Fast 13 Jahre war Bernhard Tilg im Team von Günther Platter Gesundheitslandesrat. Außerhalb von Tirol wurde der Oberländer erst in der Nacht vom 16. März 2020 mit einem Interview in der ZiB2 bekannt. Eine zweifelhafte Berühmtheit. Mit breitem Grinsen wurde jede Frage zum Corona-Hotspot Ischgl mit dem Mantra „alles richtig gemacht“ abgetan.
414 Tage nach dem denkwürdigen Auftritt folgte Dienstagnacht der Rücktritt. Besiegelt war das Ende der Politkarriere des einstigen Quereinsteigers aus der Wissenschaft schon nach diesem Interview. Das eine Jahr Zugabe ist letztlich nur der Tatsache geschuldet, dass ein früheres Aus wohl als Schuldeingeständnis gewertet worden wäre. Das wollte Platter in jedem Fall vermeiden.
Kein großer Kommunikator
Dass ausgerechnet Tilg vor einem Jahr ausgeschickt wurde, um als erster hochrangiger Vertreter der Tiroler Regierung Rede und Antwort nach dem Ausreise-Chaos von Ischgl zu stehen, sorgte damals bei allen, die ihn kannten, für Kopfschütteln.
Denn der heute 53-Jährige ist trotz seiner langen Politkarriere nie zum Kommunikator geworden. Journalistische Fragen schienen dem Mann aus dem Tiroler Oberland stets lästig. So sehr dem Professor für Medizintechnik und Medizininformatik auch Fachwissen im Gesundheitsbereich attestiert wurde: Das Verständnis dafür, dass politische Entscheidungen auch für die breite Bevölkerung verständlich über die Rampe gebracht werden müssen, fehlte stets.
In das Interview mit ORF-Journalist Armin Wolf wurde Tilg, so war später zu hören, noch dazu völlig unvorbereitet geschickt. Damit hat sich nicht zuletzt Tirols Landeshauptmann einen Bärendienst erwiesen – auch wenn Tilg Platter den Prellbock für öffentliche Kritik machte. Alle bisherigen Krisen seiner Amtszeit – und von denen gab es einige – hat Tilg überstanden. Ischgl war zu viel.
Das angebliche „alles richtig gemacht“ prägte maßgeblich das Bild Tirols. Spätere Eingeständnisse, dass es eben doch auch Fehler gegeben habe, griffen nicht mehr.
Tilg kehrt nun der Politik den Rücken und als Professor an die Landesuniversität UMIT zurück, die er 2008 als Rektor für die Landespolitik verlassen hat.
Kommentare