Frauen gab es auch in der Bergbauarbeit: Die Klauberinnen

Frauen gab es auch in der Bergbauarbeit: Die Klauberinnen
Bergbauarbeit war nicht nur ein Job für Männer: Frauen trennten in Sortieranlagen händisch taubes von erzhaltigem Gestein.

"Ich hab’ ja nix g’lernt, deswegen hab’ ich in die Klaubanlage gehen müssen.“
(Zeitzeugin Emilie)

Acht-Stunden-Schichten, sechs Tage die Woche. Es war staubig, es war kalt, es war nass: „Das war keine leichte Arbeit“, beschreibt Karin Hojak-Talaber, die Enkelin einer jener Frauen. Daheim waren außerdem die Kinder zu versorgen, die Hausarbeit zu erledigen und der Anmarsch zur Arbeit selbst konnte schon bis zu eineinhalb Stunden dauern.

Bei dieser Arbeit standen die Frauen dann an Förderbändern der Sortieranlagen oder in sogenannten Bunkern, die geleert werden mussten: Die Klauberfrauen trennten am Erzberg im obersteirischen Eisenerz händisch taubes, wertloses von erzhaltigem Gestein.

Am Förderband und im Bunker

Seit mehr als 1.300 Jahren wird dort Erz abgebaut, der Anteil der Frauen an der Arbeit war jedoch vielfach unbekannt. Dabei saßen von 1912 bis 1967 Frauen an den Förderbändern oder trennten in den Bunkern das Gestein mit bloßen Händen, ehe maschinelle Sortieranlagen übernahmen.

Frauen gab es auch in der Bergbauarbeit: Die Klauberinnen

Ihre Geschichte ist nun anschaulich in einem Museum zu sehen. Oma Rosina brachte den Stein dazu vor ein paar Jahren ins Rollen. Enkelin Karin Hojak-Talaber war gefesselt von den Geschichten der damals 91-Jährigen, die am Erzberg gearbeitet hatte. Sie fragte nach und fand weitere Kolleginnen ihrer Großmutter, aus den Erzählungen der Zeitzeuginnen entstand erst ihr Buch „Die beeindruckende Geschichte der Klauberfrauen“, dann eine Ausstellung. „Wir Klauberinnen – Wirtschaftsgeschichte vom Erzberg“ wurde vor Kurzem in Graz eröffnet.

Tausende Klauberinnen

Wie viele Frauen am Erzberg arbeiteten, ist allerdings nicht bekannt, es gibt keine dokumentierten Arbeitsaufzeichnungen mehr dazu. Doch anhand der Anzahl an Sortieranlagen – es gab am Schluss zwölf, sowie mehrere Bunker – lässt sich schließen: Es müssen über die Jahrzehnte wohl Tausende gewesen sein.

Aus Eisenerz ist aber bekannt, dass die Klaubarbeit 1912 mit der Inbetriebnahme der ersten Anlagen begann. Während des NS-Regimes mussten Zwangsarbeiterinnen die harte Arbeit verrichten, die aber im Gegensatz zu jenen der Männer im Tagbau als „leichter“ eingestuft wurde. In den Nachkriegsjahren war es die materielle Not, die Frauen in den Bergbau trieb.

Emanzipation

Wobei sich die Betroffenen ihres Rollenvorbildes kaum bewusst gewesen sein dürften: Sie brachen nämlich mit dieser Arbeit eine Männerdomäne auf. Sie trugen laut Hojak-Talaber auch ihren Teil zur Emanzipation bei, als der Begriff noch nicht einmal definiert war: Die bürgerliche Vorstellung von Weiblichkeit und die Versorgungsehe standen im krassen Gegensatz zu dem, was die Arbeiterinnen vom Erzberg leisteten.

Frauen gab es auch in der Bergbauarbeit: Die Klauberinnen

Wo?
Museum für Geschichte, Sackstraße 16, Graz

Wann?
Die Ausstellung läuft bis 7. Jänner 2024, geöffnet  täglich (außer Montag ) von 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 11 Euro; Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre frei

„Gestandene Persönlichkeiten“ seien diese Frauen gewesen, heißt es in der Ausstellung – Frauen, die zu ihrer Zeit ziemlich uncharmant „Brecherweiber“ bezeichnet wurden und für ihren durchaus oft direkten und derben Humor teilweise gefürchtet waren – von Männern. Auch das passte nicht in das Bild einer (Haus)Frau in der damaligen Zeit.

Ausstellung

Zehn Klauberinnen konnte Kunsthistorikerin Hojak-Talaber befragen. Ihre Erinnerungen sind in Tonaufnahmen in der Ausstellung zu hören, zu sehen sind auch zahlreiche Fotos oder Skizzen der Klaub- und Sortieranlagen am Erzberg. Trotz der Plackerei scheinen die Frauen die Arbeit in guter Erinnerung zu haben, wie eine der Zeitzeuginnen betont: „Wenn’s heut so wär’ wie damals – i gangat wieder aufi.“

Kommentare