Kurioser Berufswunsch mit 14: Jugendliche will Bestatterin werden
Ganz in schwarz gekleidet sitzt Lena Pannagl in einem Wiener Kaffeehaus, um den Hals trägt die 18-Jährige ein Kreuz.
Seit sie 14 Jahre alt ist, weiß die junge Frau, dass sie Bestatterin werden will – ein durchaus ungewöhnlicher Berufswunsch für eine Jugendliche.
„Ich bin damals vor allem durch Dokumentationen drauf gekommen, die ich mir regelmäßig angeschaut habe. Da hab’ ich mir gedacht, das könnte interessant sein“, erzählt Lena Pannagl.
Waschen und kosmetisch vorbereiten
Dieser Gedanke habe sie über die Jahre auch nicht mehr losgelassen. „Ich finde es spannend, wie Menschen, bevor sie ins Grab kommen, hergerichtet und vorbereitet werden“, schildert die heute 18-Jährige. Besonders die Arbeit am Leichnam interessiert sie: Bestatter waschen die Verstorbenen, legen ihnen die für das Begräbnis gewünschte Kleidung an und bereiten sie auch kosmetisch für Aufbahrungen vor.
Geschockte Reaktionen
Als die Jugendliche mit 14 Jahren schließlich auch ihrem Umfeld von ihrem Berufswunsch erzählte, seien die Reaktionen durchaus geschockt ausgefallen. „Sie haben zu mir gesagt, das willst du nicht wirklich werden. Und ich hab’ geantwortet, doch ich will genau das werden“, sagt Lena Pannagl.
Auch heute fallen die Reaktionen ähnlich überrascht aus, wenn sie Menschen, die sie neu kennenlernt, davon erzählt. Das Thema Sterben sei nach wie vor ein Tabuthema, viele Leute hätten auch Angst vor dem Tod, erzählt die 18-Jährige. Auch sie selbst habe bereits in ihrer Vergangenheit Erfahrungen mit dem Thema gemacht.
Eigene Erfahrungen mit dem Tod
„Ich war noch sehr jung, als eine Person in meinem Umfeld gestorben ist, die mir sehr am Herzen gelegen ist. Auch damals hat mich aber schon interessiert, wie es mit seinem Körper weitergeht, nachdem man ihn abgeholt und zur Bestattung gebracht hat.“
Als Bewältigungsstrategie habe sie sich damals für Ablenkung entschieden. „Ich habe mich damals vor allem durch meine Freunde abgelenkt und versucht, nicht die ganze Zeit drüber nachzudenken“, erzählt die junge Frau. So habe sie mit dem Thema gut abschließen können. Gerade weil sie auch eigene Erfahrungen mit Trauer, Tod und Schmerz gemacht hat, ist sie überzeugt, für den Job gut geeignet zu sein.
Eine passende Ausbildung habe es für die damals 14-jährige Lena Pannagl aber noch nicht gegeben. „Es hat keine Lehre für Jugendliche gegeben, die Ausbildung war erst ab 18 Jahren möglich“, so Lena. Deshalb entschied sie sich alternativ für eine Lehre bei den ÖBB im Bereich Elektrotechnik.
Bestatterakademie
Grundsätzlich können sich Interessierte – sobald sie volljährig sind – an der Bestatterakademie bewerben. „Ziel der Bestatterakademie ist es, eine bundesweit einheitliche Ausbildung auf hohem Niveau für die gesamte Bestatterschaft zu installieren“, heißt es auf der Website der Akademie.
Im Programm werden Vorträge, Praxisseminare, Lehrgänge aber auch die Thanatopraxieausbildung und der Vorbereitungskurs für die Befähigungsprüfung Bestatter angeboten.
Voraussetzung sind zwei Jahre Praxis in einem Bestattungsunternehmen. Lena Pannagl könnte sich gut vorstellen, sich im kommenden Jahr bei der Bestattung Wien zu bewerben. „Falls ich dort nicht genommen werde, würde ich mich auch in anderen Bundesländern bewerben und pendeln. Solange ich endlich das machen kann, was ich will.“
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