Weihnachtsgeschäft: Adventmärkte verdienen am meisten

Weihnachtsgeschäft: Adventmärkte verdienen am meisten
Österreichs Christkindlmärkte lukrieren mehr als Amazon.

Paul Penthor steht in einem winterlich geschmückten Stand voller glänzender Likör- und Schnapsflaschen. Vor seiner Bude tropft Schneeregen auf den Wiener Rathausplatz. Eingepackt in Haube und Jacke reicht er einer deutschen Urlauberin drei kleine Fläschchen – Mitbringsel für Weihnachten.

„Die Touristen sind begeistert von dem Flair auf dem Weihnachtsmarkt“, erzählt der 60-jährige Wiener. „Und sie kaufen viel.“

Weihnachtsgeschäft: Adventmärkte verdienen am meisten

Spirituosen-Verkäufer Paul Penthor aus Wien

Wie locker die Geldbörsen von Adventmarkt-Besuchern sitzt, hat das Beratungsunternehmen Regioplan in Zahlen gefasst. Alleine der Christkindlmarkt vor dem Wiener Rathaus wird demnach heuer 60 Millionen Euro umsetzen.

Insgesamt dürften die heimischen Weihnachtsmärkte 390 Millionen Euro lukrieren – und damit stärker am fetten Weihnachtsgeschäft mitnaschen als der Online-Riese Amazon.

Nachgefragt: Sind Weihnachtsmärkte Umsatzbringer?

Weihnachtsgeschäft: Adventmärkte verdienen am meisten

Ella Hatadi (li.) und Alana Belfor

„Wir geben gern unser Geld auf den Weihnachtsmärkten aus. Weniger für Geschenke, sondern  vor allem für Punsch und das gute Essen.“

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Brigitta Winter (Augsburg)

„Wir kommen extra wegen der Adventmärkte nach Wien. Heute sind Rathaus und Altes AKH an der Reihe.“

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Theodora Tenk

„Es ist immer viel los. Letztens konnten wir um 22 Uhr noch nicht schließen. Am beliebtesten sind unsere Liköre, Schnäpse und Touristen lieben unsere Wichtel.“

 

 

Ein Plus von 2,5 Prozent

Laut Regioplan-Prognose wird der Weihnachtsumsatz in Österreich (zusätzlicher Umsatz von Einheimischen und Touristen eines Durchschnittsmonats, Anm.) heuer über zwei Milliarden Euro ausmachen. Das entspricht einem nominellen Plus von 2,5 Prozent – das Weihnachtsgeschäft wächst also erneut.

Rund 140 Millionen Euro – und damit am zweitmeisten – dürften in die Gastronomie fließen. Umsatzbringer sind hier Weihnachtsfeiern. Erst an dritter Stelle steht der Online-Händler Amazon, der im Dezember in Österreich einen Zusatzumsatz zwischen 60 und 70 Millionen Euro machen dürfte.

Dahinter folgt die Innere Mariahilfer Straße, immerhin Österreichs größte Einkaufsstraße. Doch woher kommt die Einkauf-Lust am Christkindlmarkt?

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Gefühle beeinflussen Kaufverhalten

„Immer dann, wenn eine Emotion im Spiel ist, ist es nicht so wichtig, wie viel etwas kostet“, erklärt Wolfgang Richter, Geschäftsführer von Regioplan. Diese emotionale Komponente spiele etwa im Urlaub eine Rolle. Und auch die Stimmung am Adventmarkt steigere die Bereitschaft zum Geldausgeben.

Eine Aufstellung, wie viele Weihnachtsmärkte es in Österreich gibt, existiert nicht. Alleine das Wiener Marktamt hat in der heurigen Saison 21 Adventmärkte mit rund 970 Ständen bewilligt, dazu kommen rund zwanzig temporäre Märkte.

Für Umsatz sorgt dort nicht nur die heimische Bevölkerung, sondern auch die Touristen, betont  Richter. „Viele  kommen extra, um die Weihnachtsstimmung auszukosten.“

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Gutes Geschäft machen allen voran Gastrostände.

Einkaufen macht hungrig

Atmosphäre schaffen auf dem Rathausplatz nicht nur die dekorierten Verkaufsstände und die weihnachtliche Beleuchtung, sondern auch der Duft von Punsch, Glühwein und süßen Speisen. „Wir gehen sehr oft auf Weihnachtsmärkte, hauptsächlich zum Punschen oder Essen“, sagt die 19-jährige Alana Belfor.

Mit dieser Prioritätensetzung ist sie offenbar nicht alleine: Laut Regioplan fließen 65 Prozent des Umsatzes auf österreichischen Adventmärkten in heiße Getränke, Bratwurst und Co.

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Taschenverkäuferin Munlika Oellerer

Bei Munlika Oellerer machen zwei Damen mit ihrem Punsch Halt. „Die Menschen kommen, trinken, spazieren von Stand zu Stand und genießen die Dekoration und Umgebung“, erzählt die 48-jährige Taschenverkäuferin.

„Noch idyllischer ist es natürlich mit Schnee“, sagt Penthor vom Spirituosenstand schräg gegenüber. Dann entschuldigt er sich auch schon wieder: Der nächste Kunde sieht sich bereits nach einem Geschenk in Form von Likör und Schnaps um.

- Mitarbeit: Linda Goldsteiner

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