Selbstversuch: Pumpen und fit werden mit Mr. Universe

Kabeldick sind die Adern, die auf Klaus Dreschers Bizeps zum Vorschein kommen, während er die 25-Kilo-Kurzhantel kontrolliert Richtung Brust führt. Es ist die letzte Wiederholung, ehe er das Gewicht stöhnend ablegt. „Schau, wie’s da das Blut in den Muskel pumpt. Geil, oder?“, schnauft der Bodybuilder und begutachtet seine Arme, die auf einen Umfang von 50 Zentimeter kommen, im Spiegel.
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Updates
Ab 19.11. wird Reporter Markus Strohmayer vier Monate unter Anleitung von Bodybuilder Klaus Drescher trainieren. Fortschritte und Rückschläge regelmäßig auf kurier.at.
Ziele
Mehr Muskeln, weniger Fett. „Sitzkrankheiten“ wie schlechter Haltung entgegenwirken. (Und ein Sixpack wäre auch nett.).
Training
Jeden zweiten Tag Kraft- und dreimal die Woche Kardiotraining. Zug-, Drück- und Beinübungen an unterschiedlichen Tagen bis zum Muskelversagen. Pro Einheit maximal 60 Minuten.
Ernährung
Fleisch, Eier, Obst und Gemüse sowie Reis und Kartoffeln. Alkohol und Zucker vermeiden.
Proband
1,96 m, 105 kg, 30 Jahre, Erfahrung im Fitnessstudio, aber seit Corona kaum Sport gemacht.
Unabhängig davon, ob man das „geil“ findet oder nicht – faszinierend ist es, die aufgepumpten Muskelberge in Bewegung zu sehen und wie dabei jede Faser unter gespannter Haut zum Vorschein kommt. Es ist diese beeindruckende Form, die dem Kärntner in der aktuellen Saison Siege auf Bodybuildingbühnen rund um den Globus beschert hat. Höhepunkt dabei war sicher die Auszeichnung zum „Mr. Universum“ in England – dort, wo einst Arnold Schwarzenegger seinen ersten „Mr.-Universe“-Titel holte.
Wie Klaus Drescher einen Büromenschen transformieren will
Obwohl Drescher, der sich selbst den Künstlernamen „Serratus“ verpasst hat (Latein für vorderer Sägezahnmuskel), sich nicht mit der Bodybuildinglegende vergleichen will, sind Parallelen nicht von der Hand zu weisen. Ähnlich wie einst der Steirer möchte „Serratus“ nicht nur Trophäen sammeln, sondern Menschen außerhalb der Fitnessszene von den Vorteilen des Widerstandstrainings überzeugen.

Drescher (li.) hat 6 % Körperfett. Reporter Strohmayer kommt auf ca. 20 % – ein weiter Weg.
An dieser Stelle kommt der KURIER ins Spiel. Denn nach einer Saison mit Weltmeister- und „Mr.-Universum“-Pokalen hat der 186 Zentimeter große, 110 Kilo schwere Hüne eine neue Mission: Als Coach will er innerhalb von vier Monaten – auf alltagstaugliche Art und Weise – zeigen, wie positiv sich Hanteltraining und richtige Ernährung auf den Körper eines Büromenschen auswirken – konkret auf jenen des augenscheinlich unter Vitamin-D-Mangel leidenden KURIER-Reporters oben im Bild (mehr zu dem Selbstversuch im Infokasten).
Muskeln brauchen Kalorien
Drescher, der sich hinsichtlich seiner Bodybuilding-Ambitionen als genetisch gesegnet bezeichnet, gibt sich bezüglich seiner Fähigkeiten als Trainer nicht minder bescheiden: „Ich schaffe es bei jeder und jedem, dass sie ihr körperliches Potenzial ausschöpfen. Krafttraining ist das Effektivste für die Fettverbrennung. Ein Kilo Muskelmasse verbraucht am Tag 100 Kalorien. Selbst, wenn man auf der Couch liegt. Deshalb ist es so wichtig, Muskeln aufzubauen.“ Fünf Kilo sollen im KURIER-Selbstversuch in vier Monaten „draufgepackt“ werden. Das Fett zeitgleich schmelzen. Laut Sportwissenschaft möglich – wenngleich ein ambitioniertes Ziel.

Der Ausnahmeathlet beim diesjährigen „Mr.-Universum“-Bewerb in England
Für Drescher ist es genau diese Herausforderung, die ihn antreibt – immer schon. „Mit elf Jahren hab’ ich den Schwarzenegger das erste Mal in einer Zeitschrift gesehen und hatte eine Vision von mir mit so einem Köper“, erzählt der Kraftsportler, während er die Rückenpose einnimmt, die den „Terminator“ weltbekannt gemacht hat.
Lehrerin eines Besseren belehrt
Er habe das Mitschülern erzählt, diese hätten ihn ausgelacht. Die Lehrerin sogar besorgt die Eltern angerufen. 15 Jahre nach diesem Anruf gewann der Bodybuilder seine ersten Shows. „Kurz darauf hab’ ich die Frau Gruber (seine einstige Lehrerin, Anm.) in der Therme getroffen. Sie hat gesagt: Klaus, ich werd’ nie mehr einen Schüler unterschätzen“, erinnert er sich mit einem Leuchten in den Augen. Ein Moment, in dem der Elfjährige mit den großen Visionen durchblitzt.
Dass seine Visionen einen Preis haben, weiß er. Immer wieder sei er mit Vorurteilen konfrontiert: Aussagen wie, „der is’ ein Bodybuilder, der is’ bestimmt a Trottel“, höre er nicht selten. Auch dass er seinen Erfolg nur verbotenen Substanzen verdanke, würden viele glauben. Aber: Konsequentes, hartes Training und die Ernährung seien stets die Grundlage. „Der Wille macht das Fleisch auf deinen Knochen zu Beton. Das werde ich jetzt auch als Trainer beweisen“, gibt er einen Ausblick auf wohl schmerzhafte Monate. Doch wie heißt es im Bodybuilding: „No pain, no gain“.
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