Fastentagebuch, Teil 3: Wie grausam können Kollegen sein?

Kuchenteller auf Tisch
Auf bestimmte Genussmittel zu verzichten, ist kein Spaß. Aber dann auch noch in Versuchung geführt zu werden? Wie frech ist das denn?

Allmählich hat es sich herumgesprochen, dass wir fasten, also auf Zucker und Alkohol verzichten. Und zwar nicht nur im Freundes- und Bekanntenkreis sowie unter den Leserinnen und Lesern: Natürlich machte sich die Kunde auch unter der KURIER-Kollegenschaft breit.

Und was tat die? - Sie wollte uns in Versuchung führen! (Ob bewusst oder unbewusst, haben wir dann nicht mehr hinterfragt.)  

Elisabeth Holzer-Ottawa

Ausgerechnet Tag 8 des zuckerlosen Lebens war ein sehr anstrengender. Üblicherweise sitze ich als Steiermark-Redakteurin in meinem Büro in Graz und da ich dort allein bin, kann ich die Versuchungen einigermaßen in Grenzen halten.

Aber da ist man dann plötzlich für einen Tag wieder in der Wiener Zentrale.... und was findet man?

Ein Kuchenbuffet, gewissermaßen

Lauter liebe Kolleginnen und Kollegen, die a.) den Arbeitsplatz mit Schokolade bewaffnet betreten. Und  b.) Kuchen auch noch zur allgemeinen Selbstbedienung mitbringen.

Drei Personen im Stiegenhaus

Kollegin Michaela H. versuchte, uns in Versuchung zu führen - wir blieben standhaft

Was lehrt diese Erfahrung? Journalismus geht offensichtlich Hand in Hand mit Nussschokolade, Kaffeeroulade und Schokobons. Mein Laster ist also berufsbedingt, das kann gar nicht anders sein.

Ich habe aber an dem Tag heldinnenhaft widerstanden. (Ich bin ja der Meinung, Marvel sollte eine Heldinnenfigur nach mir benennen.)

Uwe Mauch

Hiermit danke ich meiner Kollegin aus Graz, die mir mit ihrer weiterhin vorgelebten Standhaftigkeit Vorbild und moralische Autorität gleichermaßen ist. Bitte, wenn sich Elisabeth zusammenreißen kann, dann kann man das von ihrem Wiener Kollegen auch verlangen!

Wobei ich hinzufügen möchte: Die Bottle Weißwein hätten wir am Mittwoch ganz sicher erst nach Redaktionsschluss aufgemacht, da allerdings fix ...

Recherchen in Kalksburg führen mein Rad und mich an der früher so bezeichneten "Trinkerheilanstalt" vorbei.

Die hat nicht nur ihren Namen (Anton-Proksch-Institut) geändert und ihr Aufgabengebiet (alle Süchte, nicht nur die Alkoholkrankheit) ausgeweitet, auch die Fassade wirkt heute weniger abstoßend als in grauer Vorzeit. 

Fastentagebuch, Teil 3: Wie grausam können Kollegen sein?

Immer noch lachen Menschen in Wien, wenn man erklärt, dass man in Kalksburg war. Dabei ist das, was in den Therapien geleistet wird, nicht zum Lachen, viel mehr zu respektieren.

Die Zahl jener, die in Österreich alkoholkrank bzw. von Alkoholkrankheit bedroht sind, geht in die Hunderttausende. Und ich für meinen Teil kenne in meinem Freundes- und Bekanntenkreis mehr als nur einen, dem es gut tun würde, würde er sich meinem No-Alkohol-Projekt bis Ostern anschließen.

"Ich verzichte lieber auf Lakritze"

Und was erklärt mir einer von meinen Pappenheimern? "Ich verzichte lieber auf Lakritze."

Kommentare