Fußball am Bildschirm, statt am Platz

Wie im echten Spiel, wird auch beim Fußballspielen auf der Konsole jeder Fehler bestraft, weiß Özelt. Die Tastenkombinationen für die Tricks müssen deshalb sitzen.
Fabio Özelt ist der erste E-Sportler des Bundesheeres. Stundenlang sitzt er vor dem Bildschirm, fit ist er dennoch.

Red Bull Salzburg gewinnt gegen Paris Saint-Germain. 5:0 steht es nach der 90. Spielminute. Die meisten Treffer landete Noah Okafor – eigentlich aber Fabio Özelt. Der 20-Jährige ist der Mann hinter den Tasten. Denn auch wenn es auf dem Bildschirm so gut wie real aussieht, ist es das nicht. Özelt spielt davor auf der Konsole FIFA, nicht aber nur zum Spaß. Er ist der erste professionelle E-Sportler des österreichischen Bundesheeres und Mitglied im neu gegründeten „ÖFB eFootball-Nationalteam“.

Insgesamt 406 Sportler und Sportlerinnen in etwa 54 Disziplinen unterstützt das Bundesheer in Österreich durch die sogenannte Heeresleistungssportförderung mit einem Grundgehalt sowie der Sozialversicherung. Dass darunter mittlerweile – auf Wunsch des Verteidigungsministeriums – auch das Sitzen vor dem Bildschirm fällt, mag für viele widersprüchlich klingen. Für das Heer gibt es jedoch verschiedenste Gründe, auch E-Sport zu fördern.

Fußball am Bildschirm, statt am Platz

Dieter Muhr, Militärkommandant von Oberösterreich.

„Unsere Aufgabe ist es, Sportarten zu fördern, die es sonst gar nicht geben würde“, so Dieter Muhr, Militärkommandant von Oberösterreich, am Dienstag in der HTL Grieskirchen. Denn dort ist er mit dem Gefreiten Özelt zu Besuch, um an die Jugendlichen auch eine weitere wichtige Botschaft auszusenden: Computerspielen ist o. k., aber nur mit ausreichend Bewegung.

Untauglich

Denn wie Auswertungen der jährlichen Stellung zeigen, werde bereits ein Fünftel der jungen Männer als untaugliche eingestuft. Einer der Gründe dafür ist Übergewicht durch zu wenig Bewegung und schlechte Ernährung. Obwohl Özelt bis zu neun Stunden am Tag vor dem Computer verbringt, ist er das komplette Gegenteil: Kein Gramm Fett ist zu viel an seinem Körper. „Ich stehe um 7.30 Uhr auf und beginne gleich mit dem körperlichen Training“, so Özelt.

Fußball am Bildschirm, statt am Platz

Computerspielen und körperliche Bewegung schließen sich nicht gegenseitig aus: Özelt trainiert jeden Tag.

Wie dieses aussieht, zeigt er auch sogleich vor: Arme kreisen, Handgelenke dehnen, laufen und Bauchmuskel trainieren. „Bauch, Rumpf, und seitliche Muskulatur müssen stabil sein, damit man beim vielen Sitzen nicht einfällt“, weiß Thomas Schlager, Leiter der Abteilung für Heeresleistungssport. Und auch Özelts Speiseplan gestaltet sich anders, als man es sich von einem Zocker erwartet: Chips und Cola sind nichts für ihn. „Wenig Kohlenhydrate, dafür Nüsse und Zitronenwasser.“ Nur so könne er die Konzentration über Stunden aufrecht erhalten, erklärt Özelt. Für die nötige Fingerfertigkeit sorgen Reaktionsspiele am Handy.

Gegner studieren

Fast jede Woche nimmt er an einem Turnier teil – das Preisgeld dabei könne bis zu 300.000 Euro betragen.

Trend
E-Sport liegt voll im Trend: 2019 verfolgten etwa 100 Millionen Menschen die Weltmeisterschaft vom Computerspiel  „League of Legends“.  Diese Menge macht es auch attraktiv für Sponsoren: 2019 gewann der 17-jährige Österreicher David Wang mit seinem Teamkameraden 2,69 Millionen Euro bei der „Fortnite“-WM.

600 Fingerbewegungen pro Minute führen Profis im E-Sport bei manchen Spielen aus.

Auch Länderspiele, wo Özelt für Österreich antritt, sind darunter. Der feine Unterschied: Er darf sich dabei sein Team ungeachtet der Nationalitäten zusammenstellen, statt Marko Arnautović könne deshalb schon mal Cristiano Ronaldo im Sturm stehen.

Ansonsten laufen Özelts Vorbereitungen, wie vor einem normalen Match ab: Gegner studieren und Taktik anpassen, denn jeder E-Sportler habe seine Spielweise: „Ich trickse am liebsten im 16er herum“, verrät Özelt seine Strategie, die er sich seit Jahren beibringt: Mit Bruder und Papa hätte er im Wohnzimmer begonnen FIFA zu spielen. 2021 erreichte er denn 109. Platz der Weltrangliste und spielt damit vorne mit.

Fußball am Bildschirm, statt am Platz

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