiter auf: Sharing Economy, die geteilte Nutzung von Ressourcen.

„Unser Wunsch wäre es, dass die Leute, wenn die Pflanzen bei Ihnen zu Hause Samen gebildet haben, diese wieder zurück zu uns in die Bibliothek bringen und wir diese Samen dann an neue Kunden weitergeben. So entsteht ein Kreislauf“, sagt Huditsch. AK-Präsident Günther Goach geht sogar noch einen Schritt weiter: „Mit der Saatgut-Bibliothek erweitern wir unser umfangreiches Literaturangebot zu Nutz- und Zierpflanzen – natürlich mit etwas Geduld – um echten Geruch und Geschmack. Wir erhalten im besten Fall sogar alte Sorten.“

Kurse zum Bau eines Hochbeets

Und auch Pläne für die Zukunft sind bereits geschmiedet. So sollen Hobbygärtner im kommenden Jahr nicht nur durch Bücher und Saatgut in den Bibliotheken inspiriert und unterstützt werden, sondern auch durch Vorträge. „Wir planen etwa Kurse zum Thema richtiges Säen, eine praktische Anleitung zum Bau eines Hochbeets, oder auch Besuche in den Schulen“, sagt Huditsch.

Dass gerade in Corona-Zeiten das Interesse an allem, was mit dem Thema Garten zu tun hat, sehr groß ist, weiß Huditsch. „Wir als Arbeiterkammer haben auch einen Bildungsauftrag. Wir versuchen, mit unseren öffentlichen Bibliotheken darum auch Zielgruppen zu erreichen, die man vielleicht nicht prioritär mit der Arbeiterkammer in Verbindung bringen würde.“

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