Dschihad-Prozess: "Jeder Demokrat ist zu töten"

Polizisten vor dem Straflandesgericht Graz. anl. des Prozesses gegen Mirsad O.
Dritter Tag im Verfahren gegen Mirsad O. alias Ebu Tejma.

In Mirsad O.s Predigten fielen solche Sätze: "Bereitet euch für den Kampf vor, so viel ihr könnt. Damit ihr Allahs Feinde verschrecken könnt. In diesem Sinn bedeutet Verschrecken Terrorismus."

300 Stunden Aufnahmen der Reden des 34-Jährigen, der als Ebu Tejma predigte, sind gespeichert. Weil der Sachverständige aber nur Teile davon auswertete, will der Verteidiger das gesamte Material vorspielen lassen. Zehn Reden, die O. auf Bosnisch hielt, bekam der Experte in übersetzter Abschrift. Allerdings mit Lücken, wie der Gutachter zugab. "Kleine Teile wurden wegen Belanglosigkeit weggelassen." Doch auch ohne diese zehn Reden bleibe er dabei: "Der Herr O. ist ein Dschihadist." Einer, der die Demokratie ablehne, weil "Gesetze macht nur Gott. Jeder Demokrat ist daher Polytheist und zu töten."

Wortgefechte

O.s Anwalt nennt das "selektiv und polemisch" und beantragt, die Reden komplett zu übersetzen. Das ist dem Staatsanwalt zu viel: Das kostet 30.000 Euro, außerdem gehe es um ein Weltbild. "Das beginnt beim Händewäschen und hört beim Kopfabschneiden auf." Am dritten Tag des Dschihadisten-Prozesses in Graz bekommen die Geschworenen Wortgefechte zu hören. Der Anwalt moniert "Beeinflussung und eine düstere Stimmung", der Ankläger kontert, er solle "nicht melodramatisch" werden.

O. soll laut Anklage die Schlüsselfigur der IS-Propaganda in Österreich gewesen sein. "Wie bete ich im Kampf? Was mache ich mit Gefangenen?", fragt er in einem Video. "Wie sammle ich die Stücke eines Bruders ein, den eine Granate auseinanderreißt?" Das höre sich an "wie ein Hardcore-Crash-Kurs einer Eliteeinheit", kommentiert ein Richter.

Der Prozess wird morgen, Donnerstag, fortgesetzt.

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