Ex-Polizist hat sich einen Monat nach Goldmord-Urteil erhängt

APA12230692 - 09042013 - INNSBRUCK - ÖSTERREICH: ZU APA 0073 CI - Der angeklagte Ex-Polizist am Dienstag, 09. April 2013, im Landesgericht Innsbruck vor Beginn des Prozesses wegen Mordes und wegen Mordversuchs an einer 49-jährigen Tiroler Bankangestellten im März 2012. APA-FOTO: ROBERT PARIGGER
Mit mutmaßlichem Suizid endete am Dienstag einer der spektakulärsten Kriminalfälle Tirols.

War es ein Schuldeingeständnis? Oder hat sich Heinz S. zu Unrecht beschuldigt gefühlt? Hansjörg Mader, Anwalt jenes Ex-Polizisten, der vor einem Monat zu lebenslanger Haft (nicht rechtskräftig) verurteilt wurde, vermochte es gestern nicht zu sagen. „Ich weiß noch nicht, wie das zustande gekommen ist.“

S. wurde am Dienstag um 9.20 Uhr mit Verbandsmaterial an der Querstrebe eines Fenster erhängt in seiner Zelle aufgefunden, nachdem seine Mithäftlinge von einem Hofgang zurückkamen. Laut Hansjörg Mayr, Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck gibt es „keine Hinweise auf Fremdverschulden“. Eine Obduktion wurde angeordnet.

Der 52-jährige Ex-Polizist war am 2. Mai am Landesgericht Innsbruck zu lebenslanger Haft verurteilt worden.Er war am Landesgericht Innsbruck des Mordes an einer Bankangestellten für schuldig befunden worden. Der Fall hatte für großes Aufsehen in Tirol gesorgt. Laut Anklage hat S. einer Zillertalerin ein Goldgeschäft vorgetäuscht und sie am 15. März 2012 in Wiesing in ihrem Auto vorsätzlich und kaltblütig ermordet. Die mit Chloroform betäubte 49-Jährige war erstickt, nachdem ihr Fahrzeug mit Signalfackeln in Brand gesetzt wurde. Von den Goldbarren im Wert von 333.388 Euro fehlt bis heute jede Spur.

Lebenslange Haft

Heinz S. beteuerte bis zuletzt seine Unschuld. Der Polizist behauptete, den Goldraub gemeinsam mit der getöteten Bankerin geplant zu haben. Man habe ein neues Leben in Mallorca beginnen wollen. Er sei aber nie am Tatort gewesen. Das Geschworenengericht sah die Schuld des Ex-Polizisten jedoch als erwiesen an. „Die heimtückische und grausame Vorgehensweise verlangt ein derartiges Urteil“, hatte Richterin Verena Offer die verhängte lebenslange Freiheitsstrafe begründet.Anwalt Mader hatte Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung gegen das Urteil und die verhängte Höchststrafe angemeldet.

Für Christian Timm, den stellvertretenden Leiter der Vollzugsdirektion, kam der Suizid von Stiefmüller überraschend: „Es hat keinerlei Bedenken gegeben.“ Der Inhaftierte sei zuletzt am 31.5. psychiatrisch untersucht worden. „Dabei hat er völlig ruhig gewirkt.“

Mord wegen acht Kilo Gold: Chronologie eines Kriminalfalls

15. März 2012 Die 49-jährige Bankangestellte Erika H. verlässt die Filiale in Strass im Zillertal mit acht Kilogramm Gold. Wert: 333.388 Euro.
16. März 2012 Die Polizei findet die Bankerin tot in ihrem Auto. Schnell gerät Heinz Stiefmüller, selbst Polizist und Bekannter des Opfers, ins Visier der Ermittler.
19. März 2012 Der Tatverdächtige wird verhaftet. Der 51-Jährige unternimmt einen Fluchtversuch aus dem Landespolizeikommando und kann erst auf der Straße überwältigt werden.
9. April 2013 Der für mehrere Tage anberaumte Prozess gegen den Ex-Polizisten beginnt unter großem öffentlichen Interesse. Stiefmüller beteuert seine Unschuld.
2. Mai 2013 Der 52-Jährige wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Sieben Geschworene sehen die Schuld des Angeklagten als erwiesen an.
4. Juni 2013Der Ex-Polizist wird erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Es gibt keine Hinweise auf Fremdverschulden. Die Staatsanwaltschaft ordnet eine Obduktion an der Leiche an.

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