Im Landesgericht Korneuburg wurden alle Angeklagten freigesprochen, vor Kurzem bestätigte der Oberste Gerichtshof die Freisprüche. Dass sie bewusst Fälschungen verkaufen wollten, konnte man nicht beweisen. Noch heute sind sie überzeugt, dass die Bilder echt sind. Auch wenn ein Gutachter dem widersprach.
Doch der Ruf der Männer ist ruiniert, Vater und Sohn sitzen auf einem Schuldenberg. Denn: Trotz Freispruchs bleiben sie auf Verteidigerkosten in Höhe von 50.000 Euro sitzen. Nur 5.000 Euro Kostenersatz steht ihnen zu. „Wir sind unschuldig zum Handkuss gekommen“, sagen sie. „Und jetzt haben wir noch die finanziellen Probleme.“
Die gesundheitlichen Folgen sind noch gravierender. Ludwig D., Jahrgang 1947, ist eigentlich Pensionist. Der kunstinteressierte Hausbesorger, der auch im Antiquariat der Ehefrau mithalf, ist seither mit den Nerven am Ende. „Ich mache das seit 40 Jahren, ich hatte einen einwandfreien Leumund“, sagt er. „Am Kunstmarkt sind wir zerstört.“ Er erlitt einen Aorta-Riss, überlebte nur knapp.
Sein Sohn Georg D. hatte eine Galerie. Auch die gibt es nicht mehr. „Ich erfang’ mich nicht mehr davon. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich fress’ nur mehr Pulverl.“ Die Festnahme hat er noch lebhaft im Gedächtnis: „Plötzlich waren 35 Cobra-Beamte da mit entsicherten Waffen, die sie in Richtung Kopf gehalten haben“, erinnert er sich. 14 Tage befand er sich in Haft.
Am 16. Jänner 2016, erinnert sich Georg D. noch genau, nahm das Unglück seinen Lauf. „Ein Bekannter aus reicher Familie hat mich kontaktiert. Er erzählte mir von einer Kunstsammlung, und Bildern, die ein Mann daraus verkaufen wollte.“ Dass die Bilder noch nirgendwo aufgetaucht waren, irritierte ihn und den Vater nicht. „Von Picasso taucht immer wieder Neues auf“, sagt Ludwig D.
Vater und Sohn D. waren die Mittelsmänner, die den Verkauf einfädeln sollten – und an einen verdeckten Ermittler des Bundeskriminalamtes gerieten. „Man hat uns gedrängt, die Bilder in ein Hotel zu bringen. Das machen wir sonst nie. So ein Geschäft zieht sich über Monate. Und wir haben immer verlangt, dass der Kunde einen Gutachter seines Vertrauens beizieht“, schildert Ludwig D.
Jetzt sitzen die Männer in der Anwaltskanzlei von Werner Tomanek. „Dieses Verfahren hat sie existenziell vernichtet“, sagt er. Er hatte zu Prozessauftakt die Anklageschrift als „Frechheit“ bezeichnet. Im Schlussplädoyer warf er den Ermittlungsbehörden vor, Methoden anzuwenden, die „möglicherweise in Kasachstan, in Afghanistan oder in Uganda üblich sind“. Damit meinte er etwa, dass ein Anwalt für die Polizei als Agent Provocateur aufgetreten war. Die Aussage brachte Tomanek übrigens eine Anzeige bei der Anwaltskammer ein.
Picassos aus Serbien
Es war nicht das erste Mal, dass mutmaßlich gefälschte Picassos in Österreich verkauft werden sollten. Schon im Jahr 2014 wurden Bilder im Hinterzimmer eines Wiener Wirtshauses zum Verkauf angeboten – auch hier geriet man an verdeckte Ermittler. Die zwei Verdächtigen allerdings wurden freigesprochen. Die Bilder stammten – wie auch im aktuellen Fall, aus dem Besitz eines serbischen Ex-Diplomaten. Der Eigentümer ist noch immer davon überzeugt, dass die Werke echt sind. Gutachter und Kunsthändler Herbert Giese stufte die Bilder allerdings als „drittklassige Fälschungen“ ein.
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