Die Polizei schießt bereits mit mannstoppender Munition
Jahrelang wurde innerhalb der Exekutive um die Einführung von mannstoppender Munition gerungen. Großaufträge mussten widerrufen werden, zwischenzeitlich drohte sogar die Munition knapp zu werden. Es wurde zu einem Politikum – auch unter FPÖ-Innenminister Herbert Kickl wurde die Beschaffung forciert, obwohl die Vorarbeiten schon unter Vorgänger Wolfgang Sobotka (ÖVP) passiert sind.
So laut die Diskussiondarüber war, so leise wurde die neue Munition eingeführt. Grund dafür ist, dass das Ministerium offenbar in den nächsten Wochen eine Präsentation geplant hat. Doch die Einführung neuer Munition ist auch schwer zu verkaufen – schon unter Sobotka überlegte man, wie man dies am besten der breiten Öffentlichkeit kundtun solle.
Fest steht, dass das Innenministerium einen Großauftrag fixiert hat. Insgesamt wurden 35 Millionen Stück Munition bestellt, darunter umweltschonende Übungsmunition. Den Zuschlag für beide Lose bekam der tschechische Hersteller Sellier & Bellot. Dieser ist seit 200 Jahren tätig und seit dem Jahr 2009 im brasilianischen Besitz. Der Kaufpreis beträgt laut KURIER-Informationen rund 21 Millionen Euro.
Ein Schuss pro Woche
Etwa einmal pro Woche gibt ein Polizist in Österreich im Dienst einen Schuss ab. Einer der aufsehenerregendsten Fälle war dabei jener am 14. Juni 1993, als sich ein Polizistenmörder mit Geiseln in einem Kindermodengeschäft verschanzte. Die Polizei gab tausende Schüsse auf das Geschäft ab, doch der Täter richtete sich selbst. Einer der Gründe, warum die Beamten damals so oft schossen, soll laut Zeitzeugen jener gewesen sein, dass viele ihre Privatmunition testen wollten. Denn damals war es in manchen Einheiten üblich, dass Polizisten die offizielle Munition geladen hatten, aber ab der dritten Patrone eigene ins Magazin gesteckt hatten – eben mannstoppende.
Vorteile für Schützen
Diese hat aus Sicht des Schützen mehrere Vorteile: Sie zersplittert beim Aufprall im Körper des Betroffenen. Das führt dazu, dass das Projektil anschließend nicht weiterfliegt und eventuell einen Unbeteiligten trifft. Dazu hat es natürlich eine größere Wirkung bei der getroffenen Person. Dadurch wird diese bei Treffern handlungsunfähig, der Mann wird gestoppt.
Nach vielen tödlichen Vorfällen, etwa als in Annaberg 2013 drei Polizisten starben, gab es deshalb mehr oder weniger öffentlich eine Diskussion über einen Wechsel der Munition. Schon seit zehn Jahren läuft die Entscheidungsfindung im Innenministerium; so manchen Ressortchefs fehlte allerdings der Mut zum Wechsel.
„Mit der neuen Munition erreicht man mit einem Schuss nun das Gleiche wie bisher bei drei bis vier, und die hatten eine Fremdgefährdung“, bringt es ein Polizei-Insider auf den Punkt. Dies soll etwa bei Terroranschlägen oder Amokläufen helfen, glaubt man bei der Exekutive. International haben deshalb in den vergangenen Jahren mehrere Länder auf mannstoppende Munition umgestellt.
Im Ministerium heißt es jedenfalls: „Die neue Einsatzmunition wurde bereits bundesweit an alle Beamte ausgegeben und steht im Einsatzfall zur Verfügung.“
Neue Polizei-Sonnenbrillen
Aber auch eine weitere Beschaffung konnte das Innenministerium nun abschließen. Es ging dabei um die Anschaffung neuer Polizei-Sonnenbrillen. Diese werden von der Tiroler Marke Gloryfy geliefert.
Innerhalb von vier Jahren stehen bis zu 2,3 Millionen Euro zur Verfügung; abhängig davon, welche Stückzahl dann tatsächlich abgerufen wird.
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