Fall Larissa: "Er wollte einfach morden"
Es ist ein schwerer Gang, den die Familie von Larissa Biber heute antreten muss. Noch einmal werden die Ereignisse vom vergangenen Herbst, die ganz Tirol in Atem hielten, schmerzhaft nach oben gespült. Dominik W. steht heute in Innsbruck vor Gericht. Die Anklage lautet auf Mord. Die Erwartungen von Larissas Vater, Johannes Biber, an den Prozess und seine Sicht der Ereignisse sind so subjektiv wie klar: "Ich erwarte, dass Dominik nie wieder die Möglichkeit bekommt, so eine schlimme Tat zu begehen. Er hat zwei Familien zerstört. Unsere und seine. Ich hoffe, dass er nie wieder aus dem Gefängnis kommt."
Larissa Biber ist am 14. September 2013 verschwunden. Auf Facebook wurde von Menschen, die die 21-Jährige gar nicht kannten, zu privaten Suchaktionen aufgerufen. Ihr Schicksal bewegte. "Wir sind zwei Wochen lang jeden Tag nach Innsbruck gefahren und waren bei den Suchaktionen dabei. Es war berührend, wie viele Menschen ihre ganze Freizeit geopfert haben, um Larissa zu finden", erinnert sich ihr Vater an jene bangen Tage zwischen Verzweiflung und Hoffnung.
Der 51-Jährige hatte von Anfang an das Gefühl, "dass wir Larissa nie mehr wiedersehen werden." Dieses Gefühl war ab dem Moment da, in dem er Dominik W. das erste Mal traf – 24 Stunden nach dem Verschwinden von Larissa, beim Aufgeben der Vermisstenanzeige. "Er war wie gelähmt. Ich dachte, dass er irrsinnige Angst hat. Da war ich mir ganz sicher, es ist etwas Schlimmes passiert", sagt Biber.
Funken der Hoffnung
12 Tage später gestand Dominik W., Larissa ermordet zu haben. Zunächst hatte der 24-Jährige behauptet, seine damalige Freundin sei aus seiner Wohnung in Rum gegangen und nicht mehr zurückgekehrt. Er beteiligte sich sogar an den Suchaktionen. Larissa Biber wurde bewusstlos gewürgt und erstickt, ihre Leiche im Inn versenkt. "Wir hatten nach dem Geständnis trotzdem immer noch einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass sie doch wiederkommt."
Mehrfach wurde der Inn gründlich abgesucht, aber erst am 6. Oktober konnte Larissas Leiche aus dem Fluss geborgen werden. "Als Eltern und Geschwister hätten wir nie abschließen können, wenn sie nicht gefunden worden wäre", beschreibt Biber die Gefühlslage seiner Ex-Frau und der drei Schwestern des Opfers zur damaligen Zeit. Seither sind neun Monate vergangen. In der Zeit hat sich Johannes Biber immer wieder eine Frage gestellt: "Das Warum ist leider noch offen." Doch er glaubt auch nicht, dass es eine Antwort gibt. Gerade einmal drei Wochen haben sich Larissa und der Angeklagte gekannt. Biber ist überzeugt: "Es gibt kein Warum. Er hat einfach jemanden ermorden wollen." Ein Gerichtsgutachten attestiert dem mutmaßlichen Täter eine ausgeprägte Persönlichkeitsstörung mit neurotisch-narzisstischen Zügen, weshalb eine hohe Wahrscheinlichkeit weiterer Aggressionstaten bestehe. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Die Liebe gesucht
Das Bild, mit dem nach Larissa gesucht wurde, zeigt sie mit einem strahlenden Lächeln. Es ist ein Foto, das heute ganz Tirol kennt. Johannes Biber hofft, dass seine Tochter so in Erinnerung bleibt. "Es zeigt sie, wie sie wirklich war: freudig, lebenslustig, sehr sozial. Sie war immer für alle da. Larissa hat die Liebe gesucht und den Tod gefunden."
Im Fall der vergangenen September in Tirol getöteten 21-jährigen Larissa B. hat die Staatsanwaltschaft Innsbruck gegen den 24-jährigen Freund der jungen Frau Anklage wegen Mordes erhoben. Dies teilte Sprecher Hansjörg Mayr am Dienstag in einer Aussendung mit. Außerdem werde auch seine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt.
Dem Mann wird vorgeworfen die 21-Jährige, die er erst wenige Wochen vorher kennengelernt hatte, in der Nacht auf den 14. September 2013 in seiner Wohnung aus Wut wegen vermeintlicher Untreue am Hals gepackt und bis zu Bewusstlosigkeit gewürgt zu haben. Außerdem habe er laut Staatsanwaltschaft anschließend seinem bewusstlosen Opfer eine Körperlotion eingeflößt, woran sie schließlich erstickt sei.
Leiche im Inn
Der Beschuldigte habe danach die Leiche in den Inn geworfen. Die 21-Jährige blieb zunächst verschwunden und wurde bei einer groß angelegten Suchaktion am 6. Oktober aus dem Inn geborgen. Der 24-Jährige war am 26. Oktober wegen Mordverdachts festgenommen worden.
Ein psychiatrisches Sachverständigengutachten attestiere dem Beschuldigten laut Mayr zum Tatzeitpunkt die volle Zurechnungsfähigkeit. Bei ihm liege aber eine ausgeprägte Persönlichkeitsstörung mit neurotisch-narzisstischen Zügen vor, weshalb eine hohe Wahrscheinlichkeit weiterer Aggressionstaten bestehe, hieß es. Neben einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe drohe dem Angeklagten daher auch eine Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Ein Termin für die Verhandlung vor dem Geschworenengericht wurde noch nicht anberaumt.
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