Flüchtlinge kämpfen gegen die Kälte

Mehr als 14.000 Menschen seit Sonntag in Nickelsdorf angekommen. Warme Kleidung ist derzeit Mangelware.

Der Flüchtlingsandrang in Nickelsdorf nimmt wieder zu. Allein am Sonntag kamen laut Polizei 8540 Personen im burgenländischen Grenzort an. Und von Mitternacht bis Montag, 14 Uhr, wurden weitere 5900 Asylsuchende gezählt. Damit sind die Zahlen von rund 5000 Asylwerbern täglich in der vergangenen Woche wieder angestiegen.

Gründe für die Zunahme dürften einerseits die geplanten Hotspots an den EU-Außengrenzen sein, in denen die Flüchtlinge künftig registriert und danach auf die Länder aufgeteilt werden sollen. Andererseits tragen auch die Wintermonate, die bevorstehen, zum vermehrten Andrang bei. Mit den ersten Vorboten der kalten Jahreszeit hatte das Rote Kreuz bereits zu kämpfen.

Warme Kleidung gesucht

Im Behandlungszelt in Nickelsdorf mussten die Sanitäter zuletzt mehrmals Kinder und Erwachsene wegen Erkältungen behandeln. Wärmende Kleidungsstücke, wie Jacken, Hauben oder Socken sind derzeit vor Ort Mangelware. Zur Not dienen Decken als Mantelersatz gegen den eisigen Wind. In den kommenden zwei bis drei Wochen sollen beheizbare Zelte aufgestellt werden, in denen 4000 Personen auf die Weiterfahrt warten können.

Flüchtlinge kämpfen gegen die Kälte
Westbahnhof Oktober
Weiter wollten auch Hunderte Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof. Ihnen setzte der Kälteeinbruch am Montag sichtlich zu. Die Warteschlange zum Sonderzug gen Westen war dicht gedrängt. Die Polizei hatte zeitweise Mühe, nicht die Kontrolle über die Menschenmenge zu verlieren. Immer wieder kam es zu kleineren Rangeleien, weil Teile von Familien schon in den Zug eingestiegen waren, während andere Familienmitglieder noch warteten. "Cold, cold", riefen die Flüchtlinge dem KURIER zu, als sie bemerkten, dass die fotografiert werden. Helfer, die heißen Tee verteilten, bestätigten den ersten Eindruck, dass die Situation am Westbahnhof sich wieder zugespitzt hat.

Aufblasbare Hallen

3000 Asylwerber warten derzeit laut Innenministerium auf ein Länderquartier. Davon sind 1000 in Zelten untergebracht. Das Land Tirol, das wie so oft in der Vergangenheit bei der Erfüllung der Asylquote nachhinkt, hat nun die Anschaffung von drei Traglufthallen für jeweils bis zu 240 Personen angekündigt. Sie sollen noch im Dezember bezugsfertig sein.

Mit dem Durchgriffsrecht des Bundes bei der Quartierschaffung hat die Anschaffung laut Harald Bachmeier von den Tiroler Sozialen Diensten (TSD) nichts zu tun: "Wir haben uns diese Hallen schon im Sommer in München angeschaut." Derzeit werden in Tirol rund 4500 Flüchtlinge betreut, bis Ende des Jahres sollen es 6000 sein.

Ersatzquartier gesucht

In Oberösterreich wird hingegen ein Ausweichquartier für das ehemalige Postverteilerzentrum in Linz gesucht. Noch kann mit elektrischen Heizaggregaten die Situation überbrückt werden, doch der Krisenstab der Polizei und das Rote Kreuz prüfen Ersatzlösungen. Bis Ende Oktober soll eine neue Winterunterkunft für rund 750 Flüchtlinge gefunden sein. Derzeit nächtigen bis zu 1900 Flüchtlinge täglich in Oberösterreich.

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