Manches schon: Die Lieferketten machten keine Schwierigkeiten, Paneele und Wechselrichter waren rechtzeitig da. Auch Beantragung und Abwicklung der Förderung – rund 100.000 Euro bekommt er von der Stadt – hat „super funktioniert“, sagt er.
Ein wichtiger Punkt, auch für den Kreditantrag. Selbst Bauanzeigen und Ähnliches war zu bewältigen, wenngleich das Zusammensuchen der Informationen mühsam war. „Die Bürokratie in Wien ist einfach", sagt Schiffer, "aber es fehlt ein Portal, auf dem man auf einen Blick alle Erfordernisse sieht“.
Der lange Weg zur Betriebsgenehmigung
Die Probleme begannen dann rund um die Fertigstellung der Anlage. Ende Juni war Schiffer betriebsbereit. Rechtzeitig für den Sommer und somit die intensivste Zeit der Stromerzeugung. Nur: Die Wiener Netze spielten nicht mit.
Ohnehin musste Schiffer aufgrund der Anlagengröße auf eigene Kosten einen Transformator auf seinem Grund errichten lassen. Preis: 150.000 Euro. „Wirtschaftlich totaler Wahnsinn“, nennt er das.
Doch das reichte nicht, plötzlich wollte das Unternehmen auch eine spezielle Datenleitung zur Fernabschaltung im Fall einer Netzüberlastung legen, bevor die Anlage ans Netz darf. „Das war uns nicht klar und stand auch nicht im Vertrag“, sagt er.
Die Suche nach einem Ansprechpartner
Schiffer und das Unternehmen, das die Anlage für ihn errichtet hatte, liefen dagegen Sturm, scheiterten jedoch schon daran, zum richtigen Ansprechpartner zu kommen. „Uns wurde gesagt: Wir verstehen das Problem, aber der Zuständige ist auf Urlaub. Sie haben uns im Kreis geschickt wie im ,Haus das Verrückte macht‘ aus dem Asterix-Comic“, sagt er.
Erst nach wochenlangem Druck und Klagsdrohungen erhielt er eine vorläufige Betriebsgenehmigung. Die Datenleitung, die bis Oktober gelegt werden sollte, ist noch immer nicht da. Und bis dahin darf auch der siebte Wechselrichter nicht ans Netz.
Netzkapazitäten fehlen überall
Laut seinem Anlagenbauer kein Einzelfall und auch kein spezifisches Wiener Problem. Und tatsächlich gibt es aus vielen Bundesländern Meldungen, dass Anlagen nur verspätet oder mit geringerer Kapazität ans Netz dürfen.
Die Frage ist: Wer ist daran schuld?
Manche Branchenkenner sagen, die lokalen Netzbetreiber hätten den Ausbau verschlafen – und auch kein großes Interesse daran, die Stromerzeugung zu dezentralisieren. Denn was nicht durch ihre Netze zu den Abnehmern gelangt, bringt auch keine Einnahmen. „Leute wie Schiffer sind jetzt schlechtere Kunden“, sagt einer auf den konkreten Fall angesprochen.
Kein Systemproblem
Franz Angerer ist Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur und widerspricht dem vehement. „Netzbetreiber sind Monopolisten und als solche immer bestens geeignet, Schuld an allem und jedem zu haben“, sagt er. Es könne bei Zehntausenden Anlagen, die ans Netz müssen, immer einmal an Kapazitäten fehlen, im Großen und Ganzen laufe aber alles glatt.
Zudem dürften die Netzbetreiber nur ausbauen, wenn es konkreten Bedarf gibt. Auf lokaler Ebene vorherzusehen, wo es diesen Bedarf geben wird, sei aber „unmöglich“, von einem systemischen Problem könne keine Rede sein. Dass viele Netzbetreiber nicht verständlich und kundenfreundlich kommunizieren, räumt er jedoch ein.
Matthias Schiffer lässt sich davon ohnehin nicht unterkriegen. Er plant bereits weiter, bis 2025 will er mit Wärmepumpen statt mit Gas heizen.
Das Gute daran: Kein Netzzugang vonnöten.
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