Es waren die gefühlvollen Hände, die den gelernten Werkzeugmacher Michael Bübl vor mehr als 30 Jahren dazu brachten, sich auf Schlösser zu konzentrieren. „Während der Ausbildung zum Schlossermeister hatten wir Wettbewerbe, wer am schnellsten ein Schloss knackt. Niemand war so schnell wie ich.“
Mittlerweile beschäftigt Bübl nicht mehr so sehr, wie man eine versperrte Tür öffnet, sondern eher, wie man das verhindert. In Jahrzehnten im Aufsperrdienst hat er aber viel erlebt: „Ich habe mehr als 100 Leichen gefunden.“ Bei einer Zwangsräumung sei sogar einmal auf ihn geschossen worden. Heute ist er vor allem als Sicherheitsberater tätig: „Ich zeig’ den Menschen, wo der Fehler in ihrem Sicherheitssystem liegt. Weil wenn ich den find’, tut das ein Einbrecher auch.“
Bücher über die Tricks der Einbrecher
Seine Kunden seien wohlsituierte Hausbesitzer. Seine Erfahrung will er aber mit allen teilen. Deshalb hat er mehrere – nicht unumstrittene – Bücher zu den Tricks der Einbrecher verfasst. Kollegen hätten ihm immer wieder vorgeworfen, er gebe Anleitungen für Einbrüche heraus. „Unfug“, meint der 58-Jährige. Was er berichte, sei bei Kriminellen bereits gängiges Wissen, helfe potenziellen Opfern aber, sich zu schützen.
So auch zwei neue Maschen, vor denen er besonders in der Feriensaison warnt: Die eine scheint auf den ersten Blick fast schon widersprüchlich. Dabei legen Schlossknacker Geld vor die Tür oder in den Briefkasten. „Kleine Beträge, aber so viel, dass man es aufhebt. Dann kommen sie zurück. Ist das Geld noch da, wissen sie, dass niemand zu Hause ist.“
"Niemand lässt Geld liegen"
Die Masche sei ihm in und um Wien zuletzt mehrfach untergekommen. Es handle sich um eine Weiterentwicklung eines alten Tricks: Bisher wurden dem Experten zufolge Zündhölzer in den Türspalt geklemmt oder leere Dosen in die Einfahrt gelegt.
„Das Problem: Nicht jeder ist ein ordentlicher Mensch, manche lassen den Müll liegen.“ Außerdem gebe es Häuser mit zwei Eingängen. Aber fast jeder gehe einmal am Tag zum Postkasten und niemand lasse Geld liegen.
Einbrüche oder sogar Home Invasions
Weiters warnt der Schlosser vor zu viel Redseligkeit beim Friseur. Ältere Damen würden beim Waschen und Schneiden gerne Geheimnisse ausplaudern und obendrein erwähnen, wann sie nicht daheim seien. Bübl ist überzeugt, dass die Kundschaft so in einigen Fällen bereits ausgehorcht wurde und Einbrüche oder sogar Home Invasions die Folge waren.
Der Trend zu bewaffneten Einbrüchen bereitet dem Sicherheitsspezialisten besonders große Sorgen: „Die Opfer versuchen zunächst oft, dagegen zu arbeiten, in der Hoffnung, dass die Einbrecher sich mit einer kleinen Beute zufriedengeben. Dann schaukelt sich die Situation auf.“
Kriminell, aber nicht blöd
Die Verbrecher wüssten laut Bübl in der Regel aber genau, wo wie viel zu holen sei: „Nur weil jemand kriminell ist, ist er nicht blöd.“
Klassische Einbrecher wollen neben schneller Beute vor allem ungestört sein.
Das raten Experten
Das Bundeskriminalamt rät deshalb bei längerer Abwesenheit, Nachbarn die Post holen zu lassen und mit Zeitschaltuhren für die Beleuchtung den Eindruck von Anwesenheit zu erzeugen. Bübl stimmt zu: „Das Wichtigste ist Präsenz. Oft reichen Schuhe vor der Tür zur Abschreckung, weil dann könnte jemand da sein.“
Abgesehen davon ist der Schlosser Fan mechanischer Schutzvorrichtungen: Massive Türen und Fenster aus Einbruchschutzglas seien die Mittel der Wahl. „Denn wenn sie nach drei bis fünf Minuten nicht drin sind, geben sie auf.“
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