Andere Länder wie Polen oder Ungarn hätten schon am Montag evakuiert, ergänzt ihre Mutter. „Ich habe mir riesige Sorgen gemacht, als ich Fotos von dem Massaker bei dem Festival gesehen habe. Meine Tochter tanzt gerne auf solchen Veranstaltungen.“
Die Frauen sind trotzdem dankbar, dass die Rückholung am Donnerstag schließlich doch funktionierte. Noch am Mittwochabend wurde nach den technischen Problemen mit der Hercules ein Charter-Flug der Austrian Airlines losgeschickt. So konnten 100 Personen nach Zypern gebracht werden. Am Donnerstag folgte schließlich ein Direktflug aus Tel Aviv mit 139 österreichischen Staatsbürgern an Bord.
Raketen nach Flugabsage
„Die Erleichterung ist auch bei uns groß, das war ein wahrer Kraftakt aller Beteiligten“, sagte Außenministeriumssprecherin Antonia Praun bei der Ankunft des AUA-Fliegers. Ihr zufolge wurde das Botschaftspersonal in Israel in den vergangenen Tagen extra aufgestockt, um die rund 160 im Land verbliebenen „ausreisewilligen“ Österreicher heimzuholen.
Als der Hercules-Flug abgesagt wurde, war der Wiener noch relativ entspannt. Haifa, wo er sich aufhielt, sei sicher. Wenige Minuten später ertönte bei ihm der Raketenalarm. „Bin ein paar Stockwerke gerannt, um mich in Sicherheit zu bringen“, schrieb er via WhatsApp. „Ich weiß nicht, warum Österreich ein Militärflugzeug schickt und auch nicht, warum es dann nicht einmal abhebt. Aber ich finde, alle die ausharren mussten, haben sich eine Erklärung verdient“, forderte der erschöpfte Student.
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Dass es sich bei den „Heimgeholten“ nicht nur um Urlauber, Expats und Studenten handelt, zeigen Zahlen des Außenministeriums. Neben den 139 Österreichern nahmen in dem gecharterten Airbus 320 am Donnerstag Israelis, US-Amerikaner, Engländer sowie zahlreiche EU-Bürger Platz.
Erste Kriegsflüchtlinge
Wie bedrohlich die Lage vor Ort ist, zeigt der Fall der 35-jährigen Neli, die mit ihrer Familie in der vom Krieg stark betroffenen Stadt Aschkelon lebt(e). „Meine Eltern wohnen in Österreich, auch wenn es schwer war, die Heimat zu verlassen, war das für mich keine Frage“, erzählt die Mutter und zeigt auf ihre beiden Kinder, die wegen des Rummels aufgeregt um den österreichischen Großvater herumlaufen. Was Israel widerfahren sei, sei „der zweite Holocaust. Die ganze Welt soll das sehen.“
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Aufregend sind die Zeiten auch für den 22-jährigen Marshall, der bis vor wenigen Stunden noch mit seiner Wiener Frau in Israel in einer Wohnung wohnte. „Wir werden zunächst einmal bei den Schwiegereltern unterkommen, aber ich habe hier keinen Job. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie es jetzt weitergehen soll.
Angesprochen auf Pro-Palästinenser-Kundgebungen in mehreren europäischen Städten, meint der junge Mann, der eine Kippa trägt, dass er sich momentan nirgends so richtig sicher fühle.
Nächste Hercules-Panne
Dass er mit seiner Frau jetzt in Wien ist, bezeichnet er dennoch als große Erleichterung. So geht es wohl auch allen anderen Passagieren, die via Charter heimgebracht wurden. Denn am Donnerstag musste erneut ein Hercules-Flug aufgrund einer Panne abgesagt werden. Diesmal war die Maschine sogar schon in der Luft, kehrte dann aber um. Ob es zu einem neuen Versuch kommt, ist ungewiss. Das Außenministerium hat für den Freitag bereits einen weiteren AUA-Evakuierungsflug angekündigt.
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