Felix Baumgartner: Ohrfeigen angemessene Erziehungsmethode

Danach lässt er sich als Panzerfahrer und Lehrer für Fallschirmspringen beim Bundesherr verpflichten. Schon immer sei Felix aber anders als die anderen Springer gewesen, so Jugendfreundin und Fallschirmspringerin Marina Kücher.
"Wenn's sein muss." 44-Jähriger selbst wegen Körperverletzung verurteilt.

Wieder Wirbel um eine Aussage von Felix Baumgartner. Der durch seinen Rekordsprung aus der Stratosphäre weltbekannt gewordene Extremsportler hält Ohrfeigen für ein angemessenes Erziehungsmittel. Er sei für die "gesunde Ohrfeige, wenn's sein muss", sagte der kinderlose 44-Jährige der Illustrierten Bunte laut Vorabmeldung vom Mittwoch. Dies sei bei seinem Vater nicht anders gewesen. Baumgartner wurde vergangenes Jahr rechtskräftig wegen Körperverletzung verurteilt, weil er in einem Streit schlichten wollte und dabei einen der Streithähne geschlagen hatte.

Baumgartner zeigte zugleich einen gewissen Pessimismus über den Zustand der Gesellschaft. Jugendlichen etwa fehle der Respekt vor Älteren. "Nicht mal für eine schwangere Frau stehen die im Bus auf." Zudem fehle der jungen Generation der Mut zum Risiko. "Keiner traut sich mehr, was zu sagen, geschweige denn zu riskieren." Die Menschen wachten in der Früh bereits mit einem schlechten Gewissen auf. "Ich vermisse den Mut und die Hartnäckigkeit, die zum Ziel führen."

Bildergalerie: Das Leben des Felix Baumgartner

Felix Baumgartner: Ohrfeigen angemessene Erziehungsmethode

Manch einer vergleicht Felix Baumgartner Stratosphären-Sprung ja mit der Mondlandung. Egal, ob man dies nun vermessen findet oder nicht – einen Konnex dorthin gibt es tatsächlich. Baumgartner verfolgt seine Ziele nämlich deshalb so verbissen, weil er sich von den Astronauten im TV inspirieren ließ.
Felix Baumgartner: Ohrfeigen angemessene Erziehungsmethode

In jenem Jahr geboren, als Neil Armstrong den Mond betrat, formten sich in Baumgartners Kopf zwei Gedanken: Hubschrauberfliegen und Skydiving waren die Dinge, die dem Salzburger als Teenager vorschwebten.
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Er ließ sich nicht lange aufhalten: Mit 16 absolvierte er seinen ersten Skydive. Mehr Expertise holte er sich – nach einer Lehre zum Kfz-Mechaniker – beim Bundesheer, wo er das Fallschirmspringen bei einer Spezialeinheit lernte.
Felix Baumgartner: Ohrfeigen angemessene Erziehungsmethode

1999 stellte Baumgartner den ersten Weltrekord auf – mit seinem Sprung von den Petronas Twin Towers in Kuala Lumpur, dem damals höchsten Gebäude der Welt.
Felix Baumgartner: Ohrfeigen angemessene Erziehungsmethode

Dafür hatte er das Gebäude tagelang beobachtet, das Sicherheitspersonal ausgekundschaftet und sich schließlich, als Geschäftsmann verkleidet, Zutritt zum Gebäude verschafft. Den Fallschirm, mit dem er schließlich von einem Fensterputzkran absprang, hatte er in einem Aktenkoffer eingeschmuggelt.
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Noch mehr Aufmerksamkeit war ihm mit seinem Sprung von der Christusstatue in Rio sicher: Der niedrigste Sprung in der Basejump-Geschichte hat es in die Gazetten der Welt geschafft – und Baumgartner hat sich damit in die oberste Liga der Basejumper katapultiert.
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Der damals 30-Jährige ließ er sich dafür auf dem Gelände einschließen, um danach an einem mit einer Armbrust in die Höhe geschossenen Seil auf den 38 Meter hohen Cristo Redentor zu klettern.
Felix Baumgartner: Ohrfeigen angemessene Erziehungsmethode

9800 Meter über dem englischen Dover sprang Baumgartner aus einem Flugzeug – und beschleunigte auf 354 Stundenkilometer. Binnen sechs Minuten hatte er die 35 Kilometer lange Strecke bis nach Calais zurückgelegt.
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Eine Steigerung dessen findet sich offenbar immer – etwa mit dem Durchbrechen der Schallmauer.
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Mit dem Stratosphären-Sprung ist Baumgartner ein Eintrag in den Geschichtsbüchern sicher - wenngleich es kritische Stimmen gibt: "Austromir"-Kosmonaut Franz Viehböck etwa sieht "keinen Sinn" in der ganzen Aktion, hat aber "Respekt davor".
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APA/Luke Aikins/Red Bull PhotofiAPA2321839-2 - 19052010 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 012 CI - Derburger Felix Baumgartner (41) will heuer auer aus 36 Kilometern Höhe von einem Ballon abspringen und im freien Fall die Schallmaurchbrechenechen. Der Helium

Rund 600.000 Kinder wachsen mit alltäglichen Gewalterfahrungen (körperlich und psychisch) auf. 50 Prozent aller Eltern bekennen sich noch immer zur „g’sunden Watsch’n“. Das zeigen Daten der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. Liga-Präsident Prim. Klaus Vavrik: „Auch wenn die Gewalthäufigkeit ganz langsam sinkt: Laut OECD-Bericht liegen wir europaweit an der Spitze.“

Wie hätte Kinderschutz-Pionier Hans Czermak, dessen Geburtstag sich heute, Donnerstag, zum 100. Mal jährt, diese Entwicklung kommentiert? Sein Enkel Georg Streit, ebenfalls in der Liga engagiert: „Er hätte sicher genau hinschauen wollen, warum das so ist. Das war immer sein Credo.“ Bis zu seinem Tod im Jahr 1989 kämpfte Kinderarzt Czermak für das „Recht jedes Kindes auf eine glückliche Kindheit.“

Stille Akzeptanz

Ebenfalls 1989 trat in Österreich – als einem der ersten Länder weltweit – das Gewaltverbotsgesetz gegen Kinder in Kraft. Tief verankert im Bewusstsein ist es bis heute nicht, beklagt Vavrik. „Nur 30 Prozent der Eltern wissen davon. Seit Czermak gibt es keine Fortschritte.“ Die vorliegenden Zahlen seien „Ausdruck für die stille Akzeptanz der Politik des Status Quo.“ Er fordert eine „gebündelte Vertretung. Die Agenden für Kinder sind zu sehr aufgesplittert.“

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Ebenso ist mehr Bewusstseinsbildung nötig. „Die meisten wollen gute Eltern sein. Viele schaffen es aber nicht, weil sie überfordert sind. Man muss niederschwellig Hilfe und Information anbieten.“ International bewähre sich etwa das sogenannte „social parenting“ – also direkte Unterstützung durch gut ausgebildete Betreuer im direkten Umfeld. „Die Eltern sollen wissen, wo sie sich hinwenden können, wenn sie Probleme spüren.“ Der wichtigste Kinderschutz sei für ihn Prävention – „die Stärkung der Eltern.“

Die gesamte Gesellschaft sei gefordert, ergänzt Czermak-Enkel Streit. „Die Vorbildwirkung setzt sich fort. Geschlagene Kinder schlagen häufig selbst weiter – in der Schule oder später als Erwachsene.“ Eine gewalttätige Erziehung beschränkt sich längst nicht auf körperliche Züchtigung. Vavrik: „Auch Bedrohung durch fehlende Sicherheit erzeugen in einem kleinen Kind tiefe Angst und enormen Stress. Dieser Stress hinterlässt Spuren. Das Gehirn strukturiert sich aufgrund seiner gemachten Erfahrungen.“ Diese Narben können die Persönlichkeitsentwicklung beeinträchtigen. „Ein Jugendlicher, der mit 15 Jahren in keine sinnvolle Berufsausbildung findet, braucht im Lauf seines Lebens in etwa 2,2 Millionen Euro Unterstützung durch die Gesellschaft.“

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