Digitales Erbe: Wer verwaltet die Online-Profile Verstorbener?
Verwaiste Konten in den sozialen Medien, offene Rechnungen oder Kondolenzbücher im Internet: Wer kümmert sich eigentlich um digitale Spuren von Verstorbenen?
Häufig sind die Hinterbliebenen mit dieser Frage überfordert. Wer seinen Angehörigen gerade während der Trauerphase viel Stress und Unklarheiten ersparen möchte, sollte bereits zu Lebzeiten festlegen, wie mit dem digitalen Vermächtnis umgegangen werden soll, heißt es vom Providerverband Internet Service Providers Austria (ISPA).
Online-Verträge laufen weiter
„Je detaillierter die Anweisungen, desto leichter haben es die Hinterbliebenen und erleben keine bösen finanziellen Überraschungen“, erklärt Stefan Ebenberger, ISPA-Generalsekretär. Vorsicht sei speziell bei Verträgen geboten.
„Immer mehr Verträge werden online abgeschlossen. Im Todesfall gehen Verpflichtungen, die sich aus diesen ergeben, auf die Erben und Erbinnen über. Oft wissen diese aber nichts von diesen Verträgen und bezahlen offene Rechnungen nicht“, erläutert Ebenberger.
Der Experte empfiehlt deshalb eine ausführliche Dokumentation mit einer Liste aller verwendeten Online-Dienste, die im Todesfall an eine Vertrauensperson übergeben wird.
KI und der Tod
Die digitalen Spuren, die eine Person zu Lebzeiten hinterlässt, werden zunehmend auch anderweitig genutzt, etwa von der Bestattungsbranche. Unternehmen greifen auf den digitalen Fußabdruck zurück, um künstliche Abbilder von Verstorbenen zu erschaffen.
„Die Nachfrage, aufgenommene persönliche Nachrichten von Verstorbenen auf einer Trauerfeier abzuspielen, ist sehr groß“, sagt Alexander Hovorka, Geschäftsführer der Bestattung Himmelblau. Ob auch eine KI-generierte Interaktion für Kunden von Interesse sei und dieselben tröstenden Gefühle wecken könne, werde sich erst zeigen.
KI-Rede für Trauerfeiern
„Grief-Tech“ oder zu Deutsch „Trauer-Technologie“ werden diese digitalen Abbilder von Verstorbenen genannt. Eine KI kann etwa mit Video- und Audioaufnahmen gefüttert werden und daraus passende Ausschnitte für eine Rede bei Trauerfeiern sammeln und wiedergeben.
Salzburger am skeptischsten
Laut einer Umfrage der Bestattung Himmelblau kann sich in Österreich im Schnitt jeder Fünfte vorstellen, bei Beerdigungen auf Hologramme oder andere KI-Technologien zu setzen. Mit 28 Prozent sind die Burgenländer am offensten für KI-Anwendungen bei Bestattungen, gefolgt von Wien mit 26 Prozent und der Steiermark mit 23 Prozent. Am skeptischsten sind laut Umfragewerten die Salzburger mit 16 Prozent.
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