Eine Handvoll Baby: Frühchen wog nur 273 Gramm

Anita und Doro Miskovic mit Gabriel
Gabriel wurde in der 26. Schwangerschaftswoche geholt: Er ist das leichteste je in Österreich geborene Kind.

Als Gabriel zur Welt kam, passte er in die geöffnete Hand eines Mannes. „Sein gesamtes Blutvolumen hat 30  Milliliter umfasst“, erinnert sich Mediziner Berndt Urlesberger. „Das sind drei Esslöffel.“

Der kleinste Drilling

Gabriel wurde am 11. Juli 2019 in der Grazer Kinderklinik per Kaiserschnitt geboren. Er war der Erste der Drillingsbrüder, die in der 26. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt geholt werden mussten: Er wog exakt 273 Gramm, war 26 Zentimeter klein  und somit das leichteste jemals in Österreich geborene Frühchen. Weltweit waren bisher nur vier Babys leichter als er.


 

Eine Handvoll Baby: Frühchen wog nur 273 Gramm

Verglichen mit Gabriel waren seine „großen“ Brüder Raphael und Michael  fast schon Schwergewichte unter den Frühgeburten: Sie brachten jeweils um die 800 Gramm auf die Waage und konnten deshalb bereits nach vier Monaten aus der Neonatologie entlassen werden, während Gabriel sieben Monate intensiv von den Grazer Spezialisten betreut wurde.

1: 100.000

Ein Jahr später  bringt Gabriel mehr als fünf Kilogramm  auf die Waage,  Raphael und Michael  wiegen je 7,5 Kilogramm. Zum ersten Geburtstag gab es nicht nur eine Feier, sondern am Freitag  auch einen Pressetermin im Spital, den die drei in blau gekleideten Babys fröhlich glucksend absolvieren.

 

Gabriel sitzt auf dem Schoß von Mama Anita Miskovic am Podium und interessiert sich mehr für seine Trinkflasche als für den Rummel um ihn herum. „Er ist unser Wunder“, versichert  Anita und erinnert sich, dass die Mitteilung einer Drillingsschwangerschaft anfangs  durchaus ein Schock gewesen sei. Zumal  sich  die Kinder eine Plazenta teilten: Das kommt statistisch einmal unter 100.000 Drillingsschwangerschaften vor.

Gerade einmal 273 Gramm schwer

Drei Herzen schlagen

Raphael und Michael bekamen  mehr Blut ab als Gabriel, der dadurch in akuter Gefahr schwebte. „Bei einer solchen Schwangerschaft stellen sich ethische Fragen“, betont Wolfgang Schöll, Leiter der Abteilung Geburtshilfe. „Eine davon abbrechen, um die anderen Kinder zu retten?“ Anita und Duro Miskovic entschieden sich strikt dagegen und für alle Kinder. „Jede Untersuchung in der Schwangerschaft war ein Stress für mich“, schildert die Grazerin. „Beim Ultraschall war ich jedes Mal froh, zu hören, dass  alle drei Herzen schlagen.“

"Stark sein"

Am 11. Juli mussten die Babys geholt werden, Gabriel war in Lebensgefahr.  Alle drei waren extreme Frühchen, doch Gabriel ein besonderes Leichtgewicht. „Ich hab’ jeden Tag zu den Kindern gesprochen: Haltet noch ein bisschen aus“, erinnert sich ihre Mama am Freitag unter Tränen. „Ihr müsst stark sein, dann ich  euer ganzes Leben für euch da.“

Operiert mit 14 Tagen

Die Buben waren stark. Raphael und Michael hatten aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts die besseren Startpositionen als Gabriel, der zudem noch im Alter  vom zwei Wochen operiert werden musste -  er hatte einen Darmverschluss.

„Er musste künstlich ernährt werden, das ist klar“, begründet Holger Till, Leiter der Kinderchirurgie. „Aber sein Darm war für Nahrung noch nicht entwickelt.“ Im Alter von vier Wochen durfte Gabriel erstmals auf der Brust seiner Mama liegen, da wog er 650 Gramm.

Ein gesundes Leben

Vor fünf Monaten wurde er aus dem Spital entlassen. Anfangs noch mit einer Sonde ernährt, klappt seit Juni auch schon Babynahrung.  Er muss zwar noch regelmäßig untersucht werden, doch seine Zukunftschancen sind gut, freut sich  Professor Urlesberger: „Er hat ein sehr großes Potenzial, gesund durch das Leben zu gehen.“

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