Dubiose Wohnungsdeals: Banker fristlos entlassen

Dubiose Wohnungsdeals: Banker fristlos entlassen
Brisanter Abschlussbericht der Kripo-Ermittler belastet Filialleiter und vier weitere Verdächtige schwer.

In einer Bank im Bezirk Hollabrunn kam es am Freitag zu einem Paukenschlag. Der Filialleiter wurde fristlos entlassen. Er soll nicht nur überhöhte Kredite für dubiose Wohnungen vermittelt, sondern auch in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Der Banker, ein Makler-Ehepaar und zwei Vermögensberater stehen im Verdacht des Betrugs, der Untreue und Bildung einer kriminellen Vereinigung. Strafdrohung: bis zu zehn Jahre Haft. Den Schaden schätzt Anwalt Christoph Brandl, der mehrere geschädigte Investoren vertritt, auf etwa drei Millionen Euro. Die Verdächtigen bestreiten die Vorwürfe.

Bank zog Reißleine

"Nachdem nun der Abschlussbericht des Landeskriminalamts Niederösterreich vorliegt, hat sich ein dringender Tatverdacht gegen den Filialleiter ergeben" bestätigt Ulrich Walter, Anwalt der Bank, dem KURIER. "Es musste die fristlose Entlassung ausgesprochen werden." Nachsatz: "Die Bank selbst ist Geschädigte und wird sich dem Strafverfahren als Privatbeteiligte anschließen." Der Reihe nach: 2010 lernte das Makler-Ehepaar einen Schweizer Finanzberater kennen. Dabei entwickelten die beiden Männer die Idee, Eigentumswohnungen am südlichen Speckgürtel Wiens als "lukrative Veranlagung" an Schweizer Investoren zu verscherbeln.

Lügengeschichten?

Der Verkaufstrick: Die Wohnungen sollten mit Krediten gekauft und mit den Mieteinnahmen zurückbezahlt werden. Doch bei einer ortsüblichen Nettomiete von gerade einmal zehn Euro pro Quadratmeter soll das nicht einmal theoretisch möglich gewesen sein. "Diese Behauptung war eine Lüge", heißt es im Abschlussbericht der Korneuburger Ermittler. Die verdächtigen Österreicher klärten die Schweizer Opfer über "diesen Irrtum" nicht auf. Auch die Bankchefs sollen laut Kripo "mit falschen Zahlen getäuscht" und "zur Bewilligung der Kredite verleitet" worden sein.

"Überschuss aufgeteilt"

Die Wohnungen wurden zum Teil als top-saniert dargestellt. Tatsächlich sollen die Verdächtigen abgewohnte Appartements ausgesucht haben, deren Wert weit unter dem offiziellen Immobilien-Preisspiegel lag. In einem Fall gewährte die Bank einem Schweizer 200.000 Euro Kredit, obwohl die Wohnung nur 115.000 Euro kostete. Laut Kripo "war klar, dass die Provisionen und der Gewinn des Maklers von der Bank mitfinanziert werden musste". "Dieser Überschuss" soll unter den Verdächtigen aufgeteilt worden sein. So sollen dem Banker im Jahr 2011 "20.000 Euro in Zeitungspapier" eingewickelt in der Wiener Sky Bar übergeben" worden sein. Laut Aktenlage soll der Banker womöglich auch bei weiteren Immo-Deals mitgeschnitten haben.

Disziplinarverfahren gegen Anwalt

Indes soll der Anwalt zwei Treuhandkonten für diese Deals eröffnet, aber nur eines davon der Anwaltskammer gemeldet haben. Über das offizielle Konto soll der tatsächliche Kaufpreis geflossen sein, über das zweite "der Überschuss" aus den Krediten auf ein Schweizer Konto des österreichischen Maklers. Gegen den Anwalt ist mittlerweile laut Arechtsanwaltskammer Wien ein Disziplinarverfahren anhängig und er ist zum Teil für die Berufsausübung in seinem Gerichtssprengel gesperrt. " Es ist aber davon auszugehen, dass sämtliche beteiligte Personen von der Überfinanzierung wussten und sich davon unrechtmäßig bereichert haben", wird im LKA-Bericht festgehalten. Zugleich werden der zuständigen Staatsanwaltschaft Korneuburg weitere Ermittlungsschritte vorgeschlagen.

Bank am Zug

"Die Kripo hat sehr präzise gearbeitet und die Verdachtsmomente aus meiner Anzeige massiv erhärtet", sagt Anleger-Anwalt Brandl von der Grazer Kanzler Bartl & Partner zum KURIER. "Meiner Ansicht nach sollte auch die Bank Verantwortung übernehmen und das Gespräch suchen, damit der Schaden für die Investoren eingedämmt werden kann."

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