Die Fensterscheiben der Shops wurden geputzt, die Auslagen erneuert und die Shops ausgiebig gelüftet. Einige Geschäfte entfernten dafür sogar kurzfristig die Türen, wie etwa der Store der Modelinie Hämmerle auf Mariahilfer Straße in Wien.
Beim Kleider Bauer nebenan wurden die Räumlichkeiten ausgemalt und Bildschirme montiert. "Wir haben dem Store ein Facelift verpasst", erklärt ein Mitarbeiter. Außerdem wurde ein Hygiene-Konzept mit stündlicher Desinfektion der Garderobe ausgearbeitet. Wie bisher, gelten FFP2-Maskenpflicht, Abstandsregeln und eine Mindestfläche von 20 Quadratmetern pro Person.
Der Mango-Store, wenige Häuser weiter, hat eine eigene Ampel aufgestellt. Nach dem ersten Lockdown mussten die Besucher noch eines von 30 Sackerln beim Eintreten nehmen. Jetzt ist man moderner: "Per Kamera werden die Personen automatisch gezählt, wenn 30 Personen im Store sind, schaltet die Ampel auf Rot, die Eingangstür schließt", erklärt Günther Rossmanith. Eine Lautsprecher-Stimme sagt zuerst auf Deutsch und dann auf Englisch: "Bitte Warten! Please Wait!"
Die Obfrau der Sparte Handel in der Wiener Wirtschaftskammer, Margarete Grumprecht, wünscht sich, dass "es keinen weiteren Lockdown im Sommer gibt". Diese moderate Öffnung sei besonders wichtig, da der Einzelhandel in Wien im Jahr 2020 Umsatzrückgänge von 5,3 Prozent hinnehmen musste. Ohne den Branchen, die der Grundversorgung dienen, betrage das Minus gar 15 Prozent.
"Es ist ein Freudentag"
Ähnlich sieht es ihre niederösterreichische Kollegin in der Wirtschaftskammer, Nina Stift. "Es ist für uns ein Freudentag, dass wir wieder aufsperren können", sagt sie. Und ist dankbar, dass sich nicht jene Stimmen durchsetzen konnten, die den härteren Ost-Lockdown sogar bis Mitte Mai verlängern wollten. Nina Stift: "Jeden Tag, wo wir aufsperren können, ist für uns ein gewonnener Tag." Sie hofft, dass in den Geschäften die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen auch durchgezogen werden. "Wir dürfen nicht glauben, dass alles wieder normal ist, sonst sind wir gleich wieder im nächsten Lockdown drinnen", sagt sie.
Das sehen auch viele Unternehmer so. Etwa Michael Kietreiber, der in der Wiener Neustäter Innenstadt Outdoor-Equipment verkauft: "Ich denke, die Menschen sind sehr vorsichtig, weil sie nicht wollen, dass die Infektionszahlen wieder in die Höhe schießen. Deshalb glaube ich, dass es ein sehr verhaltener Start wird."
Dennoch wird es wie ein richtiger Neustart gefeiert. Die Stadt Wiener Neustadt hat sogar eine Plakatkampagne für Öffnungsschritt am 3. Mai gestartet.
In der Wiener Innenstadt suchen viele Geschäftsinhaber den persönlichen Kontakt. Wie etwa die Inhaberin des kleinen Juwelierladens "M. W. Fischer" am Franziskanerplatz. "Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!", hat sie ihren Kunden per Nachricht geschickt.
Ansturm auf Friseure
Bei Handel ist man sich noch nicht so ganz sicher, ob nur bestimmte Bereiche, wie Bau- und Gartenmärkte, sofort anspringen, oder ob allgemein eine starke Kauflust da ist. Fix ist, dass die Friseure nach der langen Zeit des Ost-Lockdowns stark gefragt sind. Der Friseur- und Barbersalon "Borbone" in der Hegelgasse muss Termine absagen: "Wir sind für die nächsten 10 Tage ausgebucht", so Salonmanagerin, Paola Langella.
In Niederösterreich verzichten die meisten Salons auf den üblichen Montags-Schließtag. Peter Maurer, Friseur in Wiener Neustadt: "Da hätten uns die Kunden gesteinigt. Die Anfrage ist enorm. In der ersten Woche sind wir schon voll ausgebucht, die Woche danach sieht auch schon gut aus." Was ihm Sorge bereitet: Es hätten sich Kunden gemeldet, die bereits geimpft sind, und nachgefragt, ob sie dennoch einen Corona-Test benötigen. Maurer: "Derzeit ist es aber gesetzlich so, dass auch Geimpfte getestet sein müssen. Das muss erst in die Köpfe".
Öffnen werden in der Woche in Wien und NÖ auch die Museen und Tiergärten. Eine Online-Buchung vorab ist überall empfohlen. Vor allem im Schönbrunner Zoo: Der lockt mit Nachwuchs, dem Zebrafohlen Sylvia.
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