Eispalast: Neue Grenze für’s Prestige

Die ab 2014 geltende Grenze: Die Schnee-Seite rechts am Bild ist Oberösterreich, die Gestein-Seite die Steiermark. Der Eispalast liegt in Obertraun, sein Eingang in Ramsau Obertraun Eispalast Dachstein
Eispalast wandert nach Oberösterreich, den Obertraunern ist das „wurscht“.

Da kommt man nach Obertraun und denkt, die Einheimischen hätten eine Freude – oder zumindest Schadenfreude – weil 25.000 Gletscher von der Steiermark ab 2014 rechtmäßig zu ihnen nach Oberösterreich wandern, wie am Donnerstag publik geworden ist.

Fehlanzeige: „Uns ist das ziemlich wurscht.“ Das „bissl Gletscher mehr oder weniger“, heißt es am Stammtisch, „macht das Kraut nicht fett“. Außerdem habe man es eh schon immer gewusst, sagt Wirtin Heidi.

Eispalast: Neue Grenze für’s Prestige
Obertraun: Evelyn Beham - Tourismusbüro Bild: Walter Schweinöster

Die Landesgrenze wurde 1949 gesetzlich festgelegt, allerdings falsch in den Katasterplan übernommen. Warum, weiß keiner so genau. Auch nicht Ilse Fischer, die seit 1950 in Obertraun lebt. „Das war immer ein Hin und Her mit der Grenze. Jetzt ist es halt offiziell und für die Gemeinde eine Prestigesache. Vielleicht wird es sich bei den Steuereinnahmen positiv bemerkbar machen“, sagt die Pensionistin.

Eine falsche Annahme, erklärt Bürgermeister Egon Höll: „Es gibt seit 1969 eine Vereinbarung zwischen der steirischen Gemeinde Ramsau und uns, die Steuereinnahmen aus dem Gletscherbetrieb fünfzig-fünfzig zu teilen. Finanziell ändert sich gar nichts.“

Eispalast: Neue Grenze für’s Prestige
Obertraun: Ilse Fischer Bild: Walter Schweinöster

Um’s Geld sei es ihm nie gegangen, als er 2005 erstmals auf den falschen Grenzverlauf aufmerksam gemacht hat. Die unterschiedlichen Landesgesetze beim Naturschutz seien es, die ihm sauer aufstießen: „In der Steiermark geht alles – die Planaibahnen bauen, was sie wollen. In Oberösterreich kämpfen wir um jede Latschen. Da ist der Naturschutz päpstlicher als der Papst.“ Er ist sich sicher: „Wäre 2005 schon klar gewesen, dass dieser Bereich zu Oberösterreich gehört, wäre der Eispalast nicht so leicht genehmigt worden.“

Gute Werbung

Er pocht auf Gleichbehandlung, denn ob man Genehmigungen für touristische Bauprojekte am Dachstein bekommt oder nicht, sei für Obertraun eine Existenzfrage, sagt er. Die Gmundner Gemeinde hat nur 730 Einwohner, dafür pro Jahr 171.000 Nächtigungen. „Die Region, besonders Obertraun, lebt vom Tourismus. Andere Arbeitsplätze gibt es kaum“, sagt Evelyn Beham vom Tourismusbüro. Sie werde Besucher in Zukunft ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Eispalast oberösterreichisches Hoheitsgebiet ist, verspricht sie schmunzelnd.

Eispalast: Neue Grenze für’s Prestige
Obertraun: Wirtin Heidi Bild: Walter Schweinöster

Eines, und da sind sich die phlegmatischen Obertrauner einig, haben sie aber doch von der Debatte um die neue Grenze: „Eine gute Werbung für den Tourismus, und das auch noch gratis.“

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