Es war ein Match St. Pölten gegen Wien, oder eine Art Kräftemessen zwischen Niederösterreich und dem Bundeskanzleramt. Letztlich hat sich bei einer Pattstellung der beiden Bewerber der mit den besseren (politischen) Fürsprechern durchgesetzt. Auf der Suche nach dem zweithöchsten Polizisten Niederösterreichs sind die Würfel gefallen. Mit Johannes Peham (41) hat ein Vertrauter von Ex-Innenminister und Bundeskanzler Karl Nehammer den Spitzenjob bekommen.
Am 1. November tritt Peham die Stelle des Landespolizeidirektor-Stellvertreter an der Seite von Franz Popp in St. Pölten an. Er hat damit den Vorzug gegenüber dem Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT), Roland Scherscher (51), bekommen. Und das, obwohl beide von der Begutachtungskommission als im „höchsten Maß“ geeignet beurteilt wurden.
Fünf Kandidaten
Wie umkämpft und politisch sensibel die Bestellung ist, zeigt alleine die Dauer des Verfahrens. Mehr als ein Jahr wurde darum gerittert, wer die Nachfolge des in Pension gegangenen Rudolf Slamanig antritt. Von ursprünglich fünf Kandidaten sind nach dem Hearing vor der Kommission zwei übrig geblieben.
Scherscher soll in St. Pölten der Wunschkandidat gewesen sein. Peham hatte hingegen die ÖVP-Spitze in Wien hinter sich. Es war der damalige Innenminister Karl Nehammer, der den 41-Jährigen im Februar 2020 als Fachreferent in sein Kabinett holte. Die beiden kennen sich gut aus Niederösterreich, auch deshalb wurden Peham die besseren Chancen eingeräumt.
Der Polizeioffizier und Jurist ist auch politisch aktiv, nämlich als ÖVP-Gemeinderat in seinem Wohnort Hofamt Priel im Waldviertel. Polizist ist er seit knapp 23 Jahren, er startete seine Karriere im Jahr 2000 bei der Gendarmerie. Der verheiratete Vater von drei Kindern durchlief mehrere Stationen auf verschiedenen Polizeiinspektionen und absolvierte einen Auslandseinsatz im Kosovo. „Er hat seit zehn Jahren Führungsfunktionen bei der NÖ Landespolizeidirektion als Leiter des Budgetreferates sowie der Sicherheits- und Verwaltungspolizeilichen Abteilung", heißt es aus dem Innenministerium.
Strategie
Außerdem sei er mit einem breiten Fachwissen ausgestattet und "gilt als sehr durchsetzungsstark“, heißt es ebenfalls aus dem Innenministerium. Bei der Entscheidung für Peham soll auch ein strategisches Kalkül Ausschlag gegeben haben. Mit der Gründung der „Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst“ (DSN) wird auch der Verfassungsschutz in den Bundesländern umgebaut und personell aufgestockt.
Diese Umstrukturierung soll Scherscher in NÖ mit seiner Erfahrung bewerkstelligen. „Gerade in Zeiten großer terroristischer und extremistischer Bedrohungen ist ein erfahrener LVT-Chef von unschätzbarem Wert“, heißt es dazu aus dem BMI. Scherscher ist 51 Jahre, weitere Schritte auf der Karriereleiter seien zu einem späteren Zeitpunkt vorhersehbar.
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