Asylwerber sprang aus zweitem Stock

Symbolfoto: Laut Polizeiangaben bestätigte eine Obduktion am Montag die Identität des jungen Mannes.
Der Mann wurde mit dem Hubschrauber vom Bürglkopf ins Krankenhaus geflogen.

Weil ein Asylwerber am Samstagnachmittag im Flüchtlingsheim Bürglkopf bei Fieberbrunn randaliert haben soll, rückte gegen 16 Uhr die Polizei aus. Der Einsatz nahm ein dramatisches Ende. Der Mann soll sich laut Martin Reisenzein, Bezirkspolizeikommandant von Kitzbühel, in sein Zimmer eingeschlossen haben. Der Sicherheitsdienst, der wie die Sozialbetreuung von der privaten ORS Service GmbH gestellt wird, habe den Beamten die Tür aufgesperrt. „Der Mann ist auf einer Fensterbank gesessen. Als die Polizisten ins Zimmer gegangen sind, ist er gesprungen“, berichtet Reisenzein. Der Mann fiel aus dem zweiten Stock. Über die Schwere der Verletzungen war zunächst nichts bekannt. Aber wie Reisenzein bestätigt, wurde der Asylwerber mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Die Hintergründe des Vorfalls waren noch unklar.

Fest steht, dass es immer wieder massive Kritik an dem abgeschiedenen Heim gibt. Der Bund hat die Unterkunft, die acht Kilometer vom Ortszentrum von Fieberbrunn entfernt am Berg liegt, im vergangenen Sommer vom Land übernommen. Das hatte die Unterkunft aufgrund seiner isolierten Lage geschlossen. Im vergangenen Oktober wurde das Quartier, in dem derzeit 104 Asylwerber untergebracht sind, von Jugendlichen mit Feuerwerkskörpern attackiert. Sie brüllten ausländerfeindliche Parolen und versetzten die Bewohner am Bürglkopf in Angst und Schrecken. Die Polizei machte vier Einheimische im Alter zwischen 17 und 21 Jahren ausfindig, die die Tat gestanden. Da die Asylwerber anfangs von fünf Angreifern gesprochen hatten, halten sich bis heute hartnäckig Gerüchte, dass es noch einen Täter geben könnte.

Die Bewohner des Flüchtlingsheims nutzten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit um ihren Unmut über ihre Isolierung kund zu tun. Viele bemängelten etwa, dass sie nur schwer Kontakt mit ihren Verwandten in der umkämpften Heimat halten könnten, da es am Bürglkopf nur ein sehr schlechtes Mobil-Netz gibt. Das Innenministerium machte aber schnell klar, dass es an dem Quartier weiter festhalten möchte. Ministeriumssprecher Alexander Marakovits versicherte Freitagabend, dass sich die Stimmung inzwischen verbessert habe. „Seit dem Vorfall hat es nichts Vergleichbares gegeben.“

Ob möglicherweise Protest hinter dem Sprung des Asylwerbers aus dem Fenster steckte, war am Samstag noch nicht klar. Die Ermittlungen waren noch am Laufen. Laut Reisenzein müssten zudem Dolmetscher für Befragungen hinzugezogen werden. Während die Polizei am Bürglkopf war, sei es zudem in einem anderen Gebäude zu einer Rauferei gekommen, bei der die Beamten ebenfalls einschreiten mussten. Ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen gibt, wusste Reisenzein nicht.

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