Eine Ausstellung als Fenster in unser Innenleben

Eine Ausstellung als Fenster in unser Innenleben
In Salzburg startet die Körperwelten-Ausstellung "Am Puls der Zeit", die angesichts Corona aktueller kaum sein könnte.

Die Konkurrenz für die Körperwelten ist überschaubar. Viel Freizeitangebot wird es in den kommenden Wochen nicht geben. Als eine der wenigen nicht permanenten Ausstellungen eröffnete am Mittwoch im Salzburger Messezentrum die Schau „Körperwelten – Am Puls der Zeit“. Die Intention der Ausstellung, den eigenen Körper erfahrbar zu machen, könnte aktueller nicht sein.

Das Coronavirus brachte die Gesundheit und den Umgang mit dem eigenen Körper über Monate ins Zentrum fast aller Debatten. Daran wird sich bis zum geplanten Ende der Ausstellung am 7. März auch nichts ändern. „Ich kann mir vorstellen, dass die gesundheitliche Bedrohung die Menschen mehr öffnet für das Thema“, sagt Kuratorin Angelina Whalley.

Das Virus hat mit mehrfacher Verschiebung, strenger Kapazitätsobergrenze, Tickets nur im Vorverkauf für fix gebuchte Zeiten und einem notwendigen Hygienekonzept natürlich auch den Ausstellungsmachern zugesetzt. Die Diskussion rund um das Virus ist für die Körperwelten aber auch eine große Chance.

Eine Ausstellung als Fenster in unser Innenleben

Kuratorin Whalley sieht die  Schau als „Ort der Aufklärung“.

Körperbewusstsein

„Ich möchte den Besucher anregen, sich seiner Verantwortung für seine eigene Gesundheit bewusst zu werden“, sagt Whalley über das Ziel der Ausstellung. Das passiert in der Schau ohne einen Hinweis auf das Virus. Schließlich war die Ausstellung beim Ausbruch der Pandemie bereits konzipiert.

Die jüngste Körperwelten-Schau „Am Puls der Zeit“ feiert in Salzburg Europa-Premiere. „Die Ausstellung behandelt unser modernes Leben, und was es mit unserem Körper macht“, erklärt Whalley. „Die Ausstellung soll den Besucher einladen, die dauerhafte Reizüberflutung und ihre langfristigen Auswirkungen auf Körper und Geist kritisch zu hinterfragen“, meint die Kuratorin, Ehefrau von Körperwelten-Erfinder Gunther von Hagens.

Lebensstil und Körper würden sich zunehmend entfremden, konstatierte der deutsche Philosoph und Körperwelten-Begleiter Franz Josef Wetz bei der Ausstellungseröffnung. „Die Falle ist, dass wir heute mehrere Leben in eines bringen wollen. Unser Körper hat seinen Rhythmus an diese Schnelllebigkeit aber nicht angepasst. Er funktioniert wie vor hundert Jahren. Wenn wir unser Leben dem Rhythmus des Körpers nicht anpassen, dann werden wir krank“, erklärte Wetz.

Öffnungszeiten
Die Ausstellung hat bis 7. März täglich geöffnet. Am Heiligen Abend ist sie geschlossen

Tickets
Wegen der Corona-Lage ist ein fix gebuchtes Zeitfenster für den Eintritt nötig, der Besuch ist zeitlich nicht begrenzt. Infos:
www.koerperwelten.at

Skandale vorüber

Einige Krankheiten werden in den insgesamt rund 200 Exponaten auch plastisch dargestellt. So ist eine Raucherlunge neben einer Nichtraucherlunge zu sehen, auch das Gehirn eines Alzheimer-Patienten wird einem gesunden Gehirn gegenübergestellt. 20 Ganzkörperexponate sind in Salzburg zu sehen.

Dabei werden echte menschliche Präparate gezeigt, die mithilfe des Verfahrens der Plastination haltbar gemacht wurden. Als Gunther von Hagens vor mehr als 20 Jahre mit der Ausstellungsreihe startete, war das Anlass für einen Skandal und ethische Debatten über die Menschenwürde.

Skandale gibt es heute keine mehr, doch: „Das ganze Thema ist gleichermaßen faszinierend wie irritierend. Das liegt daran, dass sich die Ausstellung im Grenzbereich zwischen Leben und Tod bewegt“, sagte Philosoph Wetz. Die Menschenwürde sei nicht zuletzt durch die Freiwilligkeit der Körperspenden gewährleistet. Weltweit gibt es mehr als 19.000 registrierte Spender, 199 kommen aus Österreich.

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