Im Februar 1999 donnerte eine Jahrhundertlawine in den Tourismusort im Tiroler Paznauntal und tötete 31 Urlauber und Einheimische, eine weitere Lawine im Nachbarweiler Valzur kostet sieben Menschen das Leben. Hundertpfund war damals bereits stellvertretender Leiter des Landeskriminalamts (LKA) und leitete den Einsatz zur Identifikation der Toten.
„Ein Vater wollte zu den Leichen seiner vier und acht Jahre alten Kinder“, erinnert sich Hundertpfund. Als der Mann das Mädchen zu sich gezogen hat, musste er an seine damals gleichaltrige Tochter denken. „Da sind mir die Tränen gekommen.“
Der Kriminalbeamte hatte sich schon vor dem Unglück in Galtür „nach einer freien Nische in der Polizeistruktur umgeschaut“. Und dabei die Disaster Victim Identification (DVI) – also die Identifizierung von Katastrophenopfern – entdeckt. Es gibt damals in Österreich noch kein eigenes Team für solche Einsätze.
„Das hat mich schon interessiert, bevor die Lawine passiert ist“, erzählt der Tiroler. Bereits nach dem Absturz der Lauda Air 1991 in Thailand war zwar klar, dass es so eine Einheit auch in Österreich brauchen würde, passiert sei zunächst aber nichts.
Nach Galtür und dem Brand der Gletscherbahn in Kaprun ein Jahr später, waren es zunächst Hundertpfund und ein Salzburger Kollege, die das DVI in Österreich maßgeblich aufgebaut haben. 2004 waren dann bereits rund 60 Beamte geschult, für das folgende Frühjahr war eine große Übung geplant, in dem das Team den Ernstfall proben sollte.
"Der Tsunami hat uns früher eingeholt"
„Der Tsunami hat uns früher eingeholt“, sagt Hundertpfund. Weihnachten 2004 kamen bei der gigantischen Naturkatastrophe etwa 230.000 Menschen ums Leben, in Thailand wurden vor allem Urlauberparadiese getroffen. Hier starben 75 Österreicher.
Hundertpfund leitete den ersten Auslandseinsatz der frisch geschaffenen DVI vor Ort, verbrachte insgesamt sechs Monate in Thailand. „Wir konnten alle Toten aus Österreich identifizieren“, erzählt der pensionierte Polizist, für den diese Tätigkeit einen tieferen Sinn erfüllt: „Das Ziel ist es, unbekannten Toten ihren Namen und ihre Würde zurückzugeben. Wir schulden es den Angehörigen, dass sie sich von ihren Toten verabschieden können.“
Ausbildungen und Einsätze – etwa nach dem Absturz einer Maschine der Ethiopian Airlines 2019, bei der auch drei Österreicher starben – führten Hundertpfund um die halbe Welt. Dafür, dass ihm das sein Dienstgeber ermöglicht hat, sei er dankbar. Er habe aber auch erlebt, „wie ein erfolgreiches Projekt ohne Not abgewürgt wurde.“
Hundertpfund startete seine Laufbahn als Kriminalbeamter zunächst in Linz und war dort auch Diensthundereferent. Ohne Absprache mit der Führung in Wien initiierte er die Ausbildung der ersten Sprengstoffspürhunde in Österreich. Als das 1988 medial bekannt wurde, sorgte das für Schlagzeilen, aber „Wien war not amused“.
Die Eigeninitiative hätte den Kriminalbeamten beinahe die Karriere gekostet. Er ärgert sich noch heute, „dass erst zehn Jahre später der erste offizielle Sprengstoffhund der Exekutive in Dienst gestellt wurde“.
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