Die größten Anschläge in Österreich
Für jüngere Österreicher herrschten bis Montagabend diesbezüglich paradiesische Zustände, da Terroranschläge hier so gut wie unbekannt waren. Ältere Bewohner des Landes erinnern sich freilich an ein Jahrzehnt des blutigen Terrors. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurden in Wien und in Niederösterreich eine ganze Reihe terroristischer Anschläge verübt.
Den Auftakt machten zwei Palästinenser, die einen mit jüdischen Sowjet-Emigranten besetzten Zug überfielen. Sie ließen sich am 28. September 1973 mit drei Auswanderern und einem Zollbeamten, die sie als Geisel nahmen, von Marchegg an der österreichisch-tschechoslowakischen Grenze zum Flughafen Schwechat führen. Die Geiseln kamen erst frei, als die Bundesregierung das Emigrantenlager im Schloss Schönau sperren ließ. Die Entführer verließen Österreich auf dem Luftweg.
Zwei Jahre später drangen drei armenische Terroristen in das Gebäude der türkischen Botschaft in Wien ein und erschossen den Botschafter.
Ebenfalls 1975 versetzte der venezolanische Terrorist „Carlos“ Wien in Angst und Schrecken. Gemeinsam mit vier bewaffneten Komplizen überfiel er das OPEC-Gebäude an der Wiener Ringstraße, in dem gerade die Erdölminister der arabischen Staaten tagten. Dabei wurden ein österreichischer Polizist, ein Leibwächter und ein libysches Delegationsmitglied erschossen.
Die Terroristen hatten 70 Menschen, darunter elf Minister, in ihrer Gewalt. Nach zweitägigen, zähen Verhandlungen ging das Geiseldrama zu Ende. In einem Postautobus wurden die Attentäter mit 33 Geiseln zum Flughafen Schwechat gebracht. Dort sorgte Innenminister Otto Rösch für Aufsehen, als er „Carlos“ zum Abschied die Hand schüttelte. Die Terroristen wurden nach Algier geflogen, wo die Geiseln freigelassen und die Terroristen festgenommen wurden.
Palmers-Entführung
Am 9. November 1977 entführten mehrere Angehörige der „Roten Armee-Fraktion“ den Wiener Textilindustriellen Walter Michael Palmers. Er wurde nach vier Tagen gegen ein Lösegeld von 31 Millionen Schilling freigelassen.
Wiens Baustadtrat Heinz Nittel bestieg vor seinem Reihenhaus in Wien-Hietzing seinen Dienstwagen, um zu den 1.-Mai-Feiern 1981 zu fahren. Kaum hatte er Platz genommnen, wurde durch das rechte Seitenfenster auf den Politiker geschossen. Nittel war sofort tot. Tage danach tauchte in Damaskus ein Flugblatt auf, in dem sich die palästinensische Befreiungsorganisation Al Asifah dazu bekannte, Nittel – der Präsident der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft war – ermordet zu haben.
Am 29. August 1981 ereignete sich das erste Attentat in der Wiener Seitenstettengasse. Zwei Personen wurden bei einem Anschlag auf die Synagoge getötet und 18 Menschen verletzt. Die palästinensischen Täter wurden unmittelbar nach dem Anschlag gefasst, einer von ihnen gestand auch den Mord an Stadtrat Nittel.
Vier Tote und 30 Verletzte forderte ein Anschlag, der 1985 am Flughafen Schwechat verübt wurde. Drei schwer bewaffnete Terroristen warfen Handgranaten unter die vor dem Abflugschalter der „El Al“ wartenden Passagiere. Nach einer Verfolgungsjagd konnten zwei der Terroristen verhaftet werden, ein Palästinenser wurde erschossen.
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