Der Sommer gibt sich weiter britisch
Irgendwo ist es ja bekanntlich immer schöner. Wer dieser Tage auf der Europa-Wetterkarte den Sommer sucht, wird ihn unter anderem dort finden, wo man ihn als Laie am wenigsten vermutet. Während sich Österreich am Donnerstag (Fronleichnam) kalt und in weiten Teilen verregnet präsentiert, scheint im hohen Norden und in Osteuropa die Sonne (siehe Grafik). In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist etwa mit Temperaturen um die 26 Grad zu rechnen.
Wo ein Tief, da ein Hoch
Für den Profi ist das nicht weiter verwunderlich. „Das Hoch in diesem Teil Europas ist der Gegenspieler jenes Tiefs, das uns das schlechte Wetter bringt“, erklärt Ubimet-Meteorolge Thomas Knabl. Das angesprochene Tief bewegt sich von Großbritannien Richtung Mittelmeer. Bereits auf dem Weg dorthin streift es am Mittwoch den Westen Österreichs und bringt Regen und in Vorarlberg sogar Schnee bis auf 1200 Meter. Als Genua-Tief kehrt die Front dann nach Österreich zurück und verregnet vor allem im Osten des Landes den Feiertag. Die Temperaturen kommen über 17 Grad nicht hinaus. Freitag und Samstag wird es vor allem in Tirol und Vorarlberg ungemütlich. Die Prognose: Dauerregen.
Pech für Outdoor-Events
„Wir lassen uns die Party nicht vermiesen“, heißt es angesichts des Bibber-Wetters beim Beatpatrol in St. Pölten. Normalerweise hätte das Elektronik-Festival am Donnerstag großteils im Freien über die Bühne gehen sollen, doch jetzt wurde umdisponiert. „Das heißt, Größen wie Justice (DJ Set) und andere werden in den Hallen des Veranstaltungszentrums spielen.“ Die Wetterprognose: Bei wechselnder Bewölkung ist auch ein kurzer Regenschauer möglich, dazu auch recht windig. Tageshöchstwerte um die 18 Grad.
Nasskalt verspricht das am Donnerstag beginnende Tomorrow-Festival am Gelände des Atomkraftwerks Zwentendorf zu werden. Die Veranstalter von Global 2000 sind trotzdem optimistisch: „Bis auf die Main Stage sind alle Bühnen überdacht“, sagt Sprecherin Susanna Schlöglhöfer. Wer die Stars des Festivals – die Brit-Rocker Kaiser Chiefs sowie die Fantastischen Vier – sehen will, wird aber wohl nass werden. Die Wetterprognose: Nach einem zunächst noch regnerischen Donnerstag gibt es ab Freitag zwar weiterhin viele Wolken, aber zwischendurch auch trockene Phasen mit kurzen sonnigen Auflockerungen. Die Temperaturen steigen von 14 Grad am Donnerstag auf 19 Grad am Samstag und Sonntag.
Im Ausseerland gibt es dafür strahlende Gesichter, und das tatsächlich wegen der Witterung. „Kühl und trocken, das ist unser Lieblingswetter“, versichert Martin Schoiswohl, Sprecher des Narzissenfestes. Kühl, denn so mögen es die Millionen von Narzissen am liebsten. Trocken, so mögen es die rund 25.000 Besucher, die am Wochenende zu Auto- und Bootskorso erwartet werden. Genau diese Wettermischung ist laut Schoiswohl für Sonntag prognostiziert. Die Wetterprognose: Am Mittwoch nach freundlichem Beginn im Tagesverlauf von Westen her Regenschauer. Von Donnerstag bis Sonntag meist dichte Wolken und nur kurze sonnige Phasen. Dabei muss man auch immer wieder mit Regen rechnen, der zeitweise sogar kräftig ausfällt. Die Temperaturen: 14 Grad am Mi., 11 Grad am Do. und von Freitag bis Sonntag etwa 14 bis 16 Grad.
Wetterfest präsentieren sich auch die Tausenden Motorradfahrer und erwarteten 50.000 Zuschauer des spektakulärsten Rennens des Landes: Das Erzberg-Rodeo startet am Feiertag zum 19. Mal. „Regen ist uns egal“, betont Sprecher Martin Kettner. Blitze und Nebel sind allerdings ein anderes Kapitel: Bei zu großer Blitzschlag-Gefahr am Erzberg werden Durchgänge abgesagt, dafür gibt es ein eigenes Messsystem. Die Wetterprognose: Sonne nur zwischendurch, die meiste Zeit aber dichte Wolken und zeitweise auch Regen. Die Temperaturen bleiben sehr verhalten bei 12 bis 14 Grad am Donnerstag und Freitag, am Wochenende wird es mit 14 bis 17 Grad eine Spur weniger kalt.
Kein Sommer in Sicht
Regnerisch und kühl ist es in Österreich das ganze Wochenende. Angesichts dieser düsteren Prognosen bleibt die Frage: Wann kommt eigentlich der Sommer, der ja offiziell am Samstag, 1. Juni, beginnt. „Der ist derzeit noch nicht in Sicht“, hat Meteorologe Knabl wenig Tröstliches zu vermelden.
Sonne, Regen oder doch Schnee? Die detaillierte Prognose für das Wetter in den kommenden Tagen in Ihrer Heimatgemeinde finden Sie hier.
Schlechtwetter muss nicht nur Schlechtes bringen. Weil die Menschen darauf verzichten, sich in der nasskalten Natur aufzuhalten, sinkt automatisch die Zahl der Zeckenbisse und der FSME-Fälle, berichtet Virologie-Professor Franz Heinz von der Universität Wien.
Den gefährlichen Blutsaugern selbst macht das unwirtliche Wetter wenig aus, erklärt der Professor. Die Infektionsgebiete haben sich zuletzt sogar gegen Westösterreich ausgedehnt. Da die Impfrate steigt, bleibt die Zahl der jährlichen FSME-Erkrankungen aber konstant.
Unaufgeregt werden Regen und Kälte auch in weiten Bereichen der Landwirtschaft beurteilt. „Im Vorjahr hatten wir zu dieser Zeit Hitze und Trockenheit. Man konnte bereits die schlechte Getreideernte prognostizieren“, meint Pflanzenbauexperte Ferdinand Lembacher von der NÖ-Bauernkammer. Genug Feuchtigkeit und eine gezügelte Vegetation lassen alle Optionen offen.
Unzufrieden sind die Hobbygärtner und die Gärtnereien. Schon die Kältewelle Ende April verhinderte ein erstes Auspflanzen und die Händler beklagten Einbußen. „Die Leute schimpfen über eine Schneckenplage, über Blattläuse und dass die Jungpflanzen mangels Sonnenlicht nicht wachsen“, schildert Gabriel Kainz von der Gärtnerei Käfer in Gresten.
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