Flugzeugtreppe für Zuhause? Flughafen Klagenfurt versteigert Inventar

Flugzeugtreppe für Zuhause? Flughafen Klagenfurt versteigert Inventar
Lkw, Kehrmaschine, 3er-Sitzreihe: All das kann vom kleinsten Verkehrsflughafen mit den großen Schlagzeilen ersteigert werden.

Er hat es wieder getan: Der Flughafen Klagenfurt trennt sich erneut in einer Online-Versteigerung von seinem Inventar. Bis morgen, Dienstag, um 13 Uhr, können Interessierte unter der Online-Versteigerungsnummer 41825 etwa einen Lastwagen ab 27.250 Euro, eine Flugzeugküche ab 20 Euro, eine Flugzeugtreppe ab 50 Euro oder eine 3er-Sitzreihe für Flugzeuge ab 20 Euro erstehen

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der kleinste Verkehrsflughafen der Republik, für diesen Schritt entscheidet. Bereits im Vorjahr trennte sich der Flughafen in einer Onlineversteigerung von einem großen Teil seines Fuhrparks. Schweres Gerät wie Pflüge, Lkws, Stromaggregate, Busse und ganze Flugzeugstiegen wurden angeboten. Insgesamt standen 41 Lose zur Versteigerung. Heuer sind es 43 Lose, die sich bei „Karner&Dechow“ Auktionen online finden.

Auktion läuft seit 2,5 Wochen

Seit 2,5 Wochen laufe die Auktion, bestätigt man auf KURIER-Nachfrage bei der Online-Auktionsplattform. „Wir führen regelmäßig Auktionen für Flughäfen durch. Etwa in Klagenfurt, Wien oder Graz“, heißt es vom Auktionshaus.

Dabei würden vor allem Gerätschaften von Flughafenmitarbeitern, wie alte Autos ausrangiert werden. Aber auch Gangways. Die „Nachfrage sei jedenfalls da.“

Flugzeugtreppe für Zuhause? Flughafen Klagenfurt versteigert Inventar

Kleinster Verkehrsflughafen, große Aufregung

Dass die Auktion in Klagenfurt dennoch besondere Aufmerksamkeit erregt, liegt nicht zuletzt an den Ereignissen rund um den Flughafen im Süden des Landes in den vergangenen Monaten.

Ein kleiner Rückblick: Nach Monaten des Tauziehens, ob das Land in Form der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) die Privatisierung des Flughafens aus dem Jahr 2018 rückgängig machen soll – also eine Call Option zieht -, folgte im Mai eine Absage an das Vorhaben. Was zu schweren Verstimmungen zwischen den Koalitionspartnern SPÖ und ÖVP führte. Eines der Hauptargumente: Die Mindestpassagierzahlen von 100.000 im Jahr sei als Minimum nicht erreicht worden, um den Flughafen Klagenfurt nachhaltig erfolgreich zu machen. Und der Mehrheitseigentümer Lilihill habe sich nicht an Versprechen gehalten.

Klage gegen Mehrheitseigentümer

Im August dann das nächste Zerwürfnis: Die Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) reichte Klage gegen Lilihill ein. Bei dieser ging es vor allem um die 130 Hektar nicht betriebsnotwendigen Flughafen-Grundstücke, die an Lilihill-Unternehmen verpachtet wurden. Im April 2022 hatte der Mehrheitseigentümer die Grundstücke für 23 Jahre an Unternehmen der Lilihill-Gruppe verpachtet. Das sei geschehen, ohne die KBV und die Stadt Klagenfurt davon im Voraus zu informieren, obwohl Landeshauptstadt und Land Minderheitsgesellschafter am Kärnten Airport sind, teilte die Beteiligungsverwaltung in einer Aussendung mit.

Ende August wurde die Verpachtung dann zurückgezogen.

130 Hektar im Fokus

Ende gut, alles gut? Mitnichten. Denn das Tauziehen um die 130 Hektar nicht betriebsnotwendige Flächen am Flughafen ging weiter. Mehrheitseigentümer Lilihill beharrte nämlich weiter auf die Flächen und bestand auf ein Baurecht von 99 Jahren. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) wollte ein solches ohne Ausschreibung an Lilihill vergeben. Doch laut Landesrat Martin Gruber (ÖVP) seien auch noch andere Interessenten vorhanden. So könne es zu keiner Direktvergabe kommen. Aktuell werden Vertragsentwürfe seitens der Kärntner Beteiliungsverwaltung geprüft, dann soll über weitere Schritte entschieden werden.

Neuer Geschäftsführer

Detail am Rande: Mit Oktober erhielt Lilihill Industries übrigens einen neuen Geschäftsführer. Den Ex-Generalsekretär im Verteidigungsministerium, Dieter Kandlhofer. Im Verteidigungsministerium war er für die umstrittene Strukturreform des Ressorts zuständig. Zuletzt war sein Name im Zusammenhang mit der Causa Flughafen Klagenfurt aufgetaucht, wo auf den nicht betriebsnotwendigen Flughafenflächen eine Großkaserne um über 100 Millionen Euro errichtet werden sollte  - durch die Lilihill-Gruppe.

Im März waren Pläne kolportiert worden, wonach die Lilihill-Gruppe von Investor Franz Peter Orasch die Kaserne „schlüsselfertig“ errichten solle. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Orasch und Kandlhofer Beteiligungen am selben Unternehmen haben. Konkret soll Kandlhofer laut Berichten der „Kleinen Zeitung“ im Jahr 2020 Anteile an der Gesellschaft Hydrotaurus C-Tech an Orasch verkauft haben und gleichzeitig einer der vehementesten Befürworter einer neuen Großkaserne auf dem Flughafen-Areal gewesen sein.

Im Verteidigungsministerium wurde freilich betont, dass es keine „vertraglichen Beziehungen zwischen dem Ministerium und den beteiligten Firmen gibt“. Im Frühjahr wurde Kandlhofer laut „Kleiner Zeitung“ vom geplanten Kasernenprojekt abgezogen. Im Sommer gab das Ressort bekannt, dass Kandlhofer in die Privatwirtschaft wechselt. Offiziell wurde ein Zusammenhang zwischen Kandlhofers Abgang und der Causa Flughafen Klagenfurt bestritten, hinter vorgehaltener Hand wird das allerdings als Grund für das Ausscheiden aus dem Ministerium angenommen.

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