Die Steiermark wählt: Wo die Politiker regieren

Einige Spitzenkandidaten haben Büro im Landhaus
Wie groß sind die Büros der Spitzenkandidaten? Und gibt es dort auch private Erinnerungsstücke?

Spitzenpolitiker haben Wochenarbeitszeiten von 70 Stunden aufwärts, nicht nur im Wahlkampf wie derzeit in der Steiermark. Hier wird am 24. November der Landtag gewählt.

Viel davon verbringen sie in ihren Büros, die damit quasi zum zweiten Wohnsitz neben dem privaten Heim werden.

Weil das so ist, haben in  den repräsentativen Amtsräumen der Grazer Burg und den Büros im Landhaus auch persönliche Erinnerungsstücke Platz: Gemälde des Schwiegervaters, Familienfotos, Andenken an frühere Ämter, Heiligenfiguren, Bücher.

Die unterschiedlichen Lagen und Größen der Räume hängen, ganz hierarisch, mit Amt und Mandatsstärke der jeweiligen Partei im Landtag zusammen.

90 Quadratmeter - Hermann Schützenhöfer

Der runde Tisch könnte in einem Film der Artus-Sage mitspielen, so imposant wirkt er im Raum. Früher stand er einmal im Regierungssitzungszimmer, ÖVP-Landesobmann Hermann  Schützenhöfer hat ihn in seinem Büro aufstellen lassen.

Rund 90 Quadratmeter misst es, liegt im zweiten Stock der Grazer Burg und ist „seit Urzeiten das Büro der LH“, betont der 67-Jährige. Nur SPÖ-Amtsvorgänger Franz Voves nahm es nicht in Anspruch.

 

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Hermann Schützenhöfer residiert im zweiten Stock der Grazer Burg

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Sein Büro ist rund 90 Quadratmeter groß

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Die Gemälde stammen von Wolfgang Hollegha

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Der Heilige Urban (Schutzpatron der Weinbauern) wacht...

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...wie Arnold Schwarzenegger

So groß es ist auch, es wirkt durchaus persönlich. Die große Couch neben der Tür und die Sessel beim Tisch sind im gleichen grünen Loden bespannt, die Wände zieren mehrere Gemälde Wolfgang Holleghas, eines Malers, den Schützenhöfer sehr schätzt.

Ein Kunstwerk, das Arnold Schwarzenegger zeigt, hängt neben dem Kamin. Der Heilige Urban, Schutzpatron der Weinbauern, steht wie jede Menge Fotos hinter dem Schreibtisch: Familie, Schützenhöfer mit den Päpsten und Amtsinhabern vor ihm, ein Bild von der Angelobung als Landeshauptmann.

Der Schreibtisch ist akkurat aufgeräumt, „ich bin da sehr genau“, schmunzelt Schützenhöfer. „Wenn’s zu viel wird, kommt’s nach draußen auf die Ablage.“

60 Quadratmeter - Michael Schickhofer

Sämtliches Mobiliar stammt noch vom  Vorbesitzer dieses Büro, Altlandeshauptmann Franz Voves, die graue Couch, der dunkelrote Teppich. Er ließ die Räume im ersten Stock der Grazer Burg einst renovieren, was ihm ob der Kosten Häme einbrachte, doch der  damalige SPÖ-Landeschef konterte  geschickt mit einem „Tag der offenen Tür“.

Seit 2015 gehört das rund 60 Quadratmeter große  Regierungsbüro Voves’ Nachfolger als SPÖ-Chef, Michael Schickhofer. Er hat  nur den Wandschmuck verändert hat  die sieben bunten Gemälde stammen aus der Hand seines Schwiegervaters.

„Das ist ein Stück Heimat im Büro“, beschreibt der Vizelandeshauptmann. „Mir war es wichtig, kraftvolle Farben in das Büro zu bringen.“

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Michael Schickhofer zog in das Büro des Altlandeshauptmannes Voves ein

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Couch und Sessel stamnmen noch aus Franz Voves' Zeiten

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Die Gemälde stammen von Schickhofers Schwiegervater, die Übertöpfe hat seine Ehefrau gestaltet

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Ein Porträt von Schickhofers Frau Ulrike ist auch im Büro

Auch ein Porträt von Schickhofers Frau Ulrike ist zu sehen, sie wiederum hat die  Übertopfe der Zimmerpflanzen gestaltet. In Schickhofers Büro liegt kein Blatt Papier zu viel, es ist penibel zusammengeräumt.

„Das ist so bei mir“, begründet der der 39-Jährige. Ich hab’ vieles im Kopf und meine Hauptarbeitszeit verbringe ich sowieso im Auto.“ Standcomputer oder Notebook sucht der Gast vergeblich auf dem Schreibtisch, auf dem ein Familienfoto steht. „Ich brauch’ nur noch mein Smartphone“, erläutert Schickhofer.

40 Quadratmeter - Mario Kunasek

Andere erproben Autoteilen, FPÖ-Klubmann Mario Kunasek Büroteilen. Der Raum im repräsentativen vorderen Teil des Landhauses direkt an der Herrengasse gehört eigentlich Gerhard Kurzmann, seinem Vorgänger als Landesparteiobmann und derzeitigem Dritten Landtagspräsident.

Der 43-Jährige teilt sich jedoch die rund 40 Quadratmeter mit Kurzmann. „Das Büro hat keine schlechten Spirit“, befindet Kunasek, wenn auch wenig Tageslicht.

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Mario Kunasek im Grazer Landhausbüro

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Erinnerungsstücke aus  Ministerzeiten kamen mit

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Der FPÖ-Landeschef teilt sich das Büro übrigens mit Gerhard Kurzmann, 3. Landtagspräsident

Das eigentliche Klubchefbüro gab Kunasek auf, als er Verteidigungsminister wurde. Somit stellen auch die (persönlichen) Einrichtungsgegenstände eine Mischung dar. Die Gemälde an den Wänden sind eine Auswahl Kurzmanns, die einsame Topfpflanze ist ebenfalls von ihm.

Besprechungstisch und Sessel sowie die Flaggen hinter dem Schreibtisch sind dagegen Kunaseks Wahl. Auch die Erinnerungsstücke sind solche aus dessen Zeit in Wien: Eine aufpolierte Granatenhülse, ein Kappe als Ehrengebirgsjäger, ein Kreuz aus Granatsplittern von den Golanhöhen.

Familienfotos stehen keine im Büro. „Das hat sich nicht ergeben. Mehr als zwei Drittel aus meinem Ministerbüro sind noch im Lager, also beim Schwiegervater am Dach.“

20 Quadratmeter - Sandra Krautwaschl

Spontaner Eindruck des grünen Büros: Etwas kahl das Ganze, kein Wandschmuck, keine Pflanze, kaum persönliche Memorabilien.

Aber Sandra Krautwaschl bietet eine plausible Erklärung: Erstens teile sie sich die rund 20 Quadratmeter mit ihren beiden Landtagskollegen, zweitens arbeite sie auch viel von zu Hause aus und drittens sei „im Büro sitzen nicht Aufgabe einer Abgeordneten. Ich bin viel unterwegs.“

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Sandra Krautwaschl teilt ihr Büro mit ihren Landtagskollegen

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Sie sitzen nicht im Landhaus, sondern extern

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Krautwaschls Buch über plastikfreies Leben  - in der koreanischen Übersetzung

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Das Büro wirkt rechts spartanisch

Was aber mit im Büro ist, wenn sie von dort aus arbeitet: Ihr wiederverwendbarer Kaffeebecher und zuweilen ein Eierkarton. „Ich habe eigene Hühner, da bringe ich oft Eier für die Kollegen mit“, schmunzelt die 48-Jährige.

Die Grünen sind die einzige der fünf Landtagsfraktionen, die ihre Klubräume nicht im Landhaus haben, sondern ein paar Gehminuten entfernt neben der eigenen Parteizentrale. Das sei größer und praktischer, begründen sie.

12 Quadratmeter - Claudia Klimt-Weithaler

Etwa zwölf Quadratmeter hat das Büro der KPÖ-Klubobfrau im Landhaus. Schreibtisch, kleiner runder Besprechungstisch mit zwei Sesseln, ein kleiner Kasten und ein gewaltiger Ficus. Voll, aber nicht ungemütlich. „Ich hab’ es mir hier sehr persönlich gestaltet“, schildert die 48-Jährige, sogar das Grün an den zwei Wänden hat sie ausgesucht.

 

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Claudia Klimt-Weithaler hat geschätzte zwölf Quadratmeter zur Verfügung

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Humor an der Tür

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Ein Herz, gestaltet von einer der beiden Töchter

Apropos Wände: Die sind voller Erinnerungsstücke, private wie berufliche. Ein goldenes Herz, das von einer der beiden Töchter kreiert wurde, ein Foto der Massendemonstrationen gegen Sozialabbau, ein Schild, das an die von den Nazis ermordete Widerstandskämpferin Hildegard Burger erinnert.

Eigentlich sollte es auf dem nach Burger benannten KPÖ-Bezirksheim hänge, doch die rote Nelke wurde im ersten Druck lila, beschreibt Klimt-Weithaler. „Da war mir so leid um die Tafel, dass ich sie hier aufgehängt habe.“

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