Elf Häuser angemietet - für Cannabis-Plantagen

Elf Häuser angemietet - für Cannabis-Plantagen
Elf Häuser wurden für die Zucht angemietet. 21 Angeklagte stehen ab Montag vor Gericht.

Karl-Heinz Grasser muss sich ab sofort den Großen Schwurgerichtssaal im Landesgericht für Strafsachen in Wien teilen: Wird nicht gerade zur BUWOG verhandelt, nehmen hier in nächster Zeit 21 Angeklagte aus Serbien Platz. Sie sollen im ganz großen Stil Marihuana angebaut und verkauft haben. Und das mit einem ausgetüftelten System.

Eine Person mietete Häuser (insgesamt elf, Anm.) in Wien, Trumau, Gänserndorf, Angern/March und Gerasdorf unter falschem Namen an. Bezahlt wurde in bar. Dann rückten die Handwerker und Elektriker der Gruppe an und bauten die Häuser um. Wände wurden niedergerissen, Stromleitungen verlegt. In einem Fall wurden sogar die Stiegen ausgebaut, um mehr Platz für die Plantage zu gewinnen.

Elf Häuser angemietet - für Cannabis-Plantagen

Philipp Wolm vertritt drei Angeklagte.

Rollenverteilung

Eigens angestellte Gärtner sollten dafür sorgen, dass die Cannabispflanzen auch blühen und gedeihen. Dafür erhielten sie ein Gehalt von 3000 Euro monatlich. Andere übernahmen die Aufgabe der Kontrolleure. Sie waren auch für die Koordinierung der Arbeiten zuständig.

Und schließlich waren auch noch Erntehelfer nötig, die die Plantagen mit jeweils mehreren hundert Pflanzen abernteten. Für den Verkauf waren wiederum eigene Personen zuständig. Insgesamt dürften mehrere hundert Kilo geerntet und verkauft worden sein.

Ein Tipp aus Serbien brachte die heimischen Ermittler auf die Spur der Gruppierung. Nach Observierungsmaßnahmen und Telefonüberwachungen konnten 22 Verdächtige ausgeforscht werden. 21 sitzen ab Montag auf der Anklagebank. Der mutmaßliche Kopf der Bande allerdings befindet sich auf der Flucht. Er soll das Geschäft von seiner Heimat aus geführt haben.

Nur teils geständig

Die Angeklagten sind nur teils geständig. Zu den Drahtziehern und Hintermännern wollen sie möglichst wenige Angaben machen. „Ich habe Angst vor diesen Menschen. Ich habe sowohl Angst um mich als auch um meine Familie. Als ich gesehen habe, was ich arbeiten musste, wollte ich mich gar nicht mehr darauf einlassen, ich konnte jedoch nicht mehr zurück“, erklärte einer.

Drei der Angeklagten vertritt Rechtsanwalt Philipp Wolm: „Meine Mandanten werden für ihren tatsächlichen Tatbeitrag die Verantwortung übernehmen. Aber wir sind überzeugt, dass die Indizien nicht für eine anklagekonforme Verurteilung reichen.“ Bei Hausdurchsuchungen fanden die Ermittler neben Bargeld und Rolex-Uhren auch Handzettel mit Aufzeichnungen zum Drogenhandel.

Bei einem Verdächtigen wurde außerdem eine Pistole der Marke Zastava sichergestellt – ausgerechnet bei jenem Verdächtigen, der schon eine Vorstrafe wegen Mordversuchs in Serbien aufweist. Neun Verhandlungstage sind vorerst geplant.

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