In der Gemeinderatssitzung kommende Woche bringen die Grünen einen entsprechenden Antrag ein, den Anfang machen die Max-Mell-Allee und die Kernstockgasse: Mell wurden von den Nationalsozialisten als "repräsentativster Dichter der Ostmark" bezeichnet, Kernstock dichtete unter anderem das Hakenkreuzlied - während die Kernstockgasse bereits 1935 benannt wurde, erhielt die Mell-Allee erst 1962 ihren Namen.
Wie die Straßen künftig heißen werden, steht noch nicht fest, auch der Zeitpunkt der Umbenennung nicht. Für Graz ist das allerdings ein Paradigmenwechsel: Die ÖVP-FPÖ-Koalition lehnte so eine Maßnahme strikt ab und gab lieber gleich für alle personenbezogenen Straßenzüge Erklärtafeln in Auftrag, statt nur die historisch bedenklichen damit auszustatten. Pro Jahr sollten 90 solche Schilder angebracht werden.
Hetzer und Antisemiten
Neben der Mell-Allee und der Kernstockgasse stehen 18 weitere Straßen auf der Liste der problematischen Namen, die neu bezeichnet werden müssen. Darunter die Conrad-von-Hötzendorf-Straße, 1949 benannt nach jenem General, der nach jüngster Forschung antisemitischer Hetzer und Kriegstreiber des Ersten Weltkriegs war. Oder die Alfred-Coßmann-Gasse: Sie erhielt ihren Namen 1962 von einem der bekanntesten Maler des NS-Regimes. Der Gustav-Hofer-Weg erinnert seit 1967 an einen Arzt, der ab 1940 im Ausbildungsstab der SS war.
Bei der FPÖ stieß die Kehrtwende am Freitag erwartungsgemäß auf wenig Verständnis. Die Koalition hänge "linkslinken Fantasien" nach und betreibe "Geschichtsauslöschung", monierte Klubobmann Alexis Pascuttini.
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