Ein Jahr gewartet
Ende Oktober kam der Brief von der MA 35, die aufgrund ihres Trägheitsmoments in die Schlagzeilen geraten ist. Den Antrag für sich, seine Frau und die beiden Kinder hat Suljovic schon am 23. September 2020 gestellt. Schon im September war ein Brief gekommen. „Ich habe mich schon gefreut, dass ich endlich die Staatsbürgerschaft bekomme, aber die wollten nur, dass ich noch Unterlagen nachreiche.“ Darunter einen Antrag auf Erteilung der Staatsbürgerschaft für seinen Sohn, der in der Bearbeitungszeit durch die MA 35 14 Jahre alt geworden war und nun einen eigenen Antrag brauchte.
„Ich bin sauer“, sagt Suljovic. „Seit 28 Jahren bin ich in Österreich. Ich habe noch nie einen Cent vom Staat wollen oder bekommen. Ich war noch nie arbeitslos.“
Schon 2014 hat er die Staatsbürgerschaft beantragt. Damals hatte er in seinem Darts-Café „Gentle“ eine Studentin als Kellnerin bei der Krankenkassa angemeldet, es fehlte aber die Arbeitserlaubnis vom AMS. 1.100 Euro Strafe – Staatsbürgerschaft abgelehnt und für fünf Jahre gesperrt „wegen einer Verwaltungsübertretung mit einer Geldstrafe von mindestens 1.000 Euro“. Dadurch liegt „ein absolutes Einbürgerungshindernis gemäß §10 Abs. 2 Z 1 StbG vor“.
2020 nahm Suljovic den nächsten Anlauf, diesmal bei der burgenländischen Landesregierung, Suljovic geriet aber wieder an die MA 35 – „angesichts des Hauptwohnsitzes in Wien wurden die Anträge an das Amt der Wiener Landesregierung abgetreten“.
Diesmal war eine Finanzstrafe der Ablehnungsgrund. Der Steuerberater hatte die Steuererklärung zu spät abgegeben. Suljovic zahlte die offene Summe und die Strafe, legte dem Antrag eine Erklärung der Finanz bei, dass er dort keine Schulden habe. Und dann passierte nichts. Ein Jahr lang. Bis zur Absage. Suljovic steht zu seinen bürokratischen Nachlässigkeiten, aber er ärgert sich über die Dauer der Bearbeitung. „Warum haben sie nicht gleich gesagt, was nicht passt.“
Seine Frau hat inzwischen für sich und die Kinder die Staatsbürgerschaft beantragt. Ihm selbst geht langsam der Schmäh aus. „Ich weiß nicht, ob ich mir noch einmal einen Antrag antue“, sagt er. Und hofft, dass Frau und Kinder die Pässe bekommen.
Seit 1993 ist er in Wien. Seine Mutter schickte ihn damals zum älteren Bruder, weil sie nicht wollte, dass er in den Krieg musste. Ein anderer Bruder war zur Armee eingezogen worden, von ihm hatten sie schon seit Monaten nichts gehört. Der Bruder überlebte. Mensur lebt noch immer im 20. Wiener Gemeindebezirk.
Sport-Bürgerschaften
Im Café des Bruders begann er mit E-Darts, danach mit den Stahlpfeilen. Im Gegensatz zu den olympischen Sportarten lässt der Weltverband PDC die Spieler unter der Flagge spielen, unter der sie wollen. Und verlangt keinen Pass. „Ich habe immer gern für Österreich gespielt“, sagt er. Mensur Suljovic macht traurig, dass seine Leistungen nicht anerkannt werden. „So viele Sportler sind eingebürgert worden.“
Allein im Jahr 2014 hat der Ministerrat der Einbürgerung von 21 Sportlern zugestimmt. Knapp vor der Handball-WM bekam die ungarische Hypo-NÖ-Torfrau Anna Hajgato die österreichische Staatsbürgerschaft. Handball-Generalsekretär Bernd Rabenseifner sagte: „Ein großes Dankeschön gebührt dem Sportministerium sowie den zuständigen Stellen im Land NÖ und der BH Mödling für deren Unterstützung.“
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