Millionenbetrugsfall: EXW-Mitarbeiter fürchtete Schläger mit Hammer
Mehr als 40.000 soll es von ihnen geben. Menschen, die zu Opfern der vermeintlichen Krypto-Betrügereien rund um das Firmengeflecht EXW-Wallet geworden sein sollen, das von Klagenfurt aus einen Schaden von kolportierten 100 Millionen Euro weltweit verursacht haben soll.
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Seit September läuft der Megaprozess am Landesgericht Klagenfurt rund um einen 26-jährigen Schulabbrecher, der als Mastermind gilt, und mittlerweile zehn weitere Angeklagte. 25 weitere Personen werden als Beschuldigte geführt. Ein Prozessende wird frühestens im März erwartet.
Auszahlung nach Druck
Am Donnerstag kam nun das erste Opfer zu Wort. Der 53-Jährige soll 60.000 Euro im Jahr 2019 überwiesen haben. Eine Summe, die vom Hauptangeklagten für andere Dinge investiert worden sein soll, als ursprünglich geplant.
Dem 53-Jährigen wurde die volle Summe wieder ausgezahlt. Allerdings erst, nachdem "wir denen auf die Nerven gegangen sind." Es habe einen gewissen Druck gegeben. Denn zunächst behauptete der Hauptangeklagte, die 60.000 Euro seien von einem asiatischen Hacker gestohlen worden.
Ex-Mitarbeiter berichtet von Schlägern
Ein Zeuge, der einst bei EXW Teil des sogenannten Assistenz-Teams war, berichtet zuvor Richterin Claudia Bandion-Ortner sichtlich nervös von den Methoden, die in der Kryptofirma Usus gewesen sein sollen. Etwa, dass ehemalige Mitarbeiter von Schlägern mit einem Hammer bedroht worden sein sollen.
"Als ich bei EXW ausgestiegen bin, habe ich mich aus Angst wochenlang in meiner Wohnung eingesperrt", berichtete der Mann, während dessen Aussage mussten der Haupt- und Zweitangeklagte den Gerichtssaal verlassen.
"Wer ist die Ratte?"
Auch jener Mann, der demnächst von Brasilien nach Klagenfurt ausgeliefert werden soll, um als elfter Angeklagter im Gerichtssaal Platz zu nehmen, soll vor versammelter Mannschaft folgenden Satz geäußert haben: "Wer ist die Ratte?"
Der Zeuge gab auch weitere tiefe Einblicke ins EXW-Geflecht. "Im ersten halben Jahr wurde eine Abhängigkeit geschaffen. Dann gab es eine regelrechte Gehirnwäsche, nach der ich mich von Familie und Freunden abgekapselt habe. Die einzige Familie, die ich hatte, war innerhalb der Firma", sagte der Mann.
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Jenen Mann, der vor seiner Festnahme am Rollfeld am Flughafen Schwechat auf Bali in Saus und Braus lebte, inklusive eigenem Hubschrauberlandeplatz und Haifischbecken, beschrieb er als "cholerischen Despoten". Dieser erklärte sein aufbrausendes Verhalten, "durch einen großen Druck von unten und von oben. Deswegen war meine Zündschnur sehr kurz. Ja, ich bin sehr schnell wütend geworden, aber das hat sich mit der Zeit gelegt."
Hubschrauberflug und 30.000-Euro-Party
Wie in früheren Aussagen war abermals auch der teure Lebensstil der Angeklagten ein Thema: Berichtet wurde etwa von Partys in Dubai mit Rechnungen in der Höhe von 30.000 Euro, die für das Lieblingsgetränk, eine Mischung aus Wodka-Energydrink und Champagner, an einem Abend verprasst worden sein sollen. Oder von spontanen Hubschrauberflügen von Südtirol nach Klagenfurt. Weil es den Herren mit dem Auto einfach zu langsam ging.
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