Die Jagd hat ein weibliches Gesicht

Carina Frank repräsentiert auch als Falknerin mit ihrem Steinadler die Beizjagd im In- und Ausland.
Eine 29-jährige Waldviertlerin soll das Image der jagenden Zunft nachhaltig verbessern.

Die Jagd ist so alt wie die Menschheit selbst. Allerdings ist die Jagd in der Öffentlichkeit nie stärker im Brennpunkt gestanden als derzeit. Tierschutzorganisationen haben es sich zum Ziel gemacht, das Halali öffentlich anzuprangern. Nicht zuletzt deswegen werden auch die Jagdgesetze laufend verschärft.

Dagegen soll nun eine Frau ankämpfen. Carina Frank wurde vom Verein "Artemis Charity" zur Jägerin des Jahres 2017 gekürt. Die 29-jährige Waldviertlerin (NÖ) soll als eine Art Markenbotschafterin der Jagd ein Jahr lang positive Imagearbeit im deutschsprachigen Raum leisten. Frank ist nicht nur Jägerin sondern auch passionierte Falknerin.

KURIER: Wie fühlt man sich als Frau und Markenbotschafterin in einer sehr Männer dominierten Jagdgesellschaft? Gibt es auch unangenehme Berührungspunkte?

Carina Frank:Bei meinen unmittelbaren Jagdfreunden nicht. Es wird natürlich gescherzt, aber das basiert auf Gegenseitigkeit. Bei neuen Kontakten habe ich doch auch schon ab und an die Erfahrung gemacht, dass manche Herren ein bisschen überrascht sind, wenn man beginnt, als junge Frau vom jagdlichen Smalltalk in Fachgespräche überzugehen. Oft fällt die Unterhaltung auf das Thema Jagdhunde, das Wissen über Jagdhunderassen ist ein Steckenpferd von mir, ebenso wie alte Flinten.

Wie lautet Ihr Zugang zur Jagd?

Ich komme aus einem landwirtschaftlichen Betrieb und kenne daher die Reibungspunkte. Viele Landwirte klagen über Wildschäden und wollen diese oft in monetärer Form vom Jäger vergütet bekommen. Als Spross eines landwirtschaftlichen Betriebes hat mich die Gesamtheit der Natur schon immer fasziniert. Nach meiner Jagdprüfung war sofort klar, dass die Jagd nicht so simpel ist, wie viele vielleicht denken. Es gilt Vorgaben zu erfüllen, Abschusspläne einzuhalten und natürlich das Wild nachhaltig zu bejagen.

Tierschützer machen gegen die Jagd mobil. Wie antworten Sie darauf?Diese Mobilmachung halte ich für bedenklich, denn es werden wenige Fakten präsentiert und mit den Emotionen der Menschen gespielt um gegen die Jägerschaft vorzugehen. Viele Jagdkritiker erkennen leider nicht, dass sich unser ganzes Handeln und Tun wie ein Schmetterlingseffekt auf unsere sensible Umwelt auswirkt. Stelle ich die Bejagung einer bestimmten Wildart ein, kann dies enorme Auswirkungen auf die Vegetation und letztlich auf andere Wildarten haben.

Wie stehen Sie zum geplanten Jagdgatter-Verbot?

Ich war noch nie auf einer derartigen Jagd. Die allgemeinen Ansichten contra Gatter sind oft einseitig. Jeder der schon mal im Landeanflug nach Schwechat war und aus dem Fenster geblickt hat, soll bitte versuchen sich zu erinnern, was er gesehen hat. Von da oben sieht man kein einziges Gatter, was man aber sieht, sind Autobahnen mit kilometerlangen Wildschutzzäunen, asphaltierte Feldwege, schachbrettartig angelegte Felder, Radwege, die den Lebensraum unserer Wildtiere zerschneiden. Wussten Sie, dass der Kaiseradler bis vor einigen Jahrzehnten noch in den Gebieten der Simmeringer Haide jagte, bevor diese verbaut wurde? Der Mensch hat in der Vergangenheit schon weit mehr Barrieren für Wildtiere geschaffen, als ein paar Gatterzäune.

Wie sehen Sie das Image der Jagd?Ich glaube die Einstellung der Öffentlichkeit zur Jagd ist eher neutral. Da darf sich die Jägerschaft aber nicht ausruhen, denn wenn die Öffentlichkeit mit Halbwahrheiten konfrontiert wird, kann sich diese Einstellung schnell in ein negatives Bild umwandeln. Daher ist es die Aufgabe aller Jägerinnen und Jäger, immer wieder die Kommunikation mit Nicht-Jägern zu suchen.

Sie leisten ihren Beitrag dazu?Ich will als gutes Beispiel vorangehen, aber auch die Jägerschaft zur aktiven Kommunikation motivieren. Aufgrund meiner vielen jagdlichen Interessen wie die Jagdmusik und die Falknerei sehe ich eine Chance darin, die Bevölkerung neugierig zu machen und deren Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

Artemis Charity
Mit dem gemeinnützigen Verein „Artemis Charity“ wurde vor zwei Jahren eine Plattform geschaffen, die sich der positiven Imagearbeit zur Jagd verschrieben hat. 2016 wurde mit der Oberösterreicherin Doris Moser die erste Artemis-Jägerin gekürt. Sie konnte unter anderem im Parlament ein Plädoyer für die Jagd halten. Heuer wurde Carina Frank als die erst zweite „Jägerin des Jahres“ zur Markenbotschafterin gekürt. Artemis hat sich außerdem der Hilfe finanziell geschwächter Familien verschrieben. Jedes Jahr werden Stipendien für Schüler vergeben.

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