Die Bikinisaison startet am Balkon

Die Bikinisaison startet am Balkon
Keine Prognose zur Öffnung der Freibäder. Wiens Bürgermeister Ludwig drängt auf das Aufmachen und sei es ohne Schwimmen.

Zwei Liegen, ein Sonnenschirm und damit Abstand und Sicherheit gewahrt bleiben: Plexiglas drumherum.

Die skurrile Idee aus Rimini zur Rettung des Strandurlaubs in Italien amüsierte vielleicht so manchen Leser in Österreich, aber damit hatte es sich dann auch schon. Die Betreiber heimischer Freibäder denken nicht an solche Barrieren, sondern kämpfen mit den corona-bedingt gegebenen Hürden: Der Start der Saison Anfang Mai ist längst Geschichte, die Bikinisaison beginnt ganz nach der „Bleib zu Hause“-Vorgabe wohl am Balkon oder im eigenen Garten.

Nun geht es darum, den Gästen die Chance auf Abkühlung und Sonnenbaden im Freibad zu ermöglichen und die Sommersaison zu retten ab wann auch immer. Im Büro des zuständigen Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) wagt niemand eine Prognose: „Zeitliche Perspektive gibt es hier leider keine“, bedauert ein Sprecher.

Wenigstens die Wiesen nutzen

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) drängt nun aber auf eine Entscheidung - und auf die Öffnung der Wiener Bäder.  Notfalls auch ohne Planschen oder Schwimmen im Wasser: Zumindest die Liegeflächen sollten als Erholungsraum genützt werden können. "Ich werde versuchen, einen Weg zu finden, dass man die Bäder zumindest als Freiraum nutzen kann", betonte der Stadtchef am Dienstag. Vorstellbar sei eine Beschränkung der maximalen Personenzahl.

All das hänge freilich von bundespolitischen Vorgaben ab. "Wir werden hier keinen Sonderweg gehen."

Allerdings benötigen Freibäder eine gewisse Anlaufzeit, um loslegen zu können. Viele rüsten sich schon jetzt, obwohl sie informationstechnisch noch auf dem Trocknen sitzen. „Wir brauchen einige Wochen Vorlaufzeit“, sagt Martin Kotinsky, Sprecher der städtischen Bäder in Wien. „Aber wir fangen langsam mit den Vorbereitungen an, damit wir fertig sind, wenn es losgehen kann.“

An heißen Wochenenden tummeln sich allein in den 17 städtischen Freibädern in Wien 100.000 bis 120.000 Besucher, an Werktagen bis zu 80.000. Üblicherweise gehen die Eingangstüren zu Gänsehäufel und Co Ende April, spätestens jedoch am 2. Mai jedes Jahres auf.

Die Eingangsbereiche sind auch der Punkt, an dem Badbetreiber knabbern: Sie sind die problematischen Engstellen, weniger die Liege- oder Wasserflächen. „Dort kann man schon die Abstände einhalten“, überlegt Kotinsky. „Bei der Wiese sehe ich die geringsten Probleme. Aber was ist an der Kassa? Wenn man da einen Meter Abstand hat, dann stehen da bald kilometerlang Menschen.“ Wie das zu lösen sein könnte, ist offen.

Ähnlich sieht das der Sprecher eines der größten europäischen Seebäder, dem Strandbad Klagenfurt. Bis zu 12.000 Leute wollen an Spitzentagen an das größte Wörthersee-Bad. „Wie soll man das dann an der Kasse bewältigen?“, sinniert Harald Raffer von den Stadtwerken, die auch die insgesamt drei Strandbäder Klagenfurts betreiben.

„Natürlich könnte man an den Eingängen Ordnungspersonal aufstellen, aber bei 10.000 Menschen?“ Im Gegensatz zu städtischen Bädern sei die Vorlaufzeit eines Seebades kürzer und betrage wenige Tage. „Unser Team steht Gewehr bei Fuß. Wir können rasch aufmachen, sobald das möglich ist.“

Attraktionen sperren

Dennoch tüftelt man auch in Klagenfurt an der Frage, wie der Mindestabstand im Bad zu sichern ist. Auf der Liegewiese setzt man auch auf die Eigenverantwortung der Besucher. Rutschen oder andere Attraktionen, die zur Bildung von Warteschlangen neigen, werde man wohl sperren müssen.

Für die sechs Grazer Freibäder bereiten die Verantwortlichen der Holding Graz ebenfalls die Logistik vor. Sprecher Gerald Zaczek-Pichler betont, sobald grünes Licht vom Bund komme, könne man binnen 14 Tagen öffnen. Bis zu 12.000 Badegäste sind im Sommer in den Bädern.

„Sehnsucht ist groß“

Traditionell am 1. Mai bevölkert sich Österreichs größter künstlicher Sandstrand in Baden (NÖ) mit Sonnenanbetern und Wasserratten. Heuer „ist klar, dass wir da nicht aufsperren können“, sagt Kurt Staska, Geschäftsgruppenleiter Jugend, Sport, Gesundheit und Soziales.

Anfragen gäbe es viele, „die Sehnsucht ist groß“. Becken und Anlage im Strandbad sind vorbereitet, „wenn es eine Entscheidung der Regierung gibt, können wir von einem Tag auf den anderen öffnen“, so Staska. Die üblichen 7.000 Besucher werden aber nicht möglich sein. Wobei Staska die Einhaltung der Abstände vor Kassa oder auf Liegewiese für kein Problem hält, aber „Schwimmen mit Maske ist unrealistisch und der Kinderbereich wird schwierig. Ich bin aber optimistisch, dass es eine Badesaison 2020 geben wird.“

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