Ein Security für jeden ÖBB-Schaffner

Bald sollen insgesamt 600 Securitys die Polizei unterstützen.
Die neuen Pläne von Polizei und Bahn für mehr Sicherheit in Zügen und auf Bahnhöfen.

Ein Gipfeltreffen in Sachen Sicherheit beim Bahnfahren, fand am Freitag in Wien statt. Vertreter der Polizei, des Bundeskriminalamts und der ÖBB diskutierten neue Ansätze und Strategien, um das Reisen und auch den Aufenthalt in Bahnhöfen sicherer zu gestalten.

Seit 2011 wurden bereits 1200 Zugbegleiter von der Polizei in Sachen Sicherheit fit gemacht. Das Training beinhaltet hauptsächlich Strategien zur Deeskalation und der Eigensicherung. Abseits davon wurden auch 200 Securitys, die die ÖBB über die externe Firma "Mungos" beschäftigt, von der Polizei ausgebildet. Bis zum Sommer 2017 sollen 400 weitere Sicherheitsleute dazukommen.

"Derzeit fahren in Nahverkehrszügen der Ostregion schon Mungos mit. Der Plan ist, diese Securitys bald auf Strecken in ganz Österreich einzusetzen, auch auf Fernzügen", erklärte ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger (Hahslinger wechselte Anfang des Jahres von der Presseabteilung der Wiener Polizei in die Kommunikation der ÖBB).

Gewalt im Zug

Diese Maßnahmen seien aber nur der Anfang einer Sicherheitsoffensive, die sich in den kommenden Jahren noch weiterentwickeln soll. Im vergangenen Jahr wurden rund 150 Bahnmitarbeiter während der Arbeit attackiert. Das bedeutet, etwa jeder neunte Schaffner war mit Gewalt im Zug konfrontiert. Deshalb sei es laut ÖBB auch vorstellbar, dass bald jeder Schaffner von einem Mungos-Security im Zug begleitet wird.

Sicherheitsmaßnahmen, die noch weiter reichen und auch die Fahrgäste betreffen würden, stehen ebenfalls zur Diskussion. Überwachungskameras oder Polizeibeamte in Zügen sind laut Hahslinger keineswegs fix. Mittel- bis längerfristig könnten die Sicherheitsinitiativen in diese Richtung gehen.

Bahnhof im Fokus

Ein Security für jeden ÖBB-Schaffner
Bildunterschrift
Das Hauptaugenmerk der Verantwortlichen liegt im Moment klar auf der Sicherheit in Bahnhöfen. Besonders der Wiener Westbahnhof, der wegen einiger Gewaltdelikte zuletzt für Negativschlagzeilen gesorgt hat, steht derzeit in den Strategiesitzungen von Polizei und Bahn im Zentrum.

Doch den Westbahnhof als neuen Kriminalitäts-Hotspot zu bezeichnen, wäre falsch, sagt Polizeisprecher Paul Eidenberger: "Die Zahlen zeigen uns, dass am Westbahnhof eher wenig Drogenkriminalität vorherrscht oder nicht so viele Gewaltdelikte angezeigt werden. Das Problem ist viel mehr das subjektive Sicherheitsgefühl der Reisenden."

Diese Unsicherheit liegt vor allem an jungen, meist männlichen Asylwerbern, die sich auf den Bahnhöfen aufhalten, sagt der Polizeisprecher.

Perspektiven schaffen

Warum Flüchtlinge sich ausgerechnet hier verstärkt aufhalten? Viele von ihnen haben hier zum ersten Mal österreichischen Boden betreten.

Ein Problem, auf das Wiens Polizei-Vizepräsident Karl Mahrer eingeht: "Auf den Bahnhöfen und in Einkaufszentren versammeln sich viele junge Migranten ohne Job und soziale Perspektiven. Für diese Menschen müssen Beschäftigungsmodelle gefunden werden – ein Problem, das die Polizei nicht lösen kann. Wir können mit repressiven Schritten nur die Symptome bekämpfen. Die Wurzel der auftretenden Probleme liegt aber nicht im Einflussbereich der Exekutive."

Hier sind vor allem Hilfsorganisationen und Sozialarbeiter gefragt. Auch sie werden in den kommenden Wochen zu einem Gipfeltreffen mit den Verantwortlichen zusammenkommen. Natürlich sind auch die Geschäftsleute bei diesem Sicherheitsprozess ein Thema. Am vergangenen Freitag war auch die Leitung des Shoppingcenters am Westbahnhof zum Gespräch geladen.

"Zuhören, informieren und Probleme lösen – das sind die drei Pfeiler, mit denen die Polizei auf die Bevölkerung zugeht. Der Polizei ist das subjektive Gefühl der Sicherheit genauso wichtig wie die objektive Kriminalitätslage", sagt Mahrer.

Ob sich die Lage durch die neu beschlossenen Maßnahmen nun wirklich entspannt, bleibt abzuwarten.

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