Der tägliche Wahnsinn auf der Autobahn: Ein Polizist berichtet

Illegales Straßenrennen
Dass die „Reise nach Jerusalem“ ein lustiges Gesellschaftsspiel sein kann, ist gemeinhin bekannt. Dass diese aber keinesfalls in einem fahrenden Auto veranstaltet werden darf, mussten Beamte der Autobahnpolizeiinspektion Altlengbach in Niederösterreich drei jungen Männern erst erklären.
Wahnwitziges Manöver
Das Trio war Sonntagnachmittag auf der Westautobahn im Bezirk St. Pölten unterwegs, als die Fahrzeuginsassen eine wahnwitzige Idee in die Tat umsetzten. Beamte, die dem Wagen folgten, sahen, dass im Auto die Plätze gewechselt wurden: Bei Tempo 100 dürfte der 20-jährige Beifahrer plötzlich auf die Rückbank geklettert sein. Der Lenker (23) wechselte nach rechts, danach kletterte ein weiterer Mann von der Rückbank ans Steuer. Bei der Anhaltung leugneten der ursprüngliche Lenker und der 20-Jährige, beide aus Wien, zunächst, ehe sie das durchgeführte Manöver gestanden.
Kein Führerschein
Der 23-Jährige gab an, bereits fünfmal ohne Führerschein ertappt worden zu sein. Der 20-Jährige ist laut Polizei zwar im Besitz einer Lenkberechtigung, führte sie aber nicht mit. Das Duo wurde wegen zahlreicher Verwaltungsübertretungen bei der Bezirkshauptmannschaft angezeigt. Zum dritten Mann im Auto gab es noch keine weiteren Angaben.

Willy Konrath von der Landesverkehrsabteilung NÖ
Dass auf dem Highway immer wieder die Hölle los ist, weiß auch Willy Konrath. Der Leiter der Verkehrsabteilung in Niederösterreich hat in seiner langen Karriere viel erlebt: „Leider mussten wir bereits mehrmals Personen stoppen, die aus ihrem Auto ein Büro gemacht hatten.“ Soll heißen, dass die Lenker mit Laptop am Schoß und Handy am Ohr auf der Autobahn unterwegs waren.
In Erinnerung blieb Konrath aber auch eine Mutter, die mit ihrem Kind auf dem Beifahrersitz saß. „Die Frau hatte den Gurt zwar auch um ihr Kind gewickelt, man kann sich aber ausmalen, was bei einem Unfall alles passieren hätte können“, berichtet der Polizist.
"Gefahr für Mensch und Umwelt"
Und immer wieder sei auch die korrekte Sicherung der Ladung ein Thema. Es sei etwa keine Seltenheit, so Konrath, dass Gefahrengut nur schlecht gesichert werde und gefährliche Flüssigkeit während der Fahrt austrete. „Eine große Gefahr für Mensch und Umwelt“, so der Leiter der NÖ Verkehrsabteilung.
Übrigens: Unfallursache Nummer eins sind und bleiben Ablenkung und Unachtsamkeit. Allein im Jahr 2019 verunglückten laut ÖAMTC 139 Personen tödlich, weil sie oder der Unfallgegner in den entgegenkommenden Verkehr geraten waren. Die Statistik führt auch an, dass 120.000 Übertretungen des Handyverbots in diesem Zeitraum von der Polizei geahndet wurden.
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