Sie habe ein gutes Projektteam aus Männern und Frauen zusammengestellt. „Die Gründe aus dem Stegreif zu nennen ist nicht einfach, sonst würden wir die Arbeitsgruppe nicht benötigen.“
Bis Ende des Jahres soll die Sammlung an Ideen fertig sein, ein konkretes Ergebnis wird für das Halbjahr 2023 erwartet, die Umsetzungsphase soll bis Ende nächsten Jahres erfolgen. „Vieles wird nicht von heute auf morgen umsetzbar sein, aber alles, was wir an Puzzleteilen zusammentragen, um ein ausgewogeneres Bild zu erzielen, nutzt uns“, sagt die Kärntnerin.
Bereits vorhandene Studien zeigen, dass viele Frauen nach wie vor am Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf scheitern. Hinzu käme fehlender Mut für den Schritt in die Führungsebene. „Wir müssen mit den Frauen selbst reden und nicht nur mutmaßen, woran es liegen könnte“, sagt Kohlweiß. Sich darauf zu verlassen, dass Frauen früher oder später die Pyramide automatisch emporklettern, lehnt die Frau Landespolizeidirektorin ab. „Ich will diese Prozesse beschleunigen. Dafür muss man sich Dienstzeitmodelle oder Vereinbarkeits- und Kinderbetreuungsmöglichkeiten anschauen.“ Pause. „Dafür braucht es weibliche Vorbildfunktionen, bei denen man sieht, es ist zu schaffen.“
Michaela Kohlweiß: Vorzeige-Frau wider Willen
Dieser Satz ausgerechnet von jener Frau, die sich stets dagegen wehrte, den Stempel der „Vorzeige-Frau“ der Polizei aufgedrückt zu bekommen? „Es stimmt, ich wollte nie die Vorzeigefrau der Polizei sein, aber wenn man weiß, dass man auf der Führungsebene der Landespolizeidirektionen die einzige Frau ist, kann man sich das nicht aussuchen. Ich habe eine Verantwortung, dass sich in Richtung Fairness etwas tut. Ob ich will oder nicht.“
Ob sie selbst jemals als Frau schlechte Erfahrungen in ihrer Führungsrolle gemacht habe?
Die Antwort kommt schnell. „Definitiv nein.“ Ebenso schnell wie jene auf die Frage, ob sie gezögert habe, sich für den Top-Job der LPD zu bewerben „Ja. Wenn man sich für solch eine Position bewirbt, muss man darüber nachdenken.“ Die Vorurteile, die nach wie vor gegenüber weiblichen Dienstführenden in der Polizei existieren, kennt Kohlweiß nur zu gut:
„Der Klassiker ist, dass eine Frau, die heim zu den Kindern muss, ihre Amtshandlung nicht abschließen kann. Aber das stimmt nicht. Diese Frauen sind so flexibel, dass sie es schaffen, eine Betreuung für ihre Kinder zu organisieren. Ohne den Männern etwas unterstellen zu wollen, aber ab und an fällt es auch den Männern schwer eine Amtshandlung abzuschließen, wenn etwa ein Eishockeytraining ansteht.“
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